Als sein Fuß mich flüchtig berührte, dachte ich nicht,
dass es der Auftakt für eine Korrespondenz unserer Zehen
sein würde. Der erste Kontakt, von ihm ausgehend, dauerte
vielleicht den Bruchteil einer Sekunde. Ich meine, wer denkt
sich schon etwas dabei, Außenkante gegen Außenkante. Das erschien
mir damals normal.
Wir saßen im Speisesaal am Frühstückstisch und hatten unter
unseren Badmänteln nur die Unterwäsche an. (Eigentlich wollte
ich "Schlüpfer" schreiben, aber der innere Kritiker hat das Wort
gestrichen, weil es ihm zu schlüpfrig erschien.) Es war schon
aufregend, aber die ganze Sache sollte ja nicht an die Öffentlichkeit.
Deshalb muss ich auch , das tut mir jetzt leid, schweigen über den Rest.
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Im Wohnzimmer
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In den Dünen
Der Schuh lag vor mir im Sand. Er hatte ein Loch,
vorne an der Stelle, wo sich normalerweise der
große Zeh befand. Jemand musste den Schuh verloren
haben. Der Wind wehte vom Meer herüber. Ich genoß
die nach Salz schmeckende Seeluft. An einigen Stellen
in den Dünen wuchs Gras, kleine, wilde Büschel, von
denen einige Blüten trugen. Ich ging sehr langsam.
Was hinter mir lag, wollte ich vergessen.
Ich richtete meine Augen nach oben in den blauen
Himmel und beobachtete die Möwen, die kreischend
ihre Kreise zogen. Plötzlich stolperte ich und fiel
nach vorne in den Sand. Meine Brille rutschte mir
von der Nase und ich musste nach ihr tasten.
Meine Hände berührten ein nacktes Bein und dann
fand ich die Brille.
Ich setzte sie zurück auf die Nase und betrachtete
das Bein. Es war ein mit blonden Härchen bedecktes
Bein, das wie Gold in der Sonne schimmerte. Das
Bein bewegte sich und der junge Mann, dem das Bein
gehörte, murmelte wie im Halbschlaf, ob alles gut
wäre. Gar nichts war gut. Nein. Überhaupt nichts
war gut. Aber das wollte ich ihm natürlich nicht
sagen. Ich legte mich neben ihn, drehte meinen Rücken
in seine Richtung und rollte mich zusammen wie ein
Embryo. Ich hätte gerne seinen fragenden Blick gesehen,
aber so, wie ich lag, war das unmöglich.
Zu meinem Erstaunen legte er einen Arm um mich und
rutschte etwas näher an mich heran.
"Aber was ist mit dem Schuh?" fragte ich. "Er hat ein
Loch vorne am Zeh!"
"Den hol ich mir später wieder zurück."
Der junge Mann lachte. Dabei schüttelte sich sein
ganzer Körper und ich wurde auch durchgeschüttelt.
Da war ich schon ein bisschen weniger traurig.
"Finden Sie es nicht seltsam, dass wir hier so
liegen?" fragte er.
"Ja, eigentlich schon." antwortete ich.
"Aber es fühlt sich gut an."
"Ja, das tut es." sagte er und kraulte meinen Nacken,
so wie man einen Hund oder eine Katze berührt.
Er wusste nicht, wie verzweifelt ich war, tat
aber instinktiv das Richtige.
Menschen, die Selbstmord begehen wollen, brauchen
manchmal nur etwas Körperkontakt.
Als wir uns trennten, ging die Sonne unter und
ich beschloss, mir einen Tee zu machen.
Darum ging ich nach Hause.
