Ausgeträumt

Ich tanze im Regen
und ziehe verwegen
den klammnassen Degen.

Von wegen!
Denn eigentlich träum ich ja nur
und werde geweckt von der Kirchenturmuhr,
die mich zur Messe rufen will.
Danach wird alles in mir still
und dieser Traum ist ausgeträumt.
Er hat sich zwar noch aufgebäumt,
doch dann verschwand er in der Nacht
und hat sich aus dem Staub gemacht.

Die Kirchenmacht zerstörte so
den Traum, der in die Nacht entfloh.

Umarmung des Waldes

Ich reibe meine Haut an der Rinde des Baumes,
dessen würzig duftende Blätter 
schon lange zu Boden gefallen sind.
Ihr Geruch steigt in meine Nase 
und ich beginne
auf dem leuchtenden Blättermeer zu tanzen.
Wie in einem Rausch drehe ich mich
unter den noch am Baum 
flatternden Brüdern und Schwestern.
Die Saiten meines Körpers schwingen
unter der Berührung des Windes, 
die mich vibrieren lässt.
Das grüne Moos unter meinen Füßen gibt nach
und als ich taumelnd zu Boden stürze,
nimmt der Wald mich in seine Flügelarme auf
durch das Krächzen und Singen der Vögel.

 

Streit unter Freunden

Streit unter Freunden
*
Einst verlor ich eine Freundin 
einfach so durch einen Streit.
Ich wollte mich gar nicht streiten,
doch sie war dazu bereit,
durch ihr zornerfülltes Sprechen
einen Krieg vom Zaun zu brechen.

Zungen können grausam sein,
rücksichtslos und sehr gemein.

Meine Zunge ist mir lieber,
wenn sie gute Speise schmeckt.

Durch den Schokoladenkuchen
habe ich das jetzt entdeckt.

Soll ich meine Freundin fragen,
ob sie mal probieren will?
Sie hat ja auch einen Magen.
Aber der ist auch nicht still.

Klagende Landschaften

Aus den Landschaften 
in meinen Träumen
ist das Bersten 
von sterbenden Bäumen
und das Flüstern 
von Wesen zu hören,
die sich über 
die Menschen empören.

Diese Nacht ist so 
voll von Geräuschen,
die uns unüberhörbar 
enttäuschen
und uns knatternd
wie flatternde Fahnen
zur sofortigen Umkehr ermahnen.

Selbst der Flug 
einer fallenden Feder
wird so laut wie ein 
Tritt gegen Leder.

Eine Kokosnuss 
knallt auf Asphalt.
Kalte Milch plätschert 
aus einem Spalt
und zerfließt 
ohne Ziel in dem Sand,
der sich 
unter den Steinen befand.

Zwischen Nussschalen 
liegen drei Leichen.
„Glauben, Hoffen und
Lieben muss weichen!“
schreiben hastende Hände 
auf Blätter.
"Diese Not generiert 
keinen Retter!
Nur wir selbst sind
noch da, um zu handeln
und die Absicht in Tat
zu verwandeln."

Haben Menschen das wirklich gewollt?
War das Leben nicht mehr wert als Gold?
Warum wollten sie nehmen und haben
statt sich dankbar am Leben zu laben?
Sie umgaben sich mit schönem Schein
statt ganz einfach nur Menschen zu sein.

 

 

Die Diversität der Fürze

Jetzt einfach mal schnell und in Kürze:
Die Diversität vieler Fürze
ist mir vollkommen schnurz,
weil ein jeglicher Furz
sich selber viel zu wichtig nimmt.
Ich garantiere, dass das stimmt,
denn nur in einem Furzkonzert
wird jeder Furz erst hörenswert.

Wortgemetzel

Die Männin und der Frauer,
gebildet und viel schlauer
als das normale Bürger*in
erkennen einen Sinn darin,
in Sprache einzugreifen,
um sie zurecht zu schleifen.
Sie wissen, welches Wort man spricht
und welche bösen Worte nicht.
Zigeunerschnitzel! Negerkuß!
Mit diesen Worten ist jetzt Schluss.
Die blöde Kuh! Die dumme Sau!
verbietet sich (weil reimt auf Frau!)
Der Negerkönig wird gestrichen
und ist dem Inselfürst gewichen.
Das Mädchen, das die Freiheit liebt,
will aber, dass es ihn noch gibt.
Doch man belegt das Langstrumpf-Buch
mit dem "Verbot'ne-Worte-Fluch".
Ich schaue zu und bin gespannt:
"Wann wird das erste Buch verbrannt?"

Nicht vorbereitet, um Gott zu begegnen (2)

Als ich die Stimme rufen hörte, 
verschloss ich die Ohren. 
Durch die Kopfhörer meines Smartphones 
fanden seine Worte
trotzdem
ihren Weg 
in mein verwirrtes Gehirn. 

