Multitasking

Multitasking ist bei mir verpönt,
denn ich habe es mir angewöhnt,
ganz entspannt im breiten NUN zu ruh'n,
um das, was ich mache, wirklich gut zu tun.

Statt mich in dem Allzuvielen zu verheddern
und mich zu zerstreuen und zerfleddern,
konzentriere ich mich nur auf eine Sache,
die ich gut und ganz von Herzen mache.

 

Soll das etwa richtig sein?

Muss etwas in Ordnung sein,
weil es alle machen?
Nein!
Wenn sich alle so benähmen,
müsste jeder sich was schämen!
Darum prüfe jeder selber
"Mach ich's wie and'ren Kälber?
oder kann ich selbst entscheiden,
was zu tun und was zu meiden
sich vernunftgemäß ergibt,
wenn man diese Erde liebt!"

Er hat dies Gedicht ohne Mitleid gefeuert

Er hat dies Gedicht ohne Mitleid gefeuert
und seinen Vertrag einfach nicht mehr erneuert,
nachdem er von amtlicher Quelle erfahren,
dass es sich nicht lohnt, das Gedicht zu bewahren.

Es hat keine Botschaft und ist nicht gewitzt.
Aus diesem Grund ist es beim Amt abgeblitzt.
So muss es sich nun zwischen Schimpfen und Fluchen
erfindungsreich andere Aufgaben suchen.

Der Mann vom Amt blieb unbekannt,
weil er vom Dichten nichts verstand.

Wir ernten, was wir säen

Man kann schreiben, 
um sich selbst die Welt zu erklären.
Wenn die Deutung nicht stimmt,
kann man sich nicht beschweren,
denn was du dir deutest
ist, was du erbeutest.
Dies wird dein Geschick
und das nimmst du dann mit
durch dein weiteres Leben.
Du erntest das, was du 
dir selbst einst gegeben.
Was du heute säst,
du in Zukunft erspähst.
Drum achte auf Worte, Gedanken und Taten.
Sie formen dein Leben.
Das will ich dir raten. 

Wiederbelebung

Ist die Laune dir verdorben,
weil dein Liebster dir verstorben
und er nah war deinem Herzen, 
fühlst du sicher große Schmerzen.

Alles würdest du wohl geben,
käme er zurück ins Leben.
Darum will ich nichts verschweigen
und dir hier die Wege zeigen,

wie du kannst den Freund erwecken.
Dazu musst du ihn erschrecken.
Mit den Pfoten von Kojoten
holst du dir zurück den Toten.

Haben Pfoten ihn berührt
und er sich trotzdem nicht rührt,
musst du ihn mit starken Nerven
über deine Schulter werfen,

aus dem Grabmal raus ihn tragen,
ohne Jammern, ohne Klagen,
reibst ihn ein mit Fett vom Eber
oder einer Gänseleber.

Hast mit all dem du kein Glück,
trägst du ihn zum Grab zurück,
buddelst ihn dort wieder ein
und weißt nun: Es darf nicht sein!

Fragile Bekanntschaften

Ich machte fragile Bekanntschaften
in außergewöhnlichen Landschaften,
die mir nachts im Traume erschienen sind.
Ich stand auf dem Berge. Sanft wehte der Wind.
Da kam ein mir fremder Ganove daher
und fragte erstaunt mich, wer ich denn wohl wär'.
Da kam mir mit deutlicher Klarheit zum Sinn,
dass ich ja noch immer nicht weiß, wer ich bin.
Statt böse zu fluchen,
begann ich zu suchen.
Doch hinter den Bäumen und unter den Steinen
war niemand zu sehen. Ich fand dort nicht einen.
Doch was ich mir schließlich erfolgreich verbuchte,
das war die Erkenntnis: Ich war, was ich suchte.
Doch das, was ich suche, hat gar kein Gesicht.
Das wußte ich aber zu der Zeit noch nicht.

Herkuletta tanzt Ballett

Herkuletta Nufrutetta
tanzt Ballett bei jedem Wetter,
denn das Tanzen ist ihr Leben.
Sie kann stampfen! Sie kann schweben!
Morgens streckt sie ihre Glieder
tastend unter weißem Flieder.
Sie schlägt Salto, kreist die Hüften
mittags zwischen Rosendüften
und hat beinah' jede Nacht
tanzend auf dem Dach verbracht.
Dabei hat sie Krach gemacht
und geriet in den Verdacht,
alle Nachbarn zu verdrießen.
Statt das Tanzen zu genießen,
lebt sie nun mit dieser Schuld.
Liebe Nachbarn, habt Geduld,
denn die Kunst benötigt Zeit,
wächst nur durch Beharrlichkeit. 
Ist sie erst berühmt geworden,
kriegt ihr alle einen Orden
für die Langmut, die ihr hattet,
als NachtTanzen ihr gestattet.

Unerwiderte Liebe

Ich schaue in den Rückspiegel meines roten VW-Käfers
und erblicke die sonnenverbrannten Schultern meiner Jugendliebe,
die sich schläfrig im Polster räkelt.
Er befindet sich immer auf der Sonnenseite des Lebens,
während ich jede Arbeit erledigen muss.
Das Putzen, das Kochen, sogar das Autofahren.
Zuständig für alles bin ich.
Während er sich bloss räkelt.
Ich habe die Mordgedanken eines Fleischerbeils,
weil ich das alles nicht mehr schaffen kann.
Er wirkt immer frisch und sieht ausgeruht aus.
Die Menschen lieben ihn.
"Warum siehst du immer so erschöpft aus?"
fragen mich die Leute.
Sie sollten besser IHN fragen,
warum er kein bisschen erschöpft aussieht.
Besonders unter roten Papierlaternen
im Schatten alter Reisschirme
sieht er entzückend verführerisch aus.
Aber wenn ich beginne zu streiken,
welkt seine Schönheit dahin.
Doch ich werde um ihn beneidet.
Darum kämpfe ich weiter um ihn
und lebe mit der Illusion
erwiderter Liebe.

Perfektionismus macht dich blind

Mit deinem Wunsch, perfekt zu sein,
schränkst du die Möglichkeiten ein,
die dir bereits gegeben sind.
Perfektionismus macht dich blind.

Du denkst, du bist nicht gut genug.
Doch das ist reiner Selbstbetrug.
Du suchst ja nur nach einem Grund,
um nichts zu tun. Ist das gesund?

Anstatt was Neues zu probieren,
bist du dabei, dich zu blockieren.
Statt was zu tun und dich zu erden,
denkst du, du musst erst besser werden.

Doch besser wirst du nur durch Tun.
Statt bleich vor Angst am Start zu ruh’n,
ist’s besser, wenn du losmarschierst
und dich nicht länger sabotierst.

Du fängst lieber erst gar nicht an,
damit dir keiner sagen kann,
„Du bist noch immer nicht perfekt!
Das wurde durch dein Tun entdeckt!“

Die Wissenschaft hat festgestellt:
„Nichts ist perfekt in dieser Welt!“
Vermasselt ist der Erdenort
und alle wollen von hier fort.

Risse und Mängel überall.
Die Welt entstand durch einen Knall,
darum sind Risse, Knicke, Falten
in allem, was es gibt, enthalten.

Nur du glaubst, dass du besser wärst.
Sogar, wenn du dich jetzt beschwerst,
ändert sich nichts an dem Effekt:
Die ganze Welt ist unperfekt.

Umarme darum, was es gibt.
Zeige der Welt, dass man sie liebt.
Der Rost am Eisen, Moos am Baum,
bewirkt, dass wir genauer schau’n.

Gib einfach die Kontrolle auf
und lass dem Leben seinen Lauf,
indem du schreibst und malst, was geht,
damit's im Buch des Lebens steht.

 

Moni und Herkuletta im Großstadtquartetta

Moni Meloni macht mit Herkuletta
oft Straßenmusik, denn sie sind ein Quartetta.
Sie bändigen vierhändig Töne und Klänge,
die Menschen erfreuen im Großstadtgedränge.
Wenn sie ihre Trommeln zum Himmel erheben
und Zuhörer durch ihre Rhythmen erbeben,
dann schweigen
die Geigen,
denn jedes Lamenti
mutiert zum Bontempi,
bis alle sich vor diesem Zauber verneigen.