Du erwachst erfrischt nach belebendem Regen. Die Sonne scheint hell. Du willst dich bewegen, greifst Reifen, greifst Ringe, wagst zaghafte Sprünge, formst weich und elastisch den großen Bogen und kommst unerwartet angeflogen, um aufmerksam vor der Gruppe zu stehen. Du räkelst die griffbereiten Zehen, spannst alle Seile mit Fingerspitzen und lässt die Gruppe nach vorne flitzen, wo alle, egal, ob Hosen, ob Röcke Luftsprünge wagen auf eckige Böcke. Sie gleiten an Seilen hinauf und herunter. und werden so munter. Prelle alle Bälle in die helle Halle und dann sorge dafür, dass sie alle einen Handstand machen auf dem braunen Kasten und begeistert ihre straffen Muskeln tasten. Ihre hochbeweglichen Gelenke sind die nun gewonnenen Geschenke, denn die ganze Mühe macht nur Sinn, hat man dann am Ende den Gewinn, sich erfrischt ins Leben zu begeben und den Körper klarer zu erleben, um mit den nun aufgeweckten Sinnen Kraft für dieses Leben zu gewinnen. *
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Man kann Gedichte nicht erfinden
Man kann Gedichte nicht erfinden. Vielleicht, getragen von dem Wind, können wir sie in Blüten finden, worin sie sanft gelandet sind. Nur lauschend schauen, spürend sinnen und aufmerksam rein gar nichts wollen, dann sieht man sie wie Bächlein rinnen, die tropfen, was wir schreiben sollen. Man kann Gedichte nicht erzwingen, denn zwanghaft wäre sonst ihr Singen
Ein Gedicht will sich entspannen
Ein Gedicht übt: "zu verweilen"
und lässt seine Seele baumeln.
Es will sich nicht mehr beeilen,
nicht gehetzt durchs Leben taumeln.
Darum will es sich entkrampfen
und gezielt die Muskeln lockern.
Dies geschieht zunächst durch Stampfen,
um danach auf harten Hockern
seinen Leib aufmerksam zu fühlen.
Erst auf Hockern, dann auf Stühlen,
muss es klar und wach verharren
und auf eine Kerze starren.
Bald bemerkt es das Ergebnis
seines redlichen Verharrens
und hat folgendes Erlebnis:
Als Erfolg des Kerzenstarrens
ist es vollkommen entspannt.
Doch Entspannung ist riskant.
Alle Muskeln sind jetzt locker.
Das Gedicht fällt stumm vom Hocker
und kann sich dann nicht mehr rühren.
Es kann sich jetzt nur noch spüren.
Delikatessen
Alles, was ich gerne esse, nenne ich Delikatesse. Sie wird die Delikatasse, wenn ich sie mit Händen fasse. Falls ich sie ganz arg vermisse, fehlt mir die Delikatisse. Bin ich ihrer überdrüssig und mir darum nicht mehr schlüssig, ob ich sie noch kosten musse, schimpf ich sie:"Delikatusse!" Aber als Delikatosse wird sie wieder mein Genosse, und ich ruf voll Interesse: "Her mit der Delikatesse!" *
Monsieur Töff Töff steht in der Gunst
Monsieur Töff Töff steht in der Gunst von Gönnern für die schöne Kunst. Für sie schreibt er auf Seifenblasen Gedichte und legt sie auf Vasen, um seine Werke zu bemalen. "Dann schweben sie in runde Schalen aus handgeschnitztem Ebenholz! Dort platzen sie!" erzählt er stolz. Am Ende dieser Kunstaktion erhält der Künstler seinen Lohn: Zwei Seifenblasenamulette an einer unsichtbaren Kette .
Pencildance vom 29.10.2018
Schreibe ein Gedicht
über die Zeitumstellung
im Versmaß
Jambus oder Trochäus.
*
Ein Beispiel von Dorothee Bröckelmann:
"Morgen darfst du länger schlafen!" spricht die Maid erfreut zum Grafen. "Wir gewinnen eine Stunde!" kommt des Boten frohe Kunde. "Teufelswerk!" knurrt bös der Graf. "Glaubt man denn, ich sei ein Schaf und ruhe nach des Königs Willen? Ich lasse mich des nachts nicht drillen! Jetzt will er die Zeit besitzen: ein Befehl, und alle flitzen! Nein, ich schwöre, hier im Zimmer tickt das Uhrwerk so wie immer!"