Ratschläge

Ratschläge
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Die traurigen Menschen sind keine neue Frucht der Erde.
Auch Hunde können traurig sein und Katzen weinen.
Du solltest öfter duschen, wenn dir das Leben stinkt.
Iß etwas anderes als Schokolade und Marmeladenbrot.
Zuviel Süßes verdirbt den Magen und ruiniert den guten Geschmack.
Vergiss nicht, vom Salzigen und Bitteren zu kosten.
Die Würze des Lebens ist nur für die Verrückten.
Glück zu haben, schadet dem Charakter.
Wer sich um nichts bemühen muss, legt die Hände in den Schoß.
Und dort verdorren sie.
Sei dankbar für jede Plage.
Du weißt nicht, was du durch sie lernen kannst.
Böse Menschen sollte man nach Sibirien schicken.
Sie sollten dort Topflappen häkeln.
15 Minuten für einen Topflappen.
Dann muss er gehäkelt sein.
Also 4 pro Stunde.
Also 40 am Tag.
Plus Pinkelpause, Mahlzeiten und Nachtruhe.
Das muss reichen.
Putin muss weichen.

Mannsperson und Transperson

"Ist das eine Mannsperson?"
"Nein, das ist ne Transperson!"
"Sieht so aus als wie ein Mann!"
"Was, wofür es ja nichts kann!"
"Kommt da vorn ein Frauenzimmer?"
"Du, ich habe keinen Schimmer!
Schwule, Lesben, Transen, Bi.
Ich begreife das wohl nie!"
"Gendert man jetzt Frau und Mann?"
"Ja, denn darauf kommt's jetzt an!
Will man diese Welt verändern,
ist es wichtig, sie zu gendern.
Der/die Sonne, die/der Mond
klingt zwar etwas ungewohnt.
Doch man kann sich dran gewöhnen,
auch wenn jetzt noch viele stöhnen."

Ein Knoten im Gehirn

Er hat einen Knoten gleich hinter der Stirn.
Der drückt in der Nacht immer auf sein Gehirn.
Der Umfang des Knotens, dick wie Pampelmusen,
steht fest durch die Länge der Hypothenusen,
die er nachts als Dichter im Schlafe erfindet
und die er tagsüber als Dichtung verkündet.
Er dichtet nur Unsinn. Das ist ihm schon klar.
Doch denkt er oft daran, wie klug er mal war
und wie schön er gewesen, als er noch gesund.
Die Kunde geht heut noch von Mündchen zu Mund.
Bedenket, ihr Leser, nichts bleibt, wie es ist.
Er dichtet dafür, dass das niemand vergisst 

Im Boot meiner Gedanken

Im Boot meiner Gedanken
gleite ich auf den Stromschnellen 
dieser Stadt entlang.
Sie sind nicht aus Wasser gemacht,
sondern duften nach Pheromonen.
Hormone sind meine Wegweiser 
durch das Labyrinth meines Gehirns.
Ich verlasse das Boot 
und schreite auf Nervenzellen dahin,
hangle mich von Synapse zu Synapse, 
während Axone und Dendriten 
mit ihren tastenden Fühlern 
nach mir greifen.
Mein Wissen ist ihre Nahrung,
die sie gierig in sich 
hineinsaugen wollen.
Meine Botenstoffe 
sind ihnen Cocktail und Wein.
Ein herrliches Gesöff 
für ihre nicht gerade verwöhnten Gaumen.
Doch ich entziehe mich 
ihren suchenden Rezeptoren
 und baue mir ein Nest im Hypothalamus.
Aus der Hypophyse 
plätschert ein Rinnsal aus Hormonen, 
an denen ich mich berausche.

Der Sündenbock

Der Sündenbock
*
Zwölf Männer bilden einen Kreis.
Der Sündenbock steht mittendrin.
Sie halten ihn. Den Blick wie Eis.
Er ist ganz nackt. Nur das macht Sinn.
Sie legen die geballte Schuld
auf diesen Bock. Das ist hier Kult.
Er hat die Schuld, die alle plagen,
auf seinem Rücken fortzutragen.
Damit wird er dann abgeschoben.
Ein Vorgang, den die Männer loben.
Niemand will seine Schuld gesteh`n,
sondern sie lieber weichen seh`n.

