Ameisentraum

Eine Ameise, die sich nicht sattfressen konnte
an den Blättern meiner Rose auf dem Balkon,
kriecht über das weiße Blatt, 
auf das ich mein Gedicht geschrieben habe.

Sie tastet mit ihren Ameisenfühlern
hin und her zwischen den schwarzen Schnörkeln
und dem leeren Weiß.
Sie inspiziert jeden Buchstaben mit dem 
ihr eigenen Versuch des Verstehenwollens,
ohne etwas von der Gedankenmühle zu ahnen,
die diese Poesie gemahlen hat.
Neugierig schnüffelt sie an Größe und Form des Geschriebenen,
um etwas Essbares oder sonst wie Verwertbares zu finden.
Dann stolpert sie über den Rand des Notizblocks,
nachdem sie den Wert meiner Dichtung für nicht nützlich befunden hat,
zurück in ihre eigene unheimliche Welt
aus Steinen, Unkraut, Gras und Sonnenschatten,
wo sie ihre eigenen Träume von Samenkörnern träumt,
die sie in ihre Erdhöhle tragen könnte,
um davon zu leben.

Moni schlachtet ihren Zorn


Die Badewanne voller Blut
tut Moni's Wut
unendlich gut,
denn sie hat ihren Zorn geschlachtet
und ihn danach genau betrachtet:
"Wo kommst du her?
Was willst du sagen?"
ist sie beauftragt, ihn zu fragen.

"Schau dich doch um in dieser Welt!"
ruft er, kriecht in sein Traumweltzelt,
um sich den Nöten so entziehen,
und den Problemen zu entfliehen
die die Natur enorm bedrücken.
"Kann denn ein Wandel jetzt noch glücken?"

"Hoffnung ist völlig fehl am Platz!"
Der Zorn winkt ab mit einem Satz.
"Die Wirtschaftsform zerstört das Leben.
Bald wird es Menschen nicht mehr geben.
Dann ist Welt befreit, erlöst
vom Menschen, der die Chance verdöst,
sich schließlich doch noch zu beeilen,
um sich und die Natur zu heilen.

Arm bin ich und ganz ohne Geld

Arm bin ich, und ganz ohne Geld
kam ich dereinst auf diese Welt.
Der mir so wohlvertraute Schoß
stieß mich hinaus. Ganz nackt und bloß
erforschte ich, was um mich war,
und fand es gar nicht wunderbar.
Ich fand, ich war ein armer Tropf,
und bildete ihn mir im Kopf
sinnbildlich ein.
So ward er mein.
Es wurde wahr,
was ich gebar,
und so, wie ich mein Leben normte,
wuchs es empor, wie ich es formte.
Veränderung beginnt im Kopf,
dachte ich dann als armer Tropf
und fädelte Gedanken ein
in meine Lebensspinnerei'n.
Ich kann! Ich kann! sprach der Gedanke
und öffnete so manche Schranke,
die ich mir anfangs selber setzte
und meinen Willen so verletzte.
Die Wunde zwang mich, mich zu eilen
und die Verletzung selbst zu heilen.
Ganz neue Möglichkeiten denken,
half mir, der Welt mich selbst zu schenken,
und dieser Welt zu offenbaren:
die Wunder, die mir möglich waren.