Ideen finden

Viele Menschen, die schreiben möchten, quälen sich mit dem Gedanken, dass ihnen nichts einfällt.
Sie glauben, sie könnten mit dem Schreiben nicht beginnen, bevor sie eine gute Idee haben.
So sitzen sie vor dem leeren Blatt und fangen nicht an zu schreiben.
Das Geheimnis ist aber, dass wir in unserem Geist unendlich viele Ideen haben.
Diese Fülle an Material können wir niemals bewältigen, um daraus Geschichten oder Gedichte zu machen.
Wir wissen nur nicht, wie wir aus dieser Fülle schöpfen können, um die Ideen aus dem Geist zu befreien.
Der größte Irrtum, der einem beim Schreiben im Wege steht, ist die Erwartung,
die große Idee würde einfach so in den Kopf hinein fallen.
Manchmal, aber sehr selten, ist das auch so.
Aber in der Regel ist das Finden von Ideen, die Befreiung des Materials aus dem Geist hinunter auf
die geschriebene Seite, ein Prozess, ein Geschehen, das sich langsam und kaum wahrnehmbar entwickelt
und sehr viel Geduld benötigt.
Große Ideen entstehen beim Schreiben und um sie zu finden, muss man sehr viel schreiben.

Mit dem Schreiben beginnen

Man braucht am Anfang nur eine kleine Inspiration, um mit dem Schreiben zu beginnen. Das kann ein Wort sein, ein Bild, ein Geräusch oder ein anderer sinnlicher Eindruck. Vielleicht ist es ein Charakter, von dem man fasziniert ist oder ein interessanter Dialog, den man aufgeschnappt hat. Es ist gut, ein Notizbuch mit sich herumzutragen und die vielfältigen Inspirationen, die einem im Alltag begegnen, zu notieren, damit man sie als Einstieg in das Schreiben nutzen kann. Mit der Zeit wird man aufmerksam für die unglaubliche Fülle an Anregungen, die der Alltag bietet und betrachtet neugierig, wo überall es etwas zu erforschen gibt. Es sind kleine Edelsteine, die man in einer großen Schatzkiste sammelt, aus der man beim Schreiben schöpfen kann. Am besten nimmt man sich eine bestimmte Zeit vor (3 Minuten können reichen. Die 3-Minuten-Sanduhr kann sehr motivieren) oder eine bestimmte Menge (1 Seite oder mehr). Wichtig ist nur, sich an die Vorgabe zu halten und nicht mehr und nicht weniger zu schreiben. Es kommt nicht auf die Qualität an, sondern darauf, schnell und viel zu schreiben. Hat man einmal begonnen zu schreiben, so bleibt man am besten im Schreibfluss, ohne zu analysieren oder zu zensieren, damit der kreative Geist aus dem Inneren freudevoll gestalten und spielen kann.


Wortketten:
Der letzte Buchstabe des ersten Wortes ist der erste Buchstabe des neuen Wortes:
Brot-Tomate-Esel-Labyrinth-Hose-Elefant-Tinte-Energie
Die letzte Silbe des ersten Wortes ist die erste Silbe des neuen Wortes:
Tin-te, Te-nor, Nor-we-gen, Ge-ne-ra-tor, Tor-te, Te-le-fon
Das letzte Wort des ersten Wortes ist das erste Wort des neuen Wortes:
Winter-garten, Garten-Cafe, Cafe-Terrasse

Konopka’s Tod

Konopka wurde umgebracht.
Ihn traf ein scharfes Messer
mitten ins Herz, in dunkler Nacht.
War es ein Menschenfresser ?

Monsieur Töff Töff, der gerne trinkt,
hat auf die Frage abgewinkt.
schon längst weiss er es besser .

„In dem knospenden Busch an der Buchsbaumbank..“
(wo er sich mit herbem Braubier betrank)
„…da hat die Konopka’sche ihrem Mann“
(„Fabulöses Gesöff , hicks, bums, rums, platz !“
unterbrach er sich seufzend mitten im Satz.)
„vermutlich etwas angetan !
Mit dem Küchenmesser zisch bumm in die Plautze .
Konopka, der blutete wie ein Schwein !
Und dann noch ein paarmal quer durch die Schnauze !
Nein, Frau Konopka, das war nicht fein !!“

Sie schämt sich , die zart empfindende Gattin .
Da flüstert die Nachbarin (eine Mulattin !) :
“ Das böse Dam…hat nicht besser verdient…“
Konopka aber hat ausgedient .

Dies Gedicht, ein Abstandhalter

Ein Abstandhalter ist dieses Gedicht.
Es will einfach nicht,
dass man ihm zu dicht
auf die Pelle rückt.
So ist ihm geglückt,
alle Freier,
egal ob mit, ob ohne Falten,
immer angemessen auf Abstand zu halten.
Es wurde von allen sehr oft gepriesen,
und doch hat es sie abgewiesen,
denn es brauchte immer viel Luft um sich rum.

Schaut es sich nun um,
sind all diese Menschen
jetzt in weiter Ferne.
Dabei hätte es gerne
mit einem gesprochen
und wäre dafür
sicher gerne noch aus seiner Schale
gekrochen,
die es all diese Jahre
zum Schutz aufgebaut
und aus der es nun stumm
in die Welt hinaus schaut.

Von dem, was Raben haben

Zwei Raben, die befreundet waren,
hielten nicht viel von Rabenscharen.
Bei ihrer Jagd auf kleine Enten
und andere Delikatessen
wurde die Freundschaft schlicht vergessen.
Sie blieben dabei Konkurrenten.
Denn das weiß jeder Vogelfänger:
Der Rabe ist ein Einzelgänger!

