Ein Kuchenteig-Gedicht

Ein Kuchenteig ist dies Gedicht
und fühlt sich sehr gerührt.
So gut hat es schon lange nicht
den Knethaken gespürt.
Es fühlt sich wohl und betet,
dass man noch lange knetet
und es dann später gehen lässt
zu dem ersehnten Küchenfest,
denn dort geht es dann auf
beim Kuchenausverkauf.

Wahre Liebe

Dieser verfluchte Blumentopf, in den ich gepflanzt wurde, ist so verdammt eng,
dass ich mich nicht drehen und wenden kann. Ich rühre mich nicht vom Fleck.
Die Fensterbank unter meinem Topf ist abweisend kühl und über mir schwebt der
braune Vorhang, der sanft im Winde weht. Ich beneide ihn so um seine
Beweglichkeit. Sein Stoff berührt die kahle Wand und ich stelle mir vor, er
würde über meine zarte, grüne Haut gleiten. Wie angenehm es wäre, wenn ich
ihn meine glatten Blätter streicheln fühlte. Mein Herz klopft und ich beginne,
mit dem herrlichen Vorhang zu plaudern.
“Du bist so braun, wie ich grün bin!” flüstere ich ihm zu. “Und ich würde meine
Grünheit gerne mit deiner Braunheit verschmelzen lassen! Ich weiß nicht, was geschenen
wird, wenn wir uns vereinigen, aber mein Herz ist voller Sehnsucht!
All meine Wurzeln verlangen nach dir und meine Zweige zittern in der Erwartung
deiner Berührung. Warum tust du nicht endlich etwas? Am Ende muss ich noch glauben,
dass ich dir gar nichts bedeute und du kaltherzig an mir vorbeiwehst. Wie kannst du nur
so hochnäsig an mir vorbeiflattern? Jetzt erkenne ich dein wahres Gesicht und ich bin froh,
dass ich dich nie an mich herangelassen habe, du herzloses Stück Stoff! Wenn etwas
schon braun und flatterhaft ist, kann man sich sicher nicht darauf verlassen. Unsere
Ehe wäre ganz bestimmt nach kurzer Zeit in die Brüche gegangen. Nun hast du es also
geschafft und alle Gefühle, die ich für dich empfunden habe, ein für allemal
zerstört. Ich empfinde nichts mehr für dich außer purem Abscheu und Widerwillen.
Hätte ich dich bloß nie kennengelernt. Hätte ich nie auch nur eine Stunde mit dir
auf der gleichen Fensterbank verbingen müssen. Geh mir aus den Augen und sei
endlich vom Winde verweht!”

Überzeugungen für ein glückliches Leben

1. Ich bin ein unsterbliches Wesen, das in einer Welt der Isolation
gefangen ist und verzweifelt versucht, sich selbst zu finden.

2. Wenn mein Bewusstsein voller Gedanken ist, kann ich die Wahrheit
nicht finden. Die Wahrheit kann sich nur im stillen Raum des Herzens
offenbaren.

3. Ich will die kategorisierenden, analysierenden Arbeitsmethoden
meines Bewusstseins überwinden und mein wirkliches Selbst in mir
erblühen lassen.

4. Wenn mein Bewusstsein ruhig und friedlich ist, gibt es keine Angst,
keinen Neid und keine Sorgen. Mein Bewusstsein befindet sich in einem
Flow genannten Zustand, der keinen Anfang und kein Ende hat, dem Flow
des Lebens.

5. Ich kann den Flow des Lebens in mir und um mich herum nur in einem
Zustand des erwachten Bewusstseins erleben.

6. Ich möchte aus der Betäubung erwachen, die durch meine Identifikation
mit den Gedanken und Wünschen entsteht. In dem grenzenlosen Raum
meines Bewusstsein will ich frei werden für das Spiel des Lebens.

7. Die Achtsamkeit ist die Tür, durch die ich zur Ganzheit meines
wirklichen Lebens durchdringen kann.

8. Die Achtsamkeit ist das lodernde Feuer in meinem Geist. Es verbrennt
die Welt der Isolation um mich herum und lässt mich die Einheit, das
Zusammenspiel allen Lebens erleben.

