Plot No1

Die blonde Frau,
die in die Bahn steigt,
trägt ein graues Kostüm.
Ihr Haare sind straff
nach hinten gekämmt
und mit einem schwarzen Tuch
zu einem Knoten
zusammengebunden.
Sie setzt sich auf den Rand
der erstbesten Sitzbank
und schlägt die Beine übereinander.
Die Aktentasche,
die sie unter dem Arm getragen hat,
legt sie neben sich auf die Bank.

Die Idee,
eine Person über ihre Frisur zu beschreiben
oder über die Art und Weise,
wie sie sich setzt.
Was würde geschehen,
wenn die Frau sich plötzlich 
breitbeinig hinsetzt
und laut zu schimpfen beginnt?
Sie reißt sich das Tuch aus den Haaren
und schüttelt ihre blonde Mähne,
aus der rote Funken
in den Raum springen.
Sie nimmt ihr Aktentasche
und schlägt ein
auf die erstbeste Person,
die sich in der Nähe befindet.
Schreit und schlägt und kreischt.
Eine ältere Dame 
legt ihr die Hand auf die Schulter.
Dann umarmen sie sich.
Die alte Dame steigt aus.
Sie wird dabei von einem Auto überrollt.
Die blonde Frau 
springt aus dem Fenster der Bahn.
Sie rennt dem Auto hinterher,
um die neu gewonnene Freundin zu rächen.
Ihr roten Stöckelschuhe 
streift sie dazu von den Füßen 
und wirft sie nach dem Auto.
Der Fahrer verliert die Kontrolle über den Wagen
und stürzt in den Abgrund.
Die Blonde sammelt ihre roten Schuhe wieder ein,
bindet das Haar mit dem Tuch zusammen,
ordnet ihre Kleidung 
und klemmt sich die Aktentasche unter den Arm.
Dann steigt sie in die Bahn.
Sie trägt ein graues Kostüm.

Der Geist ist mächtig





































Wenn alles so sinnlos erscheint,
dass man zu müde ist,
die Hand zu erheben,
wird es Zeit,
das Leben
mutig in die eigene Hand zu nehmen.
Es ist nicht egal,
ob die duftende Blüte gesehen wird,
oder ob ihr Duft
von einem Lebewesen
mit Bewusstsein
wahrgenommen wird.
Alles, was erkannt wird,
erlangt eine höhere Stufe
der Evolution.
Der Geist ist mächtig.
Ein farbenprächtiger Regenbogen,
in dem alles seinen Platz findet.
Das ist der Geist.
Gebe niemals auf.
Lass dich nicht niederdrücken
von der Last der Probleme
oder dem Gewicht der Jahre.
Alles, was dich belastet,
macht dich stärker im Geist,
wenn du dich 
der Herausforderung stellst. 
Sogar das Scheitern
kann einen heiteren Sieg bedeuten.
Das Lächeln ist eine starke Waffe
im Kampf gegen die Sinnlosigkeit,
die nur eine Bewertung dessen ist,
was geschieht.
Doch was geschieht, 
geschieht einfach,
und es liegt an dir,
was du daraus machst.

Blut ist dicker als Wasser

Morgens trank ich Wasser aus dem Kran.
Das war herrlich erfrischend.
Ich fühlte mich wach und klar.
Als ich mittags Kartoffeln schälte
und der Geruch der Stärke in meine Nase stieg,
schnitt ich mir in den Finger.
Das Blut tropfte hinab
auf die braunen Schalen der Kartoffeln.
Es bahnte sich seinen Weg
über den Tisch
zwischen den weißen Kartoffeln hindurch
und floß in den Ausguss,
wo es sich mit Wasser vermischte.
Erde zu Erde
und Wasser zu Wasser.
Wenn es zu dünn ist,
dann macht es mich blasser.
Was hat Gott sich dabei gedacht,
als er das Blut so dick gemacht?
Jetzt trinke ich noch einen Schluck
vom klaren, kühlen Wasser.
Gluck.Gluck.Gluck.

Die kranke Erde fühlt sich alt

Die kranke Erde fühlt sich alt. 
Sie fiebert. 
Trotzdem ist ihr kalt. 
Sie fühlt die Menschheit auf sich sitzen 
und das Gewicht bringt sie ins Schwitzen. 

Einst war sie als Planet gedacht, 
auf dem das Leben Freude macht. 
Doch als der Mensch das Feuer fand, 
eroberte er Land um Land. 
Wo vorher nichts war als Natur, 
verursachte er eine Spur, 
die Zeugnis gab von: "Ich bin hier!" 
Doch fehlte diesem Ich das Wir. 

