Sprechverbot

Der Moderator ist verzagt,
weil niemand sich nach vorne wagt.
Darf man es sagen oder nicht?
fragt sich voll Sorge ein Gedicht.
denn man spricht hier über ein Wort,
das (sagt es einer, muss er fort!)
für alle Zukunft unbekannt 
sein soll und aus der Welt verbannt.

Niemand wagt, dieses Wort zu sagen,
denn sonst würde man ihn verklagen.
Erlaubt ist nur der erste Laut,
der vorwitzig nach draussen schaut.
Gemeinschaftlich und unverdrossen
wird nach der Diskussion beschlossen:
In allen Büchern wird gestrichen
das Wort, dem man hier ausgewichen.
Und mancher fragt sich jetzt gespannt:
Wann wird das erste Buch verbrannt?
*
Niemand hat die Absicht,
ein Buch zu verbrennen!

Geschlechterschlacht

Die Absicht, Sprache zu verändern,
um durch geschlechtgerechtes Gendern
für Gleichberechtigung zu sorgen,
hört sich für mich nicht richtig an.

Die Wirksamkeit bleibt mir verborgen,
denn ich bin schließlich nur ein Mann.

Statt gleiche Rechte zu verbreiten,
seh' ich nur, dass die Menschen streiten
und diese Regelung verhöhnen,
wobei der Wunsch nach gleichen Löhnen,
der richtig ist (wie man 's auch schreibt)
am Ende auf der Strecke bleibt.

Das wahre Ziel geht so verloren.
Es klingt nur falsch in vielen Ohren.
*

 

Gladiator am Rollator

Die Rollatorin Hannah Tammen
jagt Fußgänger, um sie zu rammen,
weil sie auf ihrer Straße steh'n
und ihr nicht aus dem Wege geh'n.
Der Bürgersteig: ein Ort des Krieges!
Für Hannah stets ein Platz des Sieges,
denn ihr Gehwagen hat ganz vorn
Stoßstangen  mit geschärftem Horn.
*