Die Phantasie kennt keine Grenzen

Die Phantasie kennt keine Grenzen.
Deshalb will ich noch einmal glänzen
mit dem, was sie mir unentwegt
beim Schlafen in die Wiege legt:
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Ich schreibe auf eine noch wachsende Gurke:
"Du wirst mal ein außergewöhnlicher Schurke!"
Sie schmeckt im Salat und im Auflauf verwendet.
Doch jetzt ist schon klar, wo ihr Leben einst endet.
*
Ich schreibe auf eine fast rote Tomate:
"Du wirst hier gebraucht für die frischen Salate. 
Drum sauge dich voll mit den Strahlen der Sonne.
So gibst du uns Kraft und erfüllst uns mit Wonne!" 
*
 Ich saß mal bei Hitze in Nizza
mit nur Pepperoni auf Pizza.
Die Pizza war scharf,
doch ich blieb ganz brav,
verspeiste sie schnell und schrieb "Nix da!"
auf die nicht mehr vorhandenen Pizza.
*
Ich hatte Lauchstangen gefangen.
Sie hingen in Bäumen und sangen.
Die Gerichte damit sind gelungen,
denn als sie der Pfanne entsprungen,
wurden sie äußerst gierig verschlungen
von den Alten und auch von den Jungen.

 

Ich will die Phantasie nicht zügeln

Ich will die Phantasie nicht zügeln,
sie nicht dressieren oder bügeln.
Ich will sie galoppieren lassen.
Danach steht mir zur Zeit der Sinn.
Doch wie krieg ich sie dann zu fassen,
damit ich nicht langweilig bin?
Sie soll schon frei sein, doch nicht fliehen,
um frech im Land herumzuziehen.
Ich will sie lassen und auch halten.
Darin bin ich wohl zwiegespalten.
Sie trabt gern fröhlich durch die Pfützen.
Doch soll sie mir dabei auch nützen.
Ich will sie probehalber fragen,
mir hier ein Verslein vorzusagen
und will es dann auf allen Vieren
für euch auf diesem Blatt notieren.
Die Phantasie - sie war so frei -
und schrieb mir dankend sogar zwei:
*
Ich schrieb mal auf eine noch grüne Banane:
"Du bist sicher nicht der gesuchte Schamane!
Ich kann, was ich brauche, durch dich nicht erreichen!"
Worauf die Banane begann zu erbleichen.
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Ich fragte beherzt eine flackernde Kerze:
"Was flackerst du so? Machst du optische Scherze?"
Woraufhin die Kerze stark qualmend verschied
und ich ab dann Fragen an Kerzen vermied.

Mir fehlt der Mut

Mir fehlt der Mut,
um all die Wut,
die in mir ist, der Welt zu zeigen.
Deswegen will ich lieber schweigen
und suche Frieden in mir drin.
Hat all das hier noch einen Sinn?
Corona! Umweltkrise! Krieg!
Für wen gibt es noch einen Sieg?
Die Erde brennt bald lichterloh.
Doch Menschen, dumm wie Bohnenstroh,
vernichten weiterhin die Welt
für kurzen Ruhm und schnödes Geld.
Wir haben vergessen:
Geld kann man nicht essen.
Wo bleibt die Zunft
kühler Vernunft?
Im Krieg geht Klugheit schnell verloren
im Kugelhagel. Das Rumoren
von den Raketen und Haubitzen
wird doch am Ende keinem nützen,
zerstört nur unser aller Leben,
das diese Erde uns gegeben.
"Hüter der Erde sollt ihr sein!"
So hieß der Auftrag. Aber nein,
wir haben uns zu breit gemacht
und nicht darüber nachgedacht,
dass nur ein kluges Gleichgewicht
zwischen den Arten dafür spricht,
dass ein bescheidenes Vermehren
uns hilft, den Erdenkreis zu ehren.
Klug ist es, sich zurückzunehmen
und der Natur wieder zu geben,
was ihr gehört. Das wär' gerecht.
Es nicht zu tun, ist dumm und schlecht.
Drum wünsche ich uns allen Mut.
Vielleicht wird doch noch alles gut!
  

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