Impuls vom 13.6.2021

Ich öffne eine Kiste
*
Eine hilfreiche Schreibübung, um an Ideen zu kommen, 
geht angeblich folgendermaßen:
Der erste Satz lautet: Ich öffne eine Kiste.
Und weiter geht es mit: 
In der Kiste ist..z.B. ein Buch.
Ich öffne das Buch.
In dem Buch ist ein Bild.
Ich öffne das Bild.   etc.
*
Ich habe die Übung ausprobiert.
Hier ist das Ergebnis:
*
Ich öffne eine Kiste.
In der Kiste ist eine andere Kiste.
Ich öffne die andere Kiste und finde noch eine Kiste,
in der wieder eine Kiste ist.
Mein kreatives Selbst verweigert sich.
Es findet in den Kisten immer nur Kisten.
Sie sind alle leer und aus Holz.
Ich kann gegen ihre Wand klopfen
oder sie verbrennen.
Es nützt alles nichts.
Mein kreatives Selbst schweigt.
Es hält sich den Mund mit beiden Händen zu.
Ich muss es in Ruhe lassen.
Ich darf nichts von ihm erwarten.
Es benimmt sich wie ein schüchternes Kind.
Am besten tu ich so, als wär ich gar nicht da.
Das fühlt sich plötzlich lebendig an.
Einen Dialog beginnen.
Kontakt aufnehmen.
Spielen.
Aber nicht, um etwas Bestimmtes zu erreichen,
sondern nur um des Spielens willen.
Zweckfreies Spielen hat eine tiefgreifende Wirkung.
Einfach lebendig sein und Spaß haben.
Wie beim Tanzen.
Damit geht es mir gut.

Impuls vom 2.6.2021

Ein Tanka schreiben:

Ein Tanka ist eine mindestens tausend Jahre alte
japanische Gedichtform.

Es besteht aus 5 Zeilen mit 31 Silben :
1. Zeile:   5 Silben
2. Zeile:   7 Silben
3. Zeile:   5 Silben
4. Zeile:   7 Silben
5. Zeile:   7 Silben


Hier ein Themenvorschlag:
1. Zeile: ein Objekt aus der Natur
2. Zeile: Beschreibung des Objektes
3. Zeile: Was tut das Objekt, 
was wird mit ihm gemacht
oder wie bewegt es sich
bzw. wie wird es bewegt?
4. Zeile: Wo und wann spielt die Szene sich ab?
5. Zeile: Was habe bzw. kann ich, was das
Objekt nicht hat oder kann?

Beipiele:

Nr.1
Da! Eine Wolke!
Weich wie Watte, weiß und leicht.
Wird vom Wind verweht.
Fliegt jetzt über den Himmel.
Ich aber stehe ganz fest. 

Nr.2
Grün belaubter Baum.
Stark der Stamm. Die Zweige zart.
Beugt sich im Winde.
Am Waldrand auf der Wiese.
Ohne Wurzeln bin ich frei.



 

Impuls

Schreibimpuls
Der Impuls ist eine Anregung zum Schreiben.
Ein Vorschlag für eine Geschichte durch einen 
kurzen Text oder ein Bild.
Viel Vergnügen
Erzähle die Geschichte einer Person, die sich auf einer Urlaubsreise befindet 
und an einer Führung durch ein Haus teilnimmt. Sie erkennt plötzlich, dass sie 
schon einmal an diesem Ort gewesen ist,und erinnert sich an schmerzliche Ereignisse.  
* 
Schreibe die Geschichte eines Zauberers, der auf der Bühne vor dem Publikum steht 
und feststellt, dass er vergessen hat, wie sein Zaubertrick funktioniert. 
* 
Schreibe die Geschichte über eine Person, die in ihrem Garten eine Pflanze entdeckt, 
die sie noch nie zuvor gesehen hat. 
* 
Schreibe die Geschichte über einen Wissenschaftler, der ein Getränk erfindet, das 
jedes Gefühl von Angst für immer beseitigt. Es hat aber einen erschreckenden Nebeneffekt. 
* 
Schreibe die Geschichte über eine Person, die ihr Ziel erreicht hat und nun zurückblickt. 
*
Schreibe die Geschichte über eine Person, 
die eine wichtige Lebensentscheidung treffen muss 
und eine Wahrsagerin besucht, um sich beraten zu lassen.
*
Schreibe einen Text zu dem Spruch:
"Erst die Socken, dann die Schuhe!"

