Steinblumen im Feuerstein

Die Steinblumen im Feuerstein
leuchten erhitzt im Feuerschein.
Dem Feuerkreis der Blumenfeuer
sind Wassersteine nicht geheuer.
Trägt man den Wassersteinkorbhut,
benötigt man Geduld und Mut,
denn Wasser löscht das Feuer schnell.
Das leuchtet dann nicht mehr so hell!

Ein Gedicht steigt auf die Leiter

Ein Gedicht steigt auf die Leiter,
zieht sich an der Kante weiter,
rollt herunter,
springt dann auf,
macht jetzt einen Dauerlauf,
schlägt drei Haken,
macht zwei Finten,
schießt mit
rostbedeckten Flinten,
kommt als Sieger
aus der Schlacht!
Prima hat es das gemacht!

Ein Gedicht spürt ein Verlangen

Ein Gedicht spürt ein Verlangen.
Es will nicht mehr darum bangen,
dass die Küste seiner Brüste
sich nach seiner sehen müsste.
Wüsste es um sein Verlangen,
müsste es nicht länger bangen.
Hier an dieser Blechlaterne
küsste es mit ihm die Sterne,
würde an der wilden Küste,
wo es seine Brüste küsste,
sich ihm geben voll Verlangen,
bis ihm alle Engel sangen.
Diese Lust muss und Begehren
dem Gedicht das Herz beschweren.
“Meine ganze Ruh’ ist hin,
nimmt er mich nicht, wie ich bin!”
Rosenstrasse Nummer Zehn!
Hier kann man es weinen seh’n!
Lauscht dem Jammern! Hört sein Kreischen!
Seht es um sein Mitleid heischen!
Nein, die Welt ist grauenvoll,
wenn das Herz vor Liebe schwoll.
Darum schwör’ ich dem Gedicht:
Mein Herz öffnet niemand nicht!

Geigen, die auf Zweige zeigen

Geigen, die auf Zweige zeigen
und sich voll Respekt verneigen.
“Wir sind so wie ihr aus Holz!”
geigen sie, erfüllt von Stolz.
Fein geschnitzt und gut geleimt
musizieren sie vereint.
Äste knarren mit den Zweigen.
Mutig fiedeln frohe Geigen.

Monsieur Töff Töff betet zu Gott

Monsieur Töff Töff betet zu Gott:
“Zeig dich mir endlich, aber flott!”
Sein Gott jedoch gedenkt zu ruh’n.
Er ist entschlossen, nichts zu tun.
Monsieur Töff Töff schimpft :”So ein Mist!
Ab jetzt bin ich ein Atheist.
Ich bin zu Recht enorm empört,
weil mich mein Herrgott nicht erhört!
Sollte mein Gott sich nochmal zeigen,
will ich nicht beten, sondern schweigen
und tu dann so, als würd’ ich schlafen,
um ihn gezielt damit zu strafen!”

Die Mondfrau

Stücke des Vollmonds fallen herab und verwandeln sich in eine
milchige Flüssigkeit, die von den Bäumen herabtropft. Die
Tropfen sammeln sich in einer Lache und fließen in einem Tümpel
zusammen, aus dem sich das Mondweib erhebt und ihr bleiches Gesicht
dem Mond zuwendet. Sie beginnt sehnsuchtsvoll zu heulen wie ein
Wolf, aber der Mann im Mond ist nicht zu sehen.
Die Last auf seinem Rücken hat ihn auf die Erde hinabgedrückt.
Das Mondweib muss ihn nun suchen.
Es duftet nach Pfefferminz. Der charakteristische Duft der
Mondfrau vermischt sich mit dem Geschmack von Vanille.
Es keucht im Gebüsch. Zweige knacken und Blätter rascheln.
Ein verwitterter Unterstand, in dem die Mondfrau sich verkriechen
kann. Das MIAOU einer Katze, die jammert. Ein Hund, der den Mond
anheult: HOOOUUUU HOOHUUÜÜIIIII.
Die Mondfrau macht sich auf den Weg.

Die Zeit bleibt steh’n

Die Zeit bleibt steh’n,
Sie kann nicht mehr geh’n.
Wie eingefroren kühl im Eis
steh’n Zeiger ohne Zeithinweis.
Im leeren Raum schwebt der Moment.
Die Ewigkeit, die keiner kennt,
jetzt seh’n zu lernen ist ein Muss
durch diesen Zeit-bleibt-stehen-Beschluss.
Weil sich die Zeit ab jetzt verweigert
wird die Zeitlosigkeit gesteigert
und alle bleiben unverletzt
im Hier und Jetzt.

Die Scheuklappen kappen

Die Scheuklappen kappen.
Den Blickwinkel weiten.
Sich vorzubereiten,
um friedlich zu streiten.
Das schmale Gesichtsfeld nicht länger verengen.
Die Grenzen der Wahrnehmung deutlich zersprengen.
Anstatt sich blindwütig zerstörend zu hassen,
nach Lösungen suchend die Hände erfassen.
Sich Sicherheit suchend ins Auge zu schauen.
Versuchen zu lernen, einander zu trauen.
Statt Kriege zu führen,
einander zu spüren.
Den Lebewesen wohlwollend begegnen
und mutig beschließen,
sie alle zu segnen.

Die Lust sei mit Allen

Lutschen und Lecken.
Die Haut so entdecken.
Ein Reiben, ein Schmiegen.
Sich halten und wiegen.
Ein Schnuppern, ein Riechen.
Sich in sich verkriechen.
Sich drücken und spüren.
Sich zärtlich berühren.
Sich achtsam liebkosen
im Duft zarter Rosen.
Sich achtsam verwöhnen
im Wimmern und Stöhnen.
Einander erkunden.
Sich strecken, sich runden.
Sich sinnlich erleben.
Erschauern. Erbeben.
Sich lustvoll breit weiten.
Ein Schreiten, ein Gleiten.
Ein lautes Zerfließen
in Strömen vergießen.
Entspannt einfach fallen
und wohlwollend Lallen:
“Die Lust sei mit Allen!”

Monsieur Töff Töff lernt meditieren

Monsieur Töff Töff lernt meditieren.
Er möchte seinen Geist trainieren
und spricht :”HUNG PEME MANI OM!”
Denn das erfrischt und macht ihn fromm.
Auf einem Kissen, ganz aus Schaum,
sitzt er und fliegt durch Zeit und Raum.
Bilbo, sein Freund, ist irritiert,
weil bei dem Vorgang nichts passiert.
“Du sprichst die Silben falsch herum!
Es heißt OM MANI PEME HUNG!”
wird Töff Töff streng von ihm belehrt.
Das, was Töff tat, war wohl verkehrt.
So ändert er die Silbenreihe,
damit er seinen Geist befreie.
Doch kaum spricht er das Mantra richtig,
wird sein Geist plötzlich schwer gewichtig
und aus der Höhe seines Schwebens
stürzt er zurück in dieses Lebens
Realität, die ihm beweist:
Man findet ihn nicht, diesen Geist,
hält man sich an bekannte Regeln.
Will man mit seinem Geiste segeln,
muss man ihm völlig neu vertrauen
und nicht auf alte Formeln schauen.
“HUNG PEME MANI OM OM OM!”
lacht er und fliegt beglückt davon.