Monsieur Töff Töff lernt meditieren

Monsieur Töff Töff lernt meditieren.
Er möchte seinen Geist trainieren
und spricht :”HUNG PEME MANI OM!”
Denn das erfrischt und macht ihn fromm.
Auf einem Kissen, ganz aus Schaum,
sitzt er und fliegt durch Zeit und Raum.
Bilbo, sein Freund, ist irritiert,
weil bei dem Vorgang nichts passiert.
“Du sprichst die Silben falsch herum!
Es heißt OM MANI PEME HUNG!”
wird Töff Töff streng von ihm belehrt.
Das, was Töff tat, war wohl verkehrt.
So ändert er die Silbenreihe,
damit er seinen Geist befreie.
Doch kaum spricht er das Mantra richtig,
wird sein Geist plötzlich schwer gewichtig
und aus der Höhe seines Schwebens
stürzt er zurück in dieses Lebens
Realität, die ihm beweist:
Man findet ihn nicht, diesen Geist,
hält man sich an bekannte Regeln.
Will man mit seinem Geiste segeln,
muss man ihm völlig neu vertrauen
und nicht auf alte Formeln schauen.
“HUNG PEME MANI OM OM OM!”
lacht er und fliegt beglückt davon.

Herbst und Regen

Blätterrauschen,
Bäumeknarren,
Vögel, die im Baum verharren,
Äste, die im Wind sich wiegen,
Krähen, die auf Zweigen liegen
und sich faul die Flügel kratzen,
ohne Angst vor wilden Katzen.
Eichhörnchen, die sich sanft putzen-
Elstern, die das Laub beschmutzen
und mit ihrem frechen Keckern
über Wind und Regen meckern.
Donner blitzen und besiegen
so den sommerlichen Frieden,
während Regentropfen platschen
und laut auf den Boden klatschen.
Reife Nüsse, fallen, kullern-
Wolken, die ihr Wasser strullern.
Sturm, der an den Bäumen rüttelt,
Krähen, Elstern, Hörnchen schüttelt,
bis sie von den Bäumen fallen
und hart auf die Erde knallen.
Seht nur, wie der Sommer endet
und die Wetterfront sich wendet.
Bald ist Herbst und wir genießen
welkes Laub an uns’ren Füßen.

Lob der Gymnastik-3

Ganz gezielt in jede Rippen stippen
und dabei nicht aus den Latschen kippen!

Bloß nach hinten nicht und nicht nach vorn,
denn dann fällst du und dir wächst dort vorn ein Horn!

Auf der Stelle traben , beide Arme schwingen,
mit den Fersen trippeln und dabei laut singen!
Das ist sehr gesund und hier so Brauch,
stärkt die Lungenflügel und das Zwerchfell auch.

Wer den Körper täglich tüchtig züchtigt,
seine Muskeln stärkt und so ertüchtigt,
macht sein Leben länger um genau die Zeit
die ihm täglich für das Turnen dann noch bleibt.

 

Wiederholungen

Tatsächlich erfordert die Tat meinen Rat.
Ich riet ihm deshalb, weil er mich darum bat.

Tatsächlich bin ich ziemlich gut im Betrügen
und gebe es zu: “Es sind alles bloß Lügen!”

Tatsächlich ergibt sich aus alledem hier:
“Ich bin nicht dagegen und auch nicht dafür!”

Kurz und knapp

Flasche auf dem Tisch.
Rot und rund.
Fällt.
Klirrt.
Zersplittert.
Grüne Flüssigkeit fließt
über den grauen Grund.
Ein Hund
leckt sie auf.
Doch gleich darauf
kippt er zur Seite
wie hölzerne Scheite,
die ihren Halt verlieren.
Und alle Viere
seitlich gestreckt,
rutscht er über den Flur
gegen die tickende Uhr,
die haltlos
gegen das Tischbein knallt.
Hier, mitten im Wald,
rutscht die Flasche
dadurch vom Tisch,
ganz frisch
und rot und rund.
Klirrt und zersplittert.
Ein Hündchen wittert
das kühle Grün
und will sich bemüh’n,
es aufzuschlecken,
um zu entdecken,
dass die kurze Geschichte
jetzt einfach kippt
und es nichts weiter
zu lesen gibt.

Kisten öffnen

Eine Schreibaufgabe, die ich sehr liebe, besteht aus der Phantasie,
dass man eine Kiste öffnet, in der sich etwas befindet, das man auch
wieder öffnen kann.
(Die Zeilen müssen sich eigentlich nicht reimen, aber mir gefiel es so.)
Die Aufgabe erinnert mich an diese russischen Puppen (Matrjoschka),
die ineinander verschachtelt sind. Hier ist ein Beispiel:
Ich öffne eine Kiste und darin ist eine Kerze.
Ich öffne die Kerze und finde drei Scherze.
Ich öffne die Scherze und darin ist ein Clown.
Ich öffne den Clown und darin ist ein Schauen.
Ich öffne das Schauen und finde Vertrauen.
Ich öffne das Vertrauen und finde das Glück.
Ich öffne das Glück und finde die Seele.
Ich öffne die Seele und finde ein Licht.
Ich öffne das Licht und finde mein Gesicht.
Ich öffne das Gesicht und finde einen Turm,
der groß ist und stark und der leuchtet im Sturm.
Ich öffne den Turm und ich finde die Treppe.
Ich öffne die Treppe und finde dort Raum.
Ich öffne den Raum und finde dort Weite
die ich nun vertrauensvoll mutig durchschreite.
Ich öffne die Weite und breite mich aus.
Ich öffne die Weite und finde ein Haus.
Ich öffne das Haus
und dort finde ich Fenster,
die ich weit und breit öffne
und dann flieg’ ich hinaus.

