Ordnung muss sein

Ordnung muss sein
*
"Alles gut! Alles gut!" 
ruft die Tante mit dem Hut. 
"Ordnung ist das halbe Leben!" 
sagt die alte Tante. 
"Eben", 
widerspricht verwirrt Herr Meier, 
"schien mir das noch alles schleier
-haft, denn ich kann keine seh'n! 
Und das kann ich nicht versteh'n!" 
Doch die Tante hat entdeckt, 
dass die Ordnung sich versteckt 
und dass alle Lebenskarten 
nur noch auf die Ordnung warten. 
Darum steckt sie froh und heiter 
auf die Karten kleine Reiter, 
damit Meier endlich sieht, 
was im Hintergrund geschieht. 
"Hinter allem steckt ein Geist, 
der die Welt in Ordnung hält. 
Er ist grade nur verreist. 
Daran leidet diese Welt!"
So sprach Tante zu dem Mann,
der es nun verstehen kann.

Der Richter in mir

Der Richter in mir

Ich träumte, mir fiele was sehr Schönes ein.
Doch Hinterkopf flüstert:"Lass das jetzt bloß sein!"
So geht es mir immer, wenn ich mal was will.
Mein Hinterkopf sagt mir:"Sei ganz einfach still!
Auf dich hat die Welt sicher nicht grad gewartet.
Du schreibst schlimme Sachen und bist wohl entartet!
Sei froh, dass ich dich vor den Lesern beschütze,
dein Schreiben blockiere und dir damit nütze!"
So wird all das Schöne jetzt doch nicht geschrieben.
Mein Hinterkopf sagt mir, ich muss noch mehr üben.

Ein Spiegelbild

 

Ein Spiegelbild
Auf der Fensterbank sitzt ein Vogel 
und pickt gegen sein Spiegelbild im Fenster.
Ob er weiß, dass er nur sich selber sieht?
Ich schaue in den Spiegel,
der in meinem alten Bücherregal steht.
Ein Rahmen aus wurmstichigem Holz,
mit hellblauer Farbe gestrichen,
die fleckig geworden ist.
Ich streiche meine Haare zurück
und weiß nicht,
ob wirklich ich es bin,
der aus dem Spiegel schaut. 

Es war nur ein Traum

Es war nur ein Traum
*
Seine Finger gleiten über meine Zähne,
um mein Lächeln auswendig zu lernen.
Die Nacht ist mit dem Duft der Pflanzen erfüllt
und mein Atem schwankt wie der Wind im hohen Gras.
Unter dem kühlen Licht des Mondes 
hält er mich warm in seinen Armen geborgen.
Seine Hände gleiten wie ein Gewirr von Schlangenvögeln
über Zehen, Knie, Becken und Bauch,
an der Schulter herauf
und in meinen Nacken hinein,
um durch mein Haar zu streichen.
Seine Zunge rollt in meine Zunge 
und die Lippen schmiegen sich ineinander
wie Delfine, die aus dem Meer springen.
Sie wollen hoch hinaus
und möchten noch viele Gebiete erforschen.
Aber es ist nur ein Traum
meiner früheren Jugend gewesen,
der sich auflöst
und in der Dunkelheit des Zimmers
hinter meiner faltigen Haut verschwindet. 

Tauwetter

Die Sonne, die vom Himmel schaut,
wird wärmer und ihr Atem taut
den Schnee, der auf dem Dach gefror.
Ganz dichT dort vorn beim Regenrohr
fiel Eiszapfen herab vom Dach,
wobei er einen Mann erstach.
Ein Weh und Ach!
erscholl danach
auf dieses krasse Ungemach.

Mutantenvariante

Meine Tante
ist eine Mutantenvariante,
die der Chef-Virologe
bisher noch nicht kannte.
Sie breitet sich darum auch überall aus
und wenn man sie fangen will,
nimmt sie Reißaus! 

Ein Gedicht über Eis

Schreibe ein Gedicht, das ein Gefühl von Kälte auslöst. 
Erstelle zuerst eine Liste mit Worten zu dem Thema EIS. 
Lass dich davon zu einem Gedicht inspirieren: 
* 
Auch wenn sie malerisch ausschaut, 
macht Eisblume mir Gänsehaut. 
Sie schmilzt in meinem Atemhauch. 
Doch ihre Schönheit leider auch! 
* 
Wir versuchen, Eindrücke unseres Lebens in Bildern 
festzuhalten und mit anderen zu teilen. 
Man kann sie fotografieren, zeichnen 
oder Gedichte daraus machen, wie wir es tun. 
Viel Vergnügen dabei! 

Januswort

Mein Januswort: 
ein kleines Tier 
mit spitzen, scharfen Zähnen! 
Doch auf dem Schreibtisch liegt es auch. 
Zum Klicken kann man's nehmen! 
Teekesselchen hieß dieses Spiel 
damals in alten Zeiten. 
Ein Wort mit zwei Bedeutungen, 
muss man so zubereiten: 
Maus und Ball und Bienenstich 
sprechen sicherlich für sich.

Die Welt ist kalt


Die Welt ist kalt

Kalt ist die Welt, Ich fühl mich fremd.
Fremd bin ich, weil mich keiner kennt.
Kennt niemand mich, bin ich allein
mit Einsamkeit. Muss das so sein?
Ich will unter die Dusche huschen.
Das hilft mir sicher in die Puschen.
Heißwasser in die Ritzen spritzen
macht, dass die Hosen wieder sitzen.
Schon sitz ich wieder obenauf.
Die Dinge nehmen ihren Lauf
und mich entzücken Wolkenlücken,
die sich schlicht vor der Sonne bücken,
damit die warmen Sonnenstrahlen
mich nun mit ihrem Licht beglücken.
So angepornt und losgeflitzt
ist dieser Tag soweit geritzt.

Die stolze Wunde



Die eigenen Wunden erkunden,
ist für mich keine gute Idee.
Mir ist lieber, sie wären verschwunden,
und ich freu mich, wenn ich sie nicht seh.
Doch der andere und der eine,
geschnitzt wohl aus sehr hartem Holz, 
hält die Wunde ganz fest an der Leine
und betrachtet sie lange voll Stolz.
Dann zeigt er sie allen und es ist geritzt,
dass das Leben aus ihm was Besonderes schnitzt.
Ich gönne ihm, damit zu prahlen
und sich in dem Ruhme zu aalen.
Doch freu ich mich, dass sich das Leben beeilte
und, wie ich es wünschte, die Wunden verheilte.