9. Das Feuer der Achtsamkeit ist gefährlich, denn es kann alle meine
Illusionen in einer Sekunde zerstören.

10. Das erste Geschenk, das ich durch das Feuer der Achtsamkeit erhalte,
ist die Erkenntnis, dass ich durch die Programme meines konditionierten
Bewusstseins gesteuert werde und nicht durch mich selbst.

11. Wenn ich das Glück außerhalb von mir suche, finde ich nur momentane
Zufriedenheit. Die Präsens des Bewusstseins vermittelt Glück ganz einfach
durch die Freude der Existenz.

12. Das stärkste Feuer, das das Bewusstsein erleuchtet, ist die
Dankbarkeit.

13. Meditieren ist stille Arbeit, die dem Leben dient.

Gemauerte Gedichte

Peter Paul Sauer schreibt, dass er bedauert,
wie schlampig er seine Gedichte gemauert
und all seine Verse schlecht aufgebaut hat.
Deswegen sind sie auch nicht rund, sondern platt.
Er teilt uns mit:“ Ich war im Grunde zu dumm
und formte die Reime statt grade zu krumm!
Ich gab der von mir gemauerten Dichtung
aus Unwissenheit eine ganz falsche Richtung.
Anstatt sie geschickt in die Höhe zu führen,
gut ausgestattet mit Fenstern und Türen,
gestattete ich ihr, in sich zu zerfließen
und Leser und Hörer damit zu verdrießen.
Damit die Genannten die Schande vergessen,
übersende ich beiliegend Delikatessen,
um all meine Fehler damit zu verbüßen
und erlittenen Schaden damit zu versüßen

Ein heilsames Gedicht

Dieses Gedicht will mit Zeilen gern heilen.
Es darf sich beim Heilen jedoch nicht beeilen,
weil, wenn es ein schnelleres Tempo erreicht,
sofort die natürliche Heilkraft entweicht.
So gleitet es schwebend,
den Versfuß erhebend,
in rhythmischer Weise,
fast unhörbar leise
von Blatt zu Blatt,
macht Falten glatt,
stillt starken Husten
einfach durch Pusten
und heilt durch Langsamkeit die Welt,
in die der Dichter es gestellt.

Der Gedichtegeneral

Gedichte, die Eisenstangen biegen,
Gewichte heben und Muskeln kriegen,
erkennt man an der Schulterbreite
und der geringen Taillenweite.
Wer oben breit und unten schmal,
wird der Gedichtegeneral.
Er kommandiert die ganze Truppe
der Reime und führt diese Gruppe
von Versen in die gleiche Richtung.
So wird aus Laut und Silbe Dichtung.

Den Buddhas vertrauen

Heutzutage weiss Gott sei Dank jedes Kind,
dass wir alle im Geiste unsterblich sind.
Von den geistigen Räumen
wissen wir schon in Träumen.
Wir dürfen den Buddhas vertrauen,
die liebevoll auf uns schauen
und wachsam das Leben betrachten.
Wie sie liebevoll auf uns schauen,
weil sie unser Bemühen beachten.
Um unseren Geist zu erweiten,
wollen sie uns achtsam begleiten
auf dem Wege der Evolution.
In Träumen erkennen wir schon,
jenes Ziel, das, in Träumen geplant,
klar erhofft wird und deutlich erahnt.
Eine herrliche Welt wird geboren
und wir alle sind auserkoren,
kraftvoll mit an dem Neuen zu bauen.
Darum handeln wir voller Vertrauen
und reichen uns furchtlos die Hände
für die nötige, dringende Wende.