"Mein Ich zuerst!" zerstört das Leben, 
das uns die Erde anvertraute. 
Sie hat sich an uns hingegeben. 
Als sie achtsam von Innen schaute 
und auf das sah, was wir erschufen, 
hörten wir nicht ihr leises Rufen. 
Sie spricht zu uns und will erreichen, 
dass alle Menschen dies erkennen: 
"Ein jeder Mensch ist meinesgleichen!" 
um sich zum Mensch-Sein zu bekennen. 

Wir waren früher dumme Affen. 
Doch heute könnten wir es schaffen,
die Welt ganz neu und frisch zu bauen. 
Indem wir aufeinander schauen, 
die Wesen liebevoll betrachten,
anstatt auf den Profit zu achten, 
stärken wir ihre Schöpferkraft, 
mit der die Erde alles schafft, 
denn diese Krise macht nur Sinn, 
wenn radikaler Neubeginn 
uns Lebewesen alle eint. 
Gemeinschaftlich sind wir gemeint.

Gewichtige Worte

Worte machen uns schläfrig.
Darum nehmen wir Bücher 
mit ins Bett.
In einem Buch 
trampelt eine Herde Elefanten 
durch die Wüste
und bringt das Gleichgewicht 
der Erde durcheinander.

Neigt ein Elefant den Kopf
dann zittern wir,
weil die Welt zu schaukeln beginnt.

In einem anderen Buch
schwimmt ein Wal, 
größer als ein Elefant,
durch das stürmische Meer.

Wenn er mit dem Schwanz schlägt,
taumelt die Welt 
und wir halten uns fest
an der Bettdecke,
damit wir nicht schwanken.

Eingetaucht in die Welt der Bilder,
versinken wir 
in der Schwere des Schlafes.

Das Fremde






































Das Fremde ist oft um mich rum.
Anstatt zu reden, bleibt es stumm.
Ich schaue zwar in sein Gesicht,
doch was es denkt, das weiß ich nicht.
Vom Fremden fühl ich mich bedroht.
Es kam hierher aus großer Not,
bleibt nicht weit weg und unbekannt
in einem weit entfernten Land.
Fremd ist ja nur, was man nicht kennt.
Was man nicht kennt, bleibt einem fremd.
Vielleicht reiche ich ihm die Hand
und werde so mit ihm bekannt.
Doch auch das Fremde muss versteh'n
und mich mit meinen Ängsten seh'n.

Tag für Tag






































montags - 
spring ich hastig aus dem Bette
renne mit dem Zeiger um die Wette
muss mich hetzen und sogar beeilen
darf nicht länger ruhen und verweilen

dienstags -
fahr ich mit dem Zug nach D.
damit ich die anderen dort seh
ich seh sie, doch sehen sie auch mich?
manchmal lassen sie mich auch im stich

mittwochs -
geh ich stets im sitzen tanzen
die Musik befindet sich im Ranzen
von dort hüpft sie lustig aufs Parkett
und dann tanzen wir am Platz so richtig nett

donnerstags -
muss ich im Durchzug stehen
wo der Wind weht kann man mich dann sehen
muss die Leute dort zum Schwingen bringen
schweigend nur, denn noch darf man nicht singen

freitags -
muss ich viele Meilen gehen
um die Gruppe auf dem Land zu sehen
mit den Rollatoren und auf Stöcken
wehen sie herbei zu mir in Röcken

samstags -
kauf ich mit der Maske ein
denn mein Bauch will auch gefüllet sein
Speis und Trank erhalten mich am Leben
darum kann ich weiter Stunden geben

sonntags -
darf ich auf dem Sofa ruhen
noch im Mantel und sogar in Schuhen
denn der nächste Montag kommt bestimmt
der mich wieder in die Mangel nimmt

Geheimnisvoll







































Die Geheimnisse des Lebens 
liegen im Schatten verborgen.
Man findet sie nicht einfach so.
Würden sie offen herumliegen
und könnte ein jeder nach ihnen greifen,
wären es ja keine Geheimnisse mehr.
Sie sind versteckt 
hinter Gedanken, Gefühlen und Bildern,
denen wir aus dem Weg gehen,
weil wir uns vor ihnen fürchten.
 
Aber ein Geheimnis 
fand ich in der hintersten Schublade
meines Gefäßes.
Jemand muss es mit zittriger Hand
auf das Papier geschrieben haben:
"Es gibt keinen verborgenen Sinn!
Die Dinge sind einfach so, 
wie sie sind!
Wer genau schaut,
sich nicht abwendet aus Angst, Ekel oder Furcht,
erkennt in den Schatten und der Not,
in Schmerz, Altern und Tod,
den geheimen, einsamen Sinn,
den Eigensinn,
dass nur wir selbst dem Leben Sinn geben können
durch das, was wir tun!"

Um das Bewusstsein zu erhellen,
muss man sich erst dem Dunklen stellen.