Ein Gedicht über Wasser

Das Wasser, das sich auf die Treppe ergießt
und dann durch das Tor in den Hof weiterfließt,
schleift Ecken und Kanten und höhlt harten Stein.
(So hart kann der Stein dann wohl sicher nicht sein!)
Trotz all seiner Weichheit ist es voller Kraft
und hat es durch Fließen und Strömen geschafft,
die ganz vielen Ecken zu Bögen zu schleifen,
ohne sich je gezielt an dem Stein zu vergreifen.
Denn das Weiche ist stark und man sieht erst zuletzt,
dass es sein Ziel erreicht, ohne dass es verletzt.
*



Pencildance vom 14.03.2019

Erzähle etwas aus dem Leben einer Gesellschaft,
in der die Menschen, wenn sie 65 Jahre alt sind,
entscheiden müssen, ob sie sterben oder noch 65
weitere Jahre leben wollen. Wenn sie sich für 
das Weiterleben entscheiden, müssen sie aber auf
jede gesundheitliche Versorgung verzichten, um
die Gemeinschaft nicht zu belasten.
*

Zeitenwind

Meine Haare zerflattern im Zeitenwind.
und verwehen im Laufe der Zeit.
Wie schnell meine Nägel gewachsen sind.
Sie sind nicht zum Sterben bereit.
All meine Zellen
sind Todesrebellen. 
Sie trotzen der drohenden Sterblichkeit
und wachsen mit großer Geschwindigkeit
aus meinem Körper heraus
wie Dachziegel auf einem Haus.
Widerstreben in meinem so winzigen All 
so immerzu wachsend jedwedem Zerfall.
Mein Geist möchte Leben,
um sich hinzugeben
und durch diese Hingabe sich zu gewinnen.
Anstatt zu zerrinnen,
will er fröhlich fortspinnen
den geistigen Faden
und mit offenen Sinnen
im Lebenslicht baden.
*



Spiegelungen

In dem Wasser, das über den Fußboden floss,
sah man deutlich, wie jemand die Putzfrau erschoss.
Man konnte es auch in den Blechdosen seh'n,
die noch immer dort in der Kaminecke steh'n.
So gespiegelt, ergriffen die Mörder die Flucht,
und werden mit Fotos im Lande gesucht,
denn empfindliche Filme, gleichgültig wie Wind,
speichern überaus klar, wo die Mörder jetzt sind.
*

Text mit Lauthäufung Ä

Die Dänen räkelten sich spät in den grässlichen Ästen.
Sie hätten die lästigen, zähen Blätter gerne später
entfernt, doch gemäß Ämterprotokoll hatte der Ältestenrat 
Zäzilies Änderungswünsche bestätigt und ärgerlicherweise 
ihre unverschämten Vorschläge genehmigt. Deswegen krempelten
die Dänen die Ärmel hoch und begannen ängstlich mit der 
ästhetischen Verschönerung, die ihre Tätigkeit bewirken sollte.
Rein äußerlich schien sich die Ähnlichkeit mit den genehmigten
Plänen herstellen zu lassen. Aber auf ätherischer Ebene hätten
die Änderungen äußerst entsetzliche Wirkungen entfaltet, vor allem, 
wenn man die entfernten Blätter eingeäschert hätte. Durch die Äderchen 
der Blätter floss nämlich sengende Säure, die die Mägen der dänischen
Männer schätzungsweise aufs ärgste verletzt hätte. Ein in den Bäumchen
kletterndes, dämliches Äffchen verätzte sich deutlich, als es sich von 
den hässlichen Blättern ernähren wollte. Deswegen beseitigten die Dänen
mit Äxten und Sägen nicht nur die Blätter sondern auch  die Stämme der
Bäume. Noch heute träumt Zäzilie von dem entsetzlichen Gemetzel, das sich
vor ihren Äuglein zutrug, obwohl sie die Dänen ärgerlich ankläffte.

Pencildance vom 11.03.2019

Schreibe einen Text, in dem der Laut Ä sehr oft
vorkommt. Mache zunächst eine Liste, in der du
Verben (Tätigkeitswörter) und Adjektive
(Eigenschaftswörter) notierst, die mit Ä beginnen
oder auf Ä enden. Das Ä kann auch in der Mitte
sein. Ergänze die Liste dann durch Substantive
(Hauptwörter): Bä.., Dä.., Fä.., Gä.., Hä..  etc.
Jetzt schreibe den Text.
*