Doch hier und da erkennt man schon
Vorzeichen der Revolution
in der Raben ihre Manieren
verändern und kooperieren.
Der Jagderfolg wird potenziert.
Das hat der Rabe schnell kapiert.

Das Ziel der Evolution
ist weltweite Kooperation.
Obwohl wir Konkurrenz gewohnt,
wird das Zusammenspiel belohnt.
Gemeinsam auf ein Ziel gerichtet,
wird unsere Kraft enorm verdichtet.
So lernt die Menschheit von den Raben:
statt Krieg sollte sie Freundschaft haben.

Gespensterkonferenz im Lenz

Aus dem Lexikon der bedrohten Wörter : Konferenz

Zu der Gespensterkonferenz
lud man mich ein in diesem Lenz.
Ich habe mich zuerst gefreut,
doch es am nächsten Tag bereut,
denn jeder dieser Geister
war einst ein großer Meister.

Sie forderten mein Schweigen
und wollte mir dann zeigen,
was sie dereinst berühmt gemacht
und dann um ihren Ruf gebracht.

„Du lernst von uns die Zauberei
und zauberst uns dann wieder frei!“
flüsterten sie mir leis‘ ins Ohr
und schlugen mir den Handel vor,
ganz ohne zu zaudern
wie sie so zu zaubern.

Doch dann, in aller Deutlichkeit,
sah ich sie, hätt‘ ich sie befreit,
in ihrem Wesen vor mir steh’n
und so wie sie zugrunde geh’n.

Und weil ich das nicht wollte,
stand ich schnell auf und trollte
mich ohne noch ein Wort zu tun
schnell fort von dort
als feiges Huhn,
zu dem sie mich dort machten
und sich ins Fäustchen lachten.

Ein trunkenes Gedicht

„Ich bin aus gutem, alten Holz
geschickt geschnitzt und sitze
hier wie ein rechter Hagestolz,
doch voll wie die Haubitze!“

So spricht ein trunkenes Gedicht
und sitzt dort vor dem Amtsgericht.

„Ich weiß, ich bin ein toller Hecht,
doch fühle ich mich immer schlecht,
weil Rum und Schnaps mit viel Likör
mir nicht bekommt, was ich hier schwör!
Ich bin ein ungeliebtes Kind,
weil meine Eltern Säufer sind.
Ich tat es ihnen einfach nach
und lebe nun mit dieser Schmach!
Ihr dürft mich gern befragen
und dann mit Recht verklagen.“

So lallt es vor dem Amtsgericht.
Jedoch kein Richter hört es nicht,
weil überhaupt kein Kläger kam.
Es saß dort wegen seiner Scham
für die es sich so schämte
und auch ein bißchen grämte.

So kam es, dass es wieder tankte,
als es dann spät nach Hause wankte.

Ich öffne und finde (Schreibaufgabe)

Ich öffne eine Dose und finde ein Herz.
Ich öffne das Herz und finde eine Liebe.
Ich öffne die Liebe und finde einen Kummer.
Ich öffne den Kummer und finde einen Zorn.
Ich öffne den Zorn und finde eine Kraft.
Ich öffne die Kraft und finde meine Stärke.
Ich öffne meine Stärke und finde meinen Mut.
Ich öffne meinen Mut und finde meine Liebe.
Ich öffne meine Liebe und finde mein Herz.
Das kommt in die Dose
und die mach ich zu.
„Ruhe jetzt!“
Aber das Herz
lässt sich nicht zum Schweigen bringen.
Es klopft gegen die Dose.
Erst leiser, dann lauter werdend.
„Ruhe jetzt!“
schimpfe ich zornig.
„Wer bist du, mir das Schlagen zu verbieten!“
schimpft das Herz zurück.
„Du kannst ja lieben nur, und sonst gar nichts!“
antworte ich verletzt.
„Ich hätte nie auf dich hören sollen, dann wäre mir
viel Leid erspart geblieben!“
„Und was ist mit den Vollmondnächten auf dem Meer? Was ist
mit dem Blütenduft im Frühling und den Wellen des Glücks, auf
denen du geritten bist? Was ist mit dem Wind in deinen Haaren
und dem Kuss auf deinen Lippen? Soll all dies nie gewesen sein?“
Ich öffne die Dose und schaue hinein.
Ja, es schlägt noch, diese eigensinnige, alte Herz.
Es lässt sich nicht zum Schweigen bringen.
Ich glaube, es hat mir noch viel zu sagen.

Monsieur Töff Töff platzt und verrinnt

Monsieur Töff Töff platzt und verrinnt,
wird neu geboren als ein Kind,
das sich entscheidet, anzuschwellen,
zu platzen, neu hervorzuquellen,
zu leben und dann zu verrinnen
mit klarem Geist und wachen Sinnen.
So geht das durch die Ewigkeit,
weil Leben sich an Leben reiht.
Das Rad dreht sich und hat kein Ende.
An jeder neuen Zeitenwende
hofft jeder, es sei nun vorbei
und schlüpft dann doch noch aus dem Ei,
um ganz von vorne anzuschwellen,
zu platzen und hervorzuquellen,
von Geist und Sinnen ganz verlassen,
sich wieder neu gebären lassen.

Ein Gedicht, vom Sturm zerzaust

Ein Gedicht, vom Sturm zerzaust,
kommt auf Wolken angebraust,
liegt im Nebel auf der Lauer,
schickt uns Schnee und Graupelschauer.
Donnerkeile, helle Blitze,
wetterwenderische Witze
macht es wechselnd in Sekunden,
ganz egal, ob sie uns munden.
Um den Menschen einzuheizen
will es nicht mit Sonne geizen.
Launisch, voller Widersprüche
kocht es in der Wetterküche
jedes Wetter, dass es will,
denn sein Name ist April.