Wann du schreibst * Einige von uns sind Morgenschreiber. Unser Geist ist dann geschärft, noch frisch vom Nachtschlaf. Oder vielleicht ist unser Verstand teilweise noch in der Welt des Traums. Wir lieben das Morgenlicht, die Stille im Haus bevor die anderen erwachen. Wir genießen es, noch frei zu sein von den Anforderungen der Arbeit oder der Familie, lieben die Abwesenheit der Geräusche des Tages. Wir sind noch nicht in unser handelndes Ich verstrickt, das herumhuscht, hastet, trippelt mit dem Kopf voller Besorgungen. Unser Affengeist (monkey mind) wie die Buddhisten sagen, ist noch nicht eingeschaltet. Einige von uns bevorzugen das Schreiben in der Nacht. Die Aktivitäten des Tages liegen hinter uns, die To-Do-Liste ist abgearbeitet oder vielleicht verfallen. Das ist unsere Zeit. Wir können uns fokussieren. Die Nacht bringt uns mit ihren Mysterien und Träumen eine eigene Atmosphäre. Unsere Vorstellungskraft it freigesetzt. Einige von uns finden den Nachmittag am produktivsten. Am späten Nachmittag, wenn die Schatten länger werden und das Sonnenlicht einen goldenen Farbton annimmt, fühlen wir uns in uns selbst hineingezogen. Dieses Gefühl kann Ideen an die Oberfläche des Geistes bringen. Ich kenne einige Schriftsteller, die Abende großartig finden für ihre ersten Entwürfe, in denen sie gewagte Ideen entwerfen, die sie am Morgen überprüfen, wenn sie sich klarer fühlen, um die Qualität der Ideen zu bewerten. Ein Schriftsteller, den ich kenne, veröffentlicht seine Kurzgeschichten erst, wenn er sie zu verschiedenen Tageszeiten revidiert hat. Er muss die Geschichten aus verschiedenen Perspektiven sehen, um sicher zu sein, dass er alle Möglichkeiten der Geschichte gefunden hat. Zu welcher Zeit schreibst du am liebsten? Wann fühlst du dich am kreativsten? Nicht viele von uns arbeiten zu jeder Zeit gut. Aber wenn man das kreative Selbst kultiviert und weiter entwickelt, kann man die Reichweite der Ideen ausdehen und die Klangfarbe der Welt, die man beschreibt, erweitern, indem man zu unterschiedlichen Zeiten schreibt. Wenn du an einem Schriftstück feststeckst und nicht sicher bist, wie es weitergehen soll, oder du von ihm gelangweilt bist, schaue es dir zu einer anderen Tageszeit an, zu der du normalerweise nicht schreibst. Impuls: Beginne ein Schriftstück am Abend. Wenn du eine Idee brauchst, suche dir einen Impuls aus diesen Seiten aus. Schreibe wenigstens eine Seite. Lege die Seite dann weg. Nimm dir den gleichen Schreibimpuls einige Tage später wieder vor und schreibe den Text von Grund auf neu während einer Morgensitzung. Lege die Seite weg. Warte einige Tage und hol dann beide Seiten hervor. Vergleiche sie. Welche magst du lieber? Versuche diese Übung mehrere Male, damit du die beste Zeit findest, um kreativ zu sein. Impuls: Schreibe eine Szene, die in der Nacht stattfindet. Sie sollte ein Element der Spannung und etwas Mysteriöses enthalten. Schreibe diese Szene in der Nacht. Treibe dich dazu an, Risiken einzugehen, mit der Sprache, den Bildern, oder einfach den Ereignissen in der Szene. Erlaube der Szene, ohne eine Lösung zu Ende zu gehen, sodass mindestens noch eine Szene benötigt wird, um eine Art Abschluss herbeizuführen. Schreibe die nächste Szene am Morgen. Lege die Szenen für einige Tage weg. Danach hole sie wieder hervor und lese sie. Verbinden sie sich? Passen Handlung und Tonfarbe zusammen? |
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