Notieren, ohne etwas zu erwarten

Notieren, ohne etwas zu erwarten.
Immer weiter schreiben, ohne anzuhalten oder zu bewerten.
Ohne etwas zu erzwingen.
Die Stimme der Aufmerksamkeit zu Wort kommen lassen.
Achtsames Wahrnehmen führt zu achtsamem Schreiben.
Dabei kann die Wahrnehmung beim eigenen Körper beginnen
und das Schreiben sich auf die Sensationen konzentrieren,
die in das Bewusstsein eintreten.
Die verspannte Schulter. Der angehaltene Atem, der plötzlich
zu fließen beginnt, weil ich aufmerksam notiert habe, was geschieht.
Die Dinge beginnen, sich zu verändern.
Ich empfehle, auf diese Art jeden Tag 10 Minuten zu schreiben und die
so entstehenden Blätter in eine Kiste oder einen Karton zu legen, den
man bei Bedarf konsultieren kann.
Nach einem Jahr hat man einen großen Schatz an Ideen gesammelt, aus
dem man nach Belieben schöpfen kann und von dem man immer wieder
überrascht wird.

 

Namensgeneratoren nutzen

Wenn man Namen sucht, die man in Geschichten
verwenden möchte, kann man Namensgeneratoren
nutzen, die man im Internet findet.
Du gibst das Land und das Geschlecht ein. Den
Rest überlässt du dem Zufallsgenerator.
Bei mir entstand so:
ADELAIS THOMPSON

Ich suchte Assoziationen zu den einzelnen Buchstaben
des Namens

A anmutig
D dumm
E elegant
L Lateinschule
A
I intelligent
S selbstbewusst
T Theosophin
H
O
M
P
S
O
N neugierig

und schrieb einen Text.
Adelais Thompson war Theosophin. Ihre Eltern hatten sie
schon früh mit dieser Philosophie vertraut gemacht und
ihr eingebläut, wie der rechte Weg durch ein erfolgreiches
Leben auszusehen hätte. Anmutig und elegant auf der einen
Seite, aber dumm wie Bohnenstroh, wenn es um ihre sozialen
Beziehungen ging (Wen wundert das, bei diesen Eltern?), traf
sie eines Tages bei einer Versammlung der Gilde im Götter-
botensaal auf Ferdinand Frech, der sie so geschickt umgarnte,
dass sie ihm ins Netz ging.
Sie heirateten noch in der nämlichen Woche.
Adelais gebar ihrem Ferdinand in jedem Jahr drei Kinder, also
immer Drillinge, die sie leichten Herzens austrug.

Der Text kann nun Ausgangspunkt für eine Geschichte sein.
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Weitere Experimente:
Dolores Fischer stammte aus einfachen Verhältnissen.
(Angst entsteht immer, wenn man etwas vermeiden will!)
Ihre Eltern nannten sie Dolores (dolor = Schmerz), weil
sie ihr die Fähigkeit, schwere Schicksalsschläge zu erdulden,
mit auf den Weg geben wollten.
Ihre Schulkameraden nannten sie Dolly, wie das geklonte Schaf,
obwohl oder gerade weil sie klüger war als alle anderen.
Ihr Neid war wohl der Auslöser dafür.
Der Lehrer gab ihr immer gute Noten und nannte sie stolz
“Doloröschen”.
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Ein rundes Gedicht

Sie sind wunderschön, doch ich kann sie nicht malen:
die runden Gebilde in Seifenschaumschalen,
die sich schillernd drehen in wirbelnder Luft.
Aus ihnen verströmt ein betörender Duft,
der Denken verschleiert und Sinne berauscht,
so dass man den Traum mit der Wirklichkeit tauscht.
Im Rausch fängt man an, runde Dinge zu sehen
und selber Spiralen und Kreise zu gehen,
sieht Reifen rollen durch schimmernde Räume,
die laut hallend hüpfen durch taghelle Träume,
hört klackernde Kugeln, die schnell abwärts fallen
und krachend gegen die Holzstufen knallen.
Auf dämpfenden Teppichen kullern sie leise
die Treppe hinunter und rollen im Kreise,
wo alles im Traumball ganz rund wird und bunt,
so dass man vermutet, man wär’ nicht gesund.
Das kantige Bett – es verliert seine Ecken,
die Ecken des Schrankes – sie spielen Verstecken.
Das eckige Fenster, nun Bullaugen gleich,
rollt mit den Pupillen und mir wird ganz weich.
Das Rad zwischen aufgeregt springenden Bällen
dreht sich jetzt viel schneller, macht wirbelnde Wellen,
die am Traumrand zerschellen.
Wie ich dann am Morgen verwundert erwacht
bin, hab ich mir gedacht:
So wunderbar rund kann sie sein, diese Welt,
wenn man all diese Ecken beiseite stellt,
um nie anzuecken
und aufzuwecken,
was dem Weichen und Runden im Wege steht
und als Eckiges kantige Wege geht.

Dies Gedicht ist ein Autist

Dies Gedicht ist ein Autist,
der Kontakte nicht vermisst.
Weil er gerne alles zählt,
ist er auch noch nicht vermählt.
Wird ein Weib ihm lieb und teuer,
ist er ihr bald nicht geheuer.
Kaum sieht er die Brautausstattung,
ordnet er nach Zahl und Gattung
und kann auf den Punkt genau
ausrechnen: den Wert der Frau.

Deshalb fliehen die Gefreiten,
ohne zum Altar zu schreiten
Ein Heirat gibt es nicht.

Ungetraut bleibt dies Gedicht.