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Die Erbse unter der Prinzessin
Die Erbse ruht stolz auf dem Meer weicher Kissen. Im Rosarot leuchtet ihr Grün. So dankbar ist sie für ihr gutes Gewissen, dem Lohn für die siegreichen Müh'n. Unter vielen Matratzen (den weichen und harten) musste sie lange warten, ohne sich wo zu kratzen. Weil auf den Matratzen Prinzessinnen lagen, ließ man sie dort liegen. Sie durfte nicht klagen und lag viele Jahre dort ganz ohne Gram. Erst dann, als am Ende die Richtige kam, hat Erbse sich mit ihr vertragen. Es war zwar war auch diese im Schlaf nicht penibel, und haptisch-taktil nicht ein bisschen sensibel. Doch Erbse hat sich in die Schöne verguckt, und sie deshalb mehrmals im Schlafe gejuckt. Auch musste die Erbse fest treten und kneifen und zu noch ganz anderen Maßnahmen greifen, damit die Prinzessin im Bett etwas spürt und der Prinz sie dann glücklich zum Traualtar führt. Denn das war der Sinn dieser ganzen Tortur. Eine Jungfrau zu finden, die rund um die Uhr hoch sensibel sein kann für den liebenden Mann. ..die der Gatte dann hatte. Nun ist man der Erbse auf ewig verpflichtet und hat ihr deshalb dieses Denkmal gedichtet. |
Spiele der Erwachsenen-Meins ist besser als deins
Man ist mehr wert als die and'ren,
doch das sagt man lieber nicht.
Man gibt sich einfach bescheiden
und verzieht nicht das Gesicht.
Auch wenn einige zu dünn sind
und die anderen zu dick,
selbst wenn einige nicht modisch
und die anderen zu schick,
bleibt man selbst stets erste Sahne
und hat niemals die Kumpane,
die dem Status angemessen.
Freunde kann man hier vergessen,
weil zu klug sie oder dumm,
viel zu grade oder krumm.
Immer sind die andren Leute
zu niveaulos oder schlecht,
darum bleibt man immer einsam.
Niemand macht es diesem recht.
„Alle dumm wie doofe Kälber!“
denkt man
und schätzt nur sich selber.
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Spiele der Erwachsenen-Kontaktvermeidung
Ein Nicken im Vorübergeh'n. Ein kurzer Gruß. Man bleibt nicht steh'n. Das muss für's Erste reichen, um Nähe auszuweichen. Der Handdruck unterbleibt zum Glück, denn einer zieht die Hand zurück. Man schaut sich an. Man dreht sich weg. Man streift sich. Man kriegt einen Schreck, denn man kam sich schon viel zu nah, so nah, dass man den Menschen sah. Das sollte unterbleiben. Und um das zu vermeiden, grüßt man nur im Vorübergeh'n, hält Abstand und bleibt niemals steh'n. |
Hinauf auf Wolke Sieben
Wer mutig ist und sich das traut,
plant seinen Upload in die Cloud.
Und ist er dann verschieden,
lebt er auf Wolke sieben.
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Ich trage mein Licht durch die Welt
Ich trage mein Licht als Geschenk durch das Leben. Doch kein Mensch hat je seine Strahlen geseh'n. Ich könnte das Leuchten auch gar nicht erklären und denke, es kann vielleicht niemand versteh'n. So leuchte ich heimlich für mich nur im Stillen und bin so der Schöpfung als Diener zu Willen. |
Die Dunkelheit befreit das Licht
Solange wir im Hellen stehen,
ist unser Leuchten nicht zu sehen!
Wir sind des Geistes lichtes Kind
und gehen durch die Dunkelheit,
damit die Nacht das Licht befreit.
Erst wenn wir sehen, was wir sind,
erwachen wir als Geistes Kind!
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Zeigen wir, was in uns steckt
In der Schale der Zikade steckt viel mehr als ein Insekt! Auch bei Töff verbirgt die Hülle, was so alles in ihm steckt! Unter all den harten Schichten eingefror’ner Energie ist ein großer Geist gefangen. Doch man sieht ihn leider nie. Dieser Geist erschafft das Leben, gibt dem Schicksal ein Gesicht, ist der Teppich, den wir weben. Sehen können wir ihn nicht. Nur in wachen Augenblicken offenbart sich uns das Licht, das wir sind und das wir werden. Doch wir fassen es noch nicht. |