Der reine Zufall

Es war der reine Zufall, dass er es entdeckte. Natürlich hatte er nie darüber nachgedacht, ob
er dazu in der Lage wäre. Er war selbstverständlich davon ausgegangen, dass er es nicht konnte,
so wie alle anderen Menschen. Inzwischen hielt er es sogar für möglich, dass alle dazu fähig
waren. Nur dass keiner es bisher versucht hatte. Jeder war davon ausgegangen, dass man dazu
eine Apparatur brauchte. Angefangen bei Ikarus und Leonardo da Vinci bis hin zu Otto Lilienthal
und den Brüdern Wright.
Dabei war es so einfach. Man musste sich nur vorstellen, eine weiße Leinwand würde sich vor dem
inneren Auge befinden. Auf dieser Leinwand hatte er sich selbst nämlich gesehen, zunächst im Traum,
sah er sich, wie er einen Weg entlanglief und plötzlich von der Erde abhob wie ein Vogel, nur durch
die Kraft seines Vorstellungsvermögens. Durch diesen Traum ermutigt, probierte er es eines Tages
bei einem Spaziergang durch den Wald, nur aus Spaß natürlich, denn er hätte nie damit gerechnet,
dass es funktionieren würde. Aber als er dann tatsächlich durch die Luft sauste und sich den Kopf
heftig an einem Eichenast gestoßen hatte, wusste er, dass er es tun konnte.
In der ersten Zeit musste er mit heftigen Blessuren zurechtkommen, denn die Flugfunktion reagierte
auf die geringste Schwankung seines Vorstellungsvermögens. Wenn seine inneren Bilder schneller
oder langsamer wurden, änderte sich sein Flugtempo. Die Flughöhe hing ab von seinen Vorgaben auf
der Leinwand seiner Phantasie. Wie man sich denken kann, waren seine Experimente nicht gefahrlos.
Wenn er wieder einmal gegen eine Hauswand knallte oder aus großer Höhe in die Tiefe fiel und sich
nur so gerade eben noch abfangen konnte wünschte er sich, er hätte diese Fähigkeit nie entdeckt.
Aber die Neugier trieb ihn weiter und er war erfüllt von dem Traum einer Welt, in der niemand
Fahrzeuge brauchte, weder Flugzeuge noch Autos, weder Busse noch Bahnen, weil jeder die Fähigkeit
des Fliegens beherrschte.
Und er würde der erste sein, der eine Fahrschule des Fliegens eröffnen würde. Er müsste nur noch ein
bisschen üben.

 

Gebratene Gedichte

Renate hat zarte Gedichte gebraten.
Doch ihre Gebilde sind leider missraten.
Renate hat bratend nicht daran gedacht,
dass man die Gedichte mit Buchstaben macht.
Die hatte sie morgens in Wasser getaucht
und schon für die Buchstabensuppe gebraucht.
So nahm sie stattdessen,
was sie schon gegessen.
Sie mischte das mit Zuckerwatte,
was ihren Leib verlassen hatte,
und formte damit neue Laute,
mit denen sie Gedichte baute.
Die hat sie gebraten.
Sie waren missraten
und sahen aus als wie gebraucht.
Erst als sie sie in Gips getaucht
und sie auf schwarzen Brettern standen,
hat man die Dichterkunst verstanden.
Erstarrte Poesie in Weiß,
geformt aus Körper, Blut und Schweiß,
gibt ihren Enkeln noch zu denken.
Man kann die Kunst auch gut verschenken.

Wenn-du-nicht-wärst-Gedicht

“Wenn du nicht wärst, wär’ alles gut.
Ich wäre stark und hätte Mut!
Ich hätte endlich ein Gesicht!”
klagt laut ein Wenn-du-nicht-Gedicht.
Wenn-du-Gedichte träumen gern
von all dem, was sie gerne wär’n,
wenn niemand sie dran hinderte,
sondern die Ängste linderte,
die es nicht machen lassen tun,
was sie so gern zu tun geruh’n.
Er ist es Schuld, dass nichts gelingt,
dass sie nicht schreibt, nicht tanzt,
nicht singt.
Wenn er nicht wär’, wär’ sie bekannt
in jeder Stadt im ganzen Land.
Selbst wenn er ihr Mut machen will,
ruft sie empört:”Sei du nur still,
denn du bist ja an allem Schuld!”
Hier reißt der Faden der Geduld.
“Wenn ich nicht wär’, müsstest du geh’n
und auf den eig’nen Füßen steh’n.
Du selber bist es, die sich mindert
und Kreativität verhindert!
Ich gehe jetzt! Dann wird dir klar,
dass ich gar nicht dein Gegner war!”