Authentisch sein

Eigentlich wollte ich 
ein neues, prächtiges Gedicht schreiben.
Und jetzt das hier:
Worte, nichts als Worte.
*
Sag, was soll ich machen, um glücklich sein?
Die Antwort darauf lässt gekonnt auf sich Warten.
Ich frage mich mehrfach. Doch mir fällt nichts ein.
Man rät mir, entspannt einfach bei mir zu sein.
So steh' ich, mich suchend, bei Regen im Garten.

Bei Regen im Garten. Ich such mich im Freien.
Authentisch zu sein ist für mich nicht so leicht.
Ich kann nicht bei mir sein und muss mir verzeihen.
Verzeihen, wie Zweifel an Zweifel sich reihen
und sehen, wie schnell mir mein Selbst jetzt entweicht,
indem es sich feige im Regen verschleicht. 

Bessere Zeiten

Ich erinnere mich an bessere Zeiten,
in denen es keine Probleme gab.
Da latschte ich fröhlich durch die Gegend
und langweilte mich,
während ich auf der Wiese lag.
Die Sonne schien mir auf den Bauch.
Ich wünschte mir Regen
und hoffte, dass irgend etwas Aufregendes
passieren würde.
Als es dann geschah,
schimpfte ich
über mein Ungemach.
So ist vielleicht der Mensch gemacht.
Dass er Unheil erzeugt,
um etwas zu erleben,
und sich wortreich beklagt,
wenn es in sein Leben gekommen ist,
all das,
was er sich selbst
herbeigewünscht hat.

Monsieur Töff Töff als kluger Mann

Monsieur Töff Töff, als kluger Mann,
versucht es zwar, so gut er kann,
jedoch es will ihm nicht gelingen,
etwas zu tun. Vor allen Dingen
ist er auch recht schlecht motiviert.
Nun wisst ihr, warum nichts passiert.
"Warum sollte ich etwas tun?"
fragt er. "Bin ich etwa ein Huhn,
das täglich neue Eier legt
und immerzu und unentwegt
Ideenwunder produziert,
die man voll Gier und ungeniert
verschlingt und sich zu eigen macht?"
So sprach er und hat dann gelacht,
denn plötzlich kam ihm die Idee:
"Ich sage meinem Job 'ADE!'
Das Leben will ich jetzt genießen
und das Kapitel "Arbeit" schließen."



Jeder ist ein Künstler

Für Joseph Beuys

Jeder ist ein Künstler

Ein kleines Kartöffelchen auf diesem Tisch.
Es ist arg verschrumpelt und riecht nicht mehr frisch.
Die Knolle verspeisen, wär nicht sehr gesund.
Doch ich mag die Form und die Schalen sind bunt.
Der Schimmel zeigt sich in phantastischen Farben.
Die sprossenden Keime sind cremeweiße Narben.
Ein Kunstwerk ist dies, von der Erde geschaffen,
das Kunstkenner nun im Museum begaffen.

Moni Meloni sucht nach einem Thema

Moni Meloni sucht nach einem Thema
für ihre Gedichte. Sie will nicht nach Schema
FF einfach irgendwas Sinnloses dichten.
Sie gräbt immer tiefer nach wahren Geschichten,
die suchenden Lesern Erkenntnis bescheren,
doch sie nicht mit groben Gedanken beschweren.
Poetische Früchte für Feinschmeckerlippen
will sie ganz dezent in die Reimkuchen kippen.
Dann backt sie die Dichtung bei 200 Grad.
Schon stehen die Verse zum Lesen parat.


"Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß!"
Aber:

Alles, was ich weiß, hilft mir, den kühlen Kopf zu wahren. 
Drum will ich kluge Leute um mich scharen. 
Die kann ich fragen, wenn ich was nicht weiß. 
So bleibt mein Kopf schön kühl und wird nicht heiß.

Hab und Gut

Hab und Gut
*
Mein letztes Hab und Gut
ist dieser alte Hut.
Ich habe ihn mit Schnaps benetzt
und dann auf meinen Kopf gesetzt.
Dort wackelt er jetzt hin und her
und macht dem Kopf das Leben schwer.
Mein allerletztes Hab und Gut
ist dieser Tropfen blaues Blut,
Vom Kopf, da muss ich staunen,
tropft er mir auf den Daumen,
wo er durch warmes Sonnenlicht
mutiert zu dem Spontangedicht,
das wirklich alles dafür tut,
mir zu ersetzen Hab und Gut.

Haarscharf gescheitelt

Haarscharf gescheitelt.
Betonfrisur.
Von zarten Locken keine Spur.
Bereit, sich vor den Zug zu werfen.
Der Mann hat scheinbar starke Nerven.
Nur fehlt ihm, das merkt er zu spät,
der Sinn für die Realität.
Den Zug zu stoppen wird nicht klappen.
Drum geht der Zug ihm durch die Lappen.
Er hat den Fahrplan nicht studiert.
Sonst wäre ihm das nicht passiert.

Die gestundete Zeit

Die gestundete Zeit
*
Im Leben steht uns die gestundete Zeit
nur leihweise und nicht für immer bereit.
Ist unser Pensum ausgeschöpft,
wird sie uns wieder abgeknöpft.
Drum lasst uns die selbstlos gegebenen Stunden
klug nutzen, um nun von uns selbst zu gesunden,
indem wir uns damit beeilen,
die Erde und uns selbst zu heilen.

Hochschlotqualmverbot

Es qualmt aus einem hohen Schlot
trotz strengem Hochschlotqualmverbot.
Der Qualm zieht zügig durch die Stadt,
obwohl man das verboten hat,
denn Qualm ist hier nicht sehr beliebt.
Zu dumm, dass es ihn trotzdem gibt.
Zum Schluß legt er sich auf die Dächer.
So wird die Stadt zum Aschenbecher
für Qualm aus einem hohen Schlot.
Der qualmt trotz Hochschlotqualmverbot.

Wohin soll ich gehen?

Wohin soll ich gehen?
Ich weiß nicht, wohin.
Der Weg meines Lebens ergibt keinen Sinn.
Ich stehe vor Schildern
mit Zeichen und Bildern.
Doch keines von ihnen zeigt mir, wer ich bin.
Die Wegweiser zeigen nach Westen und Osten.
Entscheide ich falsch, wird es mich wohl was kosten.
Die anderen zeigen nach Norden und Süden.
Ach, wie die Entscheidungen mich so ermüden.
Am besten ist es wohl, ich lege mich hin.
Mich nicht zu entscheiden, nur das macht hier Sinn.
So sinke ich ziellos in tröstenden Schlummer,
voll Hoffnung, dass Schlaf mir betäubt meinen Kummer. 
*