Ein Mann aus der Stadt Oberhausen
hat in seinem Kopf lauter Flausen.
Er spricht oft zu sich:
"Ein Dichter bin ich!
Doch dichte ich nie für Banausen!"
(Deshalb ist er lieber am Schmausen
anstatt sich mit Dichten zu grausen!")

Erzähle die Geschichte einer
Märchenfigur, die sich völlig 
anders verhält, als man
erwartet. Eine Prinzessin verhält
sich grausam ihrer freundlichen
Stiefmutter gegenüber oder der böse
Wolf möchte endlich einen Freund
finden.
*

Die Marktfrau im Dorf neben Frechen
beschloss, ihren Mann zu erstechen.
Das Messer im Herzen
kann sie gut verschmerzen,
sonst gäb es ja gar kein Verbrechen. 
*
Ein Geisterbeschwörer aus Ahlen,
dem nachts fremde Mächte befahlen,
sich heimlich die Kohlen
vom Nachbarn zu holen,
flog auf, weil er anfing zu prahlen.
*

Ein Immunologe aus Wimpfen
hört Tag für Tag schreckliches Schimpfen,
denn Ulrich, sein Sohn,
mit Tourette-Syndrom,
schimpft, weil man vergaß, ihn zu impfen.

*
Ein Schuhmachermeister aus Dorsten,
verfertigte Schuhe mit Borsten.
Sie waren von Nutzen
beim Wischen und Putzen,
doch sind sie beim Bürsten zerborsten.
*
Insektenerforscher aus Aachen
erschraken weil Mücken sie stachen.
Sie fürchteten sich
vor jeglichem Stich,
weil sie dem Beruf nicht entsprachen.

Erzähle die Geschichte einer Person,
die sich in einen Menschen verliebt,
der sie dazu bringt, Dinge zu tun,
die sie eigentlich nicht tun will.
*

Blaues Mieder schwebt hernieder,
fällt auf kahles, fahles Licht.
Stacheldrahtverhau kehrt wieder.
Ich bin nicht darauf erpicht.
Kalte Plätze, blaues Strahlen
in dem kahlen Wald, dem fahlen.
Spüre, wie Gefahr sich naht,
dort hinter dem Stacheldraht.
Sehe aufrechte Gewehre
und sie zielen nicht ins Leere.
Seh den Panzer, das MG,
sehe Blut in weißem Schnee.
Etwas ist auf mich gerichtet,
will den töten, der gern dichtet.
Noch hat man mich nicht gesichtet,
doch man hat von mir berichtet.
Leise schweb ich auf der Feder,
die so stark ist wie aus Leder,
hoch hinauf in Himmelsblau.
Dort sieht man mich ganz genau.
Dann fällt ein  gezielter Schuss.
Jetzt ist mit dem Dichten Schluss.
*

Erzähle die Geschichte einer Person, die
jede Art von Spinnennetz erzeugen kann
(Recherchiere zu: Radnetz, Trichternetz, 
Keschernetz etc.) und diese weiterentwickelt, 
um ihr Leben zu vereinfachen.
*

Erzähle die Geschichte eines
Haustiers, das allein in der
Bahn unterwegs, aber mit
Proviant ausgerüstet ist.
*

Ein Gedicht behauptet, dass die andern
ahnungslos und dumm durchs Leben wandern.
Es hält sich für überaus gerissen,
weil es denkt, es würde alles wissen,
denn es hat im Internet entdeckt,
wo die ganze Wahrheit sich versteckt. 
Grad vor den Verschwörungstheorien
sieht man es oft gläubig niederknien.
Es befindet sich in einer dicken Blase
und benimmt sich aus dem Grunde sehr blasiert.
Es fühlt sich, als sei es in Ekstase
und hat sich deswegen sehr blamiert.
Denn es kam zu guter Letzt heraus:
dieses Wissen ist ein Kartenhaus,
das Realität enorm verkürzt
und zum Schluß einfach zusammenstürzt.
*

Erzähle die Geschichte einer 
Gruppe von Menschen, die sich 
zu einem Schwarm verbinden, in 
dem jeder in jeder Sekunde 
weiß, was jeder andere in der 
nächsten Sekunde tun wird.
*