Aufmachen

Ich stoße die Flügel der Türe weit auf,
will offen sein,
friedlich und frei.
Ich trete hinaus, 
lass die Angst hinter mir.
Aber doch bin ich ängstlich dabei.
Ich schaue mich um
und ich hoffe, die Welt
zeigt mir, dass ihr mein Anblick gefällt.
Ich möchte mich zeigen,
mich freundlich verneigen,
mit gefalteten Händen
dicht an meinem Herzen.
Ich öffne mich
trotz meiner Angst vor den Schmerzen.  

Die Angel

Die Angel gab mir einst ein Freud in die Hand.
Ich fühlte mich noch nicht bereit.
Darum habe ich nur den See angestarrt.
Man dachte, ich wär nicht gescheit.
Doch dann kam ich mit diesen Fischen an Land.
Von da an war ich in das Angeln vernarrt,
weil es uns manche Zeit
von dem Hunger befreit.
*
Sage es mir, und ich werde es vergessen. 
Zeige es mir, und ich werde es vielleicht behalten. 
Lass es mich tun, und ich werde es können.
Konfuzius: * 551 v. Chr. ,† 479 v. Chr.

Herr Strangulus passt immer auf

Herr Strangulus passt immer auf.
Sonst nähm' das Leben seinen Lauf
und käme sicherlich in Fluss.
Doch Strangulus macht damit Schluss.
Er möchte nicht, dass was passiert.
Jede Idee wird gleich blockiert,
wenn sie nicht in den Kasten passt.
Spontanität ist ihm verhasst.
Für ihn gilt nur, was fassbar ist.
Gefühle hat er nie vermisst.
Er traut nicht einer Phantasie
und schöne Bücher las er nie.
Jedoch, bedrängt durch Bürgerpflicht,
liest er zufällig ein Gedicht,
das ihn beschwingt zum Lächeln zwingt,
obwohl er lange damit ringt.
Doch schließlich siegt die Poesie
und zwingt den Zweifler in die Knie.
Worauf Herr Strangulus beschließt,
dