Lob der Gymnastik-1

Du erwachst erfrischt nach belebendem Regen.
Die Sonne scheint hell.
Du willst dich bewegen,
greifst Reifen, greifst Ringe,
wagst zaghafte Sprünge,
formst weich und elastisch den großen Bogen
und kommst unerwartet angeflogen,
um aufmerksam vor der Gruppe zu stehen.

Du räkelst die griffbereiten Zehen,
spannst alle Seile mit Fingerspitzen
und lässt die Gruppe nach vorne flitzen,
wo alle, egal, ob Hosen, ob Röcke
Luftsprünge wagen auf eckige Böcke.
Sie gleiten an Seilen hinauf und herunter.
und werden so munter.

Prelle alle Bälle in die helle Halle
und dann sorge dafür, dass sie alle
einen Handstand machen auf dem braunen Kasten
und begeistert ihre straffen Muskeln tasten.
Ihre hochbeweglichen Gelenke
sind die nun gewonnenen Geschenke,
denn die ganze Mühe macht nur Sinn,
hat man dann am Ende den Gewinn,
sich erfrischt ins Leben zu begeben
und den Körper klarer zu erleben,
um mit den nun aufgeweckten Sinnen
Kraft für dieses Leben zu gewinnen.
*

Man kann Gedichte nicht erfinden

Man kann Gedichte nicht erfinden.
Vielleicht, getragen von dem Wind,
können wir sie in Blüten finden,
worin sie sanft gelandet sind.
Nur lauschend schauen, 
spürend sinnen
und aufmerksam 
rein gar nichts wollen,
dann sieht man sie 
wie Bächlein rinnen,
die tropfen, 
was wir schreiben sollen.
Man kann Gedichte nicht erzwingen,
denn zwanghaft wäre sonst ihr Singen

Ein Gedicht will sich entspannen

Ein Gedicht übt: "zu verweilen"
und lässt seine Seele baumeln.
Es will sich nicht mehr beeilen, 
nicht gehetzt durchs Leben taumeln.
Darum will es sich entkrampfen 
und gezielt die Muskeln lockern. 
Dies geschieht zunächst durch Stampfen, 
um danach auf harten Hockern 
seinen Leib aufmerksam zu fühlen. 
Erst auf Hockern, dann auf Stühlen, 
muss es klar und wach verharren 
und auf eine Kerze starren. 
Bald bemerkt es das Ergebnis 
seines redlichen Verharrens 
und hat folgendes Erlebnis: 
Als Erfolg des Kerzenstarrens 
ist es vollkommen entspannt. 
Doch Entspannung ist riskant. 
Alle Muskeln sind jetzt locker. 
Das Gedicht fällt stumm vom Hocker 
und kann sich dann nicht mehr rühren. 
Es kann sich jetzt nur noch spüren.

Delikatessen

Alles, was ich gerne esse,
nenne ich Delikatesse.
Sie wird die Delikatasse,
wenn ich sie mit Händen fasse.
Falls ich sie ganz arg vermisse,
fehlt mir die Delikatisse.
Bin ich ihrer überdrüssig
und mir darum nicht mehr schlüssig,
ob ich sie noch kosten musse,
schimpf ich sie:"Delikatusse!"
Aber als Delikatosse
wird sie wieder mein Genosse,
und ich ruf voll Interesse:
"Her mit der Delikatesse!"
*

Pencildance vom 1.11.2018

Erzähle die Geschichte über eine
Person, die versucht, mit Geistern 
von Verstorbenen Kontakt aufzunehmen,
dabei aber immer nur Kontakt zu noch
lebenden Menschen bekommt, bis eines
Tages....
*

Monsieur Töff Töff steht in der Gunst

Monsieur Töff Töff
steht in der Gunst
von Gönnern für die schöne Kunst.
Für sie schreibt er auf Seifenblasen
Gedichte und legt sie auf Vasen,
um seine Werke zu bemalen.
"Dann schweben sie in runde Schalen
aus handgeschnitztem Ebenholz!
Dort platzen sie!" erzählt er stolz.
Am Ende dieser Kunstaktion
erhält der Künstler seinen Lohn:
Zwei Seifenblasenamulette
an einer unsichtbaren Kette .

Pencildance vom 29.10.2018

Schreibe ein Gedicht 
über die Zeitumstellung
im Versmaß
Jambus oder Trochäus.
*


















 

Ein Beispiel von Dorothee Bröckelmann:
"Morgen darfst du länger schlafen!"
spricht die Maid erfreut zum Grafen.
"Wir gewinnen eine Stunde!"
kommt des Boten frohe Kunde.

"Teufelswerk!" knurrt bös der Graf.
"Glaubt man denn, ich sei ein Schaf
und ruhe nach des Königs Willen?
Ich lasse mich des nachts nicht drillen!

Jetzt will er die Zeit besitzen:
ein Befehl, und alle flitzen!
Nein, ich schwöre, hier im Zimmer
tickt das Uhrwerk so wie immer!"