Die bunten Bilder auf meinem Display strahlten und malten 
mir Glücksbringer 
hinter die Stirn. 
Die Bilder wurden zur
goldenen Kette 
und ich eine willige Marionette,
die, fest an die 
materielle Welt gekettet,
jetzt nicht mehr will, 
dass man sie rettet.

Eine ganz leise Stimme 
will, dass ich höre.

Doch ich hatte mich abgewendet von Gott.
Ich liebte so sehr meinen Alltagstrott.

Und ihm nun erneut zu begegnen? O Nein!
Das möchte ich nicht 
und es muss auch nicht sein.

Nur kein Gewissen ist Ruhekissen,
denn Gewissen können gerissen sein.
Deswegen sage ich:“Nochmals nein!“

Das Gewissen zeigt klagend
auf sterbende Bäume, 
Insekten und Vögel, 
erinnert an Träume,
die alle fast völlig vergessen sind.
Ich hatte sie damals noch als Kind. 

Ein Nervensystem spannt sich
 kalt um die Welt.
Aus Glasfasern wurde
es hergestellt.
Es lenkt meine Sehnsucht,
verdreht meine Träume
betäubt mich durch
 künstlich geschaffene Räume
und stiehlt mir die Seele.

Wie sehr mich das schmerzt.

Ich will mich befreien
und öffne beherzt 
die von dem System mir
verschlossenen Sinne. 

Die Stimme ruft leise: 
"Mach hinne! Mach hinne!" 

Wutanfallgeschichte

Er war berüchtigt für seine Wutanfälle. Schon als Baby tobte er
wie ein Irrer, wenn er nicht pünktlich seine Flasche bekam.
Seine Geschwister fürchteten ihn und flohen in die Arme der
Mutter, wenn er seinen Zorn an ihnen auslassen wollte. Auch als 
er älter geworden war, hatte er seine Gefühle nicht im Griff.
So war es kein Wunder, dass er an diesem Abend, an dem er mit
einem Fuß in einem alten Fuchsbau feststeckte, zu brüllen und
zu toben begann. Er verfluchte alle Füchse, alle Jäger und
überhaupt jeden, der irgend etwas mit Fuchsbauten zu tun gehabt 
haben könnte. Er schimpfte so laut, dass sich die Bäume bogen,
bis zu dem Augenblick, als hinter einem weit entfernten Baum
ein grüner Kopf auftauchte. Da er schon Zeichnungen von
Marsmenschen gesehen hatte, war ihm sofort klar, dass es
sich um einen solchen handeln musste - und dass er sich sofort
aus diesem Fuchsbau zu befreien hatte, wenn ihm sein Leben
lieb war. Also strampelte er wie wild und drückte seine
Handflächen gegen das schmutzige Erdreich, bis er seinen Fuß
aus dem Bau herausziehen und beginnen konnte zu rennen.
Hinter ihm keuchte es. Etwas fletschte die scharfen Zähne und
versuchte, nach ihm zu greifen. Eine Gänsehaut bildete sich
in seinem Nacken. Schweiß tropfte von seiner Stirn und die
Gefahr dicht hinter sich wähnend, gelang ihm letztendlich
die Flucht.
Niemand hat je wieder einen Wutanfall von ihm erlebt.

Evolution

In der Ferne sehen wir ein paar Bäume,
die auf einem Hügel stehen.
Kahl gewordene Eichen,
die unter einem wolkenlosen Himmel
ein Opfer der Sonne geworden sind,
auf einer zu Asche verbrannten Wiese.
Dabei stehen wir nicht auf der einzigen Insel
in dem uns großflächig umgebenden Ozean.
Von anderen Inseln winken andere Sucher
zu uns herüber. Die bewohnbare Erde ist geschrumpft,
seitdem die Polkappen abgeschmolzen sind.
Meinem Begleiter wachsen kleine Flügel aus den
Schulterblättern, die aber nicht ausreichen,
um sich in die Lüfte zu erheben.
Ein Rückschritt in der Evolution, aber ein
Fortschritt für die Menschheit hinein in eine
ungewisse Zukunft. Die Flügel sind aus Leder.
Aber an die kleinen Hörner auf der Stirn
müssen wir uns erst noch gewöhnen. 

 

Manchmal

Manchmal ist das Leben schön
und manchmal gar nicht zu versteh'n.
Ich streichle manchmal meinen Bauch
und rate dir: "Tu du das auch!"
Wenn sich dein Bauch darüber freut,
streichle ihn einfach sanft erneut.
Bestimmt fängt er zu gluckern an.
Er mag das sehr und führt sodann
ein Darmgeräusch-Konzertchen auf.
Das heißt:"Nur weiter so! Auf Auf!"
Dann darfst du ruh'n in deiner Mitte,
wie es seit alters her so Sitte.