Seine Hand lag schon längere Zeit über meiner. Ich dachte zuerst:"Besser dieser als keiner." Doch später entpuppte er sich als Genie, denn solch eine Nähe empfand ich noch nie. Er streichelte mich, hat liebkost und geflutscht, ist sinnlich dicht an meinen Körper gerutscht, sodass ich zuletzt das Begehrte gewährte. Er fasste Vertrauen und folgte der Fährte. Doch einfache Speise genügte ihm nicht. Schon bald machte er ein enttäuschtes Gesicht. Er hatte zwar jahrelang nach mir gesucht, doch trotzdem hat er mich am Ende verflucht, denn die sinnlichen Früchte, die ich ihm bot, beinhalteten ein Gewalttatverbot. Ich begann, ihn zu fürchten, entschloss mich zur Flucht und wählte danach eine andere Frucht. Ich möchte mir ja kein Begehren verwehren. Doch Vorsicht ist wichtig! Das möchte ich lehren. Seid achtsam und wählt stets vollkommen bewusst in Kenntnis der Pein das Objekt eurer Lust.
*
Du musst nicht nackt
sein für Kontakt.
Manchmal genügt
es auch, befrackt
direkt in den
Kontakt zu geh'n,
um deinen Partner
zu versteh'n.
Kontaktest du ihn
unbekleidet,
riskierst du, dass
er daran leidet
und findet, du
seiest abgeschmackt.
Dann hast du den Kontakt
verkackt.
Wenn du dich
vor Kontakt versteckst,
weil du dich vor
Kontakt erschreckst,
probier' es
vorsichtshalber aus
und geh' bekleidet
aus dem Haus!
Denn ohne jeglichen Kontakt
bleibst du alleine.
Das ist Fakt.
*
Man muss bereit sein für Kontakt.
Hat jemand deinen Blick gepackt
und lässt dich jetzt nicht einfach geh'n,
dann kannst du dadurch gut versteh'n,
dass das ergriffene Objekt
(Das bist jetzt du!) in Nöten steckt.
Wie kannst du dem Kontakt entweichen
und dich hier taktisch klug verschleichen?
In diesem Fall hilft wirklich nur
ein Blick auf deine Armbanduhr
mit Hinweisen auf den Termin,
geplant mit ihr oder mit ihm.
Auf jeden Fall voll Wichtigkeit
und darum hast du keine Zeit
für diese Art Interaktion.
Doch würde sie bald kommen schon.
*
Er hat mir die köstliche Suppe versalzen
durch herzloses Balzen.
Natürlich balzte er nicht mit mir
sondern mit diesem Schönling am weißen Klavier,
der dort saß und die Finger so aufreizend spreizte,
was meine Begleitung noch zusätzlich reizte.
Da habe ich ihm meinen Sektkelch gereicht,
mich erhobenen Hauptes von dannen geschleicht
und bin dem Konflikt so geschickt ausgewichen.
Jetzt kommen Sie mir nicht mit: "Es heißt geschlichen!",
denn ich träumte etwa bis morgens um vier
von tanzenden Mäusen auf dem Klavier.
*
Seit ich beschlossen habe,
mich nicht mehr zu waschen,
herrscht ein olfaktorisches Remmidemmi
in der Geruchslandschaft meines Körpers.
Die bisher im Zaum gehaltene Wildnis
der Lebewesen auf meiner Haut
breitet sich ungehindert aus.
Finger- und Fußnägel
wachsen und wachsen.
Ohrenhaare,
Nasenhaare,
sprießen unverdrieslich,
bis ich schließlich
ein Ding geworden bin,
das wie verhext
jetzt wächst und wächst.
Ich überlasse mich einfach der Natur
und vertraue auf ihre Weisheit. Nur
scheint es damit nicht
sehr weit her zu sein.
Es wuchert wild an Arm und Bein.
Deshalb will ich ihrer Kraft Einhalt gebieten
durch kulturell lang schon entwickelte Riten
wie Zähneputzen
und Haare stutzen.
Das übe ich nun zu mir eigenem Nutzen.
Und plötzlich seh' ich in meinem Gesicht
ein bisher unmögliches Gleichgewicht
zwischen meiner Natur
und gelernter Kultur.
Damit bin ich der Lösung vielleicht auf der Spur.
*
Carpe diem - Genieße den AugenblickDas Jetzt ist hier!Gefällt es mir?Wenn ich das Jetzt nicht leiden kann,schau ich mir Zukunftsträume an.Die tragen mich vom Hiersein fortan einen zukünftigen Ort,der in der Ferne vor mir liegt.Dann ist die Gegenwart besiegt,die ich sonst nicht ertragen kann.Ich träume sogar dann und wannauch von einer Vergangenheit,die mich von diesem Jetzt befreit.Es will mir einfach nicht gelingen,ganz in die Gegenwart zu springenund den Moment anzuerkennen.Stattdessen flüchte ich durch Rennenins Vorwärts oder das Zurück.Doch darin finde ich kein Glück.Die Augenblicke sind erst mein,wenn es gelingt, ganz hier zu sein.
*
Manchmal purzeln die Gedankenüber Wurzeln im Gehirn.Wurzeln wachsen hinter Schrankenmeiner hohen Dichterstirn.Wachsen dort als materielleFormen, die an jeder Stelledes Gehirns entstehen müssen,weil mein Denken und mein Wissendort zur Formentstehung führt.Wenn das Hirn Gedanken spürtformt es Wurzeln, die sodann(was der Forscher sehen kann)mich verankern in der Welt,die mich auch mit Wurzeln hält.Was die Welt und ich probieren:Träume zu materialisieren!
*
Ich steige hinab in die Welt, die sich in meinemInneren befindet. Sie ist immer da, auch wenn meineAugen geöffnet sind und ich mit den Angelegenheitender äußeren Welt beschäftigt bin.
Aber wenn ich die Augen schließe und meinen Geist
ausrichte auf den inneren Raum, bin ich sofort
mit dieser umfassenderen Wirklichkeit verbunden.
Ich glaube sogar, dass der äußere Raum aus dem
inneren Raum heraus entstanden ist und dass
der innere Raum den äußeren Raum immerzu erschafft.Der innere Raum ist vielleicht die Kraft, die dieaustralischen Ureinwohner Traumzeit genannt haben.Aber ich weiß nicht genug über ihre Mythen undGedanken, um das beurteilen zu können. Was icherlebe, ist der innere Raum und nicht das
theoretische Konzept.Ganz nach Innen zu gehen, erfordert sehr viel Mut,weil man in dem konzeptlosen Raum schnell dieOrientierung verliert, wenn man sich dort so wiein der äußeren Welt bewegen will. Carlos Castanedabeschreibt diese Polarität als Tonal und Nagual,
zwischen denen wir hin und her pendeln.Es gibt keinen Tod!Der Körper stirbt, aber der Geist mit allen Inhaltenseines Bewusstseinsstroms wird vorübergehend formlos,bis er eine neue Gestalt angenommen hat.
*
Der Augenarzt hat
mit der Machete
seines Laserstrahls
das Unkraut
im Garten meines Auges
gerodet.
Nun schau ich
wieder fröhlich
aus der Wäsche.
Sogar dem Tod
kann ich irgendwann
erhobenen Hauptes
ins Auge schauen.
Aber bis dahin
dauert es
hoffentlich
noch ein paar
Augenblicke.
*
Natürlich ist es ungerecht,wenn Zeitzeugen beklagen,Zeit zu vermessen, sei nur schlecht.Wir sollten lieber wagen,uns durch den Tag zu träumenund Pflichten zu versäumen!
Sie pfeifen auf das liebe Geldund schlendern planlos durch die Welt.Doch die Uhrzeit hilft uns,
Tage zu strukturierenund unsere Pläne zu synchronisieren.
Mit anderen zeitgleich
den Sektkelch zu heben
(zum Anfang das Jahres),
erleichtert das Leben.
*