Impuls vom 29.4.2021

Ich möchte meinen Schreibmuskel trainieren. Wie jede andere Fähigkeit, kann
ich auch die Kunst des Schreibens weiter entwickeln und verbessern, indem
ich sie täglich übe. Einfach drauflos zu schreiben finde ich manchmal sehr
befreiend. Aber auf Dauer kann es sehr unbefriedigend sein. Darum suche ich
mir Schreibaufgaben, mit denen ich meine Kunst verfeinern kann.

Die Aufgabe lautet: Nehme einen beliebigen Haushaltsgegenstand, "betrachte" und
"beschreibe" ihn. Mein Freund Michael hat mir neulich erklärt, dass Meditation
bedeutet:"Nach innen schauen." und Kontemplation:"Den Blick auf etwas richten,
das sich außerhalb befindet." Also Kontemplation - und zwar mit einer Tasse
aus meinem Schrank.

Es ist eine Espressotasse. Ich glaube, früher hat man Mokkatasse dazu gesagt.
Sie besteht aus einem Gefäß, in dem man Espresso serviert. Darum ist das Gefäß
oben offen, hat aber unten einen Boden, damit der Espresso nicht hinausläuft.
An der Seite befindet sich ein Henkel, das ist eine griffige Verzierung, an
der man die Tasse halten und zum Mund führen kann. Die Außenseite der Tasse ist
weiß und mit roten Punkten verziert. Wenn ich mit dem Kugelschreiber gegen die
Tasse schlage, höre ich einen angenehm hellen Ton, der noch eine Zeitlang
nachschwingt. Wenn ich gegen den Henkel schlage, entsteht ein kurzer, flacher
Ton.

Nun habe ich den ersten Teil meiner Schreibaufgabe erledigt.
So wie Fingerübungen oder Tonleitern am Klavier die Fähigkeit des Klavierspielens
steigern, kann ich mein Schreiben durch solche Übungen verbessern.
Die Tasse soll nun an einem anderen Ort auftauchen. Und was wäre ein geeigneterer
Ort für eine Tasse als ein Cafe. Also.

Am Fenster, das einen freien Blick auf die Straße gestattet, steht ein runder
Tisch aus Holz. Ich sehe ihn gleich, als ich das Cafe betrete und wähle ihn als
Arbeitsplatz. Die Vase aus weißem Porzellan mit den roten, schon leicht welkenden
Tulpen, schiebe ich an die Seite. Ein pflanzlicher Geruch steigt in meine Nase.
Ich hole mein Schreibheft aus der Aktentasche und lege es auf den Tisch, den
schwarzen Kugelschreiber daneben. Ich schreibe immer mit einem Stift in der Hand,
weil die Hände ein Teil des Gehirns sind und die Neurotransmitter ihre Ideen so durch
das Nervensystem in die Finger hinein und durch sie hindurch auf das Papier fließen
lassen können.
Der junge Mann, der hinter der Theke stand, kommt zu mir und fragt mich, was er mir
bringen soll. Sein Rasierwasser weckt angenehme Erinnerungen.
Ich bestelle einen Espresso und ein Glas Wasser.
Wenig später balanciert er das Gefäß, in dem sich der Espresso befindet, auf einem
hölzernen Tablett (die gleiche Farbe wie der Tisch) geschickt durch die Tischreihen,
in denen sich zur Zeit keine Gäste befinden. Die Außenseite der Tasse ist mit roten
Punkten verziert. Ich schlage mit dem Kugelschreiber gegen die Tasse. Der Kellner
schaut mich forschend an und stellt dann das Wasserglas neben die Tasse.
Ich schäme mich.
Darum ist diese Übung jetzt zu Ende.

Impuls vom 17.4.2021

Schreibe ein Listengedicht zu dem Thema:
"Womit man alles schreiben kann."
Also:
Ich schreibe mit einem geschliffenen Stein.
Er schrieb mit einem gebratenen Schwein.
Bedenke: 
Es gibt nichts, womit man nicht schreiben kann.
Und was schreibst du dann damit?
Und worauf?
Und wann?
An welchem Ort zu welcher Zeit?

Impuls vom 11.3.2021

Schreibe zehn Ideen für eine Kurzgeschichte 
auf zehn einzelne Zettel.
Schreibe alle Ideen auf, die dir spontan einfallen.
Wähle die Ideen aus, die dich am meisten interessieren.
Werfe die anderen weg.
Lass den Zufall über einen der übrigen Zettel entscheiden.
Schreibe deine Geschichte.