Give peace a chance
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Monatsarchive: September 2022
Die schöpferische Kraft des Schweigens
Nicht mal eine Bohne ist ganz ohne Ton
Nicht mal eine Bohne
ist ganz ohne Ton.
Wir wissen das doch
seit dem Urgeknall schon
- und lassen uns da auch nicht täuschen:
die Welt ist prallvoll mit Geräuschen.
Das Leben ist eine astreine Musik,
die manchmal modern ist und manchmal antik.
Ich schnips mit dem Finger,
fahr über den Tisch,
betrommle den Stuhl
oder mach einfach ZISCH.
Der Wind heult im Ofen.
Der Uhrzeiger tickt.
Mal werden mir Tropfen vom Regen geschickt,
die gegen mein Fensterglas springen,
um lustige Lieder zu singen.
Mein Bettkasten knarrt
und ich bin ganz vernarrt
in das Gurren der lüsternen Tauben,
die mir oft die Schlafenszeit rauben.
Hört hin und seid wach
und seid auch auf der Hut,
dann hört ihr das Leben
noch einmal so gut.
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Im Elfenbeinturm
Im Elfenbeinturm, dem runden Gefängnis in meinem Schädel, fälle ich Urteile über die Welt und baue sie höher: die Mauern meines Käfigs. Je mehr ich das Leben bewerte: die Dinge, die geschehen, die Menschen, denen ich begegne, um so mehr isoliere ich mich. Meine Urteile grenzen andere und anderes aus. Meine Vorurteile grenzen mich ein und machen den Raum, in dem ich atmen kann, enger. Urteile nicht über andere, bevor du nicht drei Tage in ihren Mokassins gegangen bist. Diese Mahnung erinnert mich daran, dass ich mich geborgen fühlen will im Ozean des Lebens, in dem alles ineinanderfließt, sich vermischt, Neues aus Altem entsteht. Die Evolution nimmt alles, was da ist. Darum will ich alles lieben, was ich erschaffe: die Texte, die ich schreibe, die Bilder, die ich male. Darum will ich jeden Menschen dem ich begegne, so akzeptieren, wie er ist. Lieben zu lernen, ist eine wichtige Aufgabe für uns alle. gerade jetzt in diesen unsicheren Zeiten. Ein Solidarität zu üben mit allem Lebendigen, könnte uns und den Planeten retten, Kriege beenden, die Wichtigkeit des Geldes relativieren und der Natur den ersten Platz einräumen in der Prioritätenliste der Existenz. |
Die Unken kommen angestunken
Das Rufen gut betuchter Unken
hat mir schon immer stark gestunken.
Nun werden Unkenrufe laut.
Wer sich hier was zu unken traut
und sich über die Welt empört,
wird von den Menschen angehört.
Die Unkenmeinung ist, was zählt.
Die dunkle Unke wird gewählt.
Sie wird uns Zukunftsängste flüstern
und die Erwartungen verdüstern.
Wer fröhlich in die Zukunft schaut,
dem wir zuallerletzt vertraut.
Ich mag die, die auf Unken pfeifen
und sich nicht bange machen lassen.
Nach dieser Hoffnung will ich greifen
und denkend diese Welt erfassen.
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Ich kann es nicht schaffen
Licht fällt durch die Ameisenflügel
in mein Gefängnis hinein.
Die Ameisen sind fleißig und
verdecken mir den Blick
auf die Weite des Horizonts.
Sie färben den Himmel grau.
Ich sitze zitternd hinter Gittern
und fürchte mich vor Ereignissen,
die noch nicht eingetreten sind.
Aber sie könnten passieren.
Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.
Eingebildete Befürchtungen
leiten Energiewellen
durch mein vor Enge angstgeschnürtes Gehirn.
Nervenzellen und Synapsen wachsen in meinem Kopf,
die eine Realität in meinem Geist erschaffen,
mir eine Wirklichkeit vorgaukeln,
die es nicht gibt.
Noch nicht gibt, müsste ich sagen.
Denn es könnte ja passieren.
Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.
Ein Krieg in der Ferne.
Eine Hungersnot.
Das Schwinden von Wohlstand und Energie.
Verlust des Arbeitsplatzes.
Obdachlosigkeit.
Überflutungen, die die letzten vertrocknenden Grashalme
in der verdorrende Erde ertränken.
Menschenmassen aus den zerstörten Gebieten,
die sich gewaltsam Einlass verschaffen
in die letzten Oasen.
Die Einsamkeit eines nicht verbundenen Geistes.
Die Gedanken einer isolierten Existenz:
"Ich kann es nicht schaffen!"
"Aber wir schon!"
rufen, mir die Hände reichend,
die anderen Geschöpfe,
die ebenfalls auf die Gnade des Planeten angewiesen sind.
Wir fangen an, mit unseren nackten Händen zu graben
und pflanzen Bäume in die Rindfleischplantagen.
Das Saatgut für einen Neuanfang liegt in unseren Herzen.
Wir nehmen das Herz in die Hand,
jeder das seine,
und wissen, dass wir es nur gemeinsam schaffen können.
Licht fällt in mein Gefängnis hinein.
Ich versuche, die Türe zu öffnen.
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Ungeduldig ist mein Zorn
Ich träume manchmal von einer besseren Welt,
in der es keine Kriege mehr gibt.
Aber dann bemerke ich,
wie ungeduldig ich mit anderen bin.
Ich spüre den Zorn in mir aufflackern
wie ein heißes Feuer,
das um sich greifen
und alles verbrennen wird.
Es kann nicht anders.
So ist das Wesen des Feuers.
Es wurde so gemacht.
Indem ich mich so mit dem Feuer vergleiche,
lehne ich die Verantwortung
für meine Gefühle ab.
Wenn meine Gefühle nicht so wie Feuer sind,
womit kann ich sie dann vergleichen,
damit ihre Energie
nicht so zerstörerisch ist?
Vielleicht stelle ich mir vor:
Der Zorn ist ein Windstoß,
der kurz und kräftig rüttelt
an den Ästen des Baumes,
der mein Bruder ist.
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Beachtenswerter Betrachter
Beachtenswerter Betrachter
*
Ich beobachte mich.
Der Beobachter bin ich.
Und das Objekt
der Beobachtung.
Täter und Opfer.
Betrachter und Betrachtetes.
Wenn ich das bin, das schaut,
wie kann ich dann das sein,
das angeschaut wird?
Wenn ich das bin, das schaut,
bin ich dann all das,
was ich betrachte?
Wo sind die Grenzen
zwischen mir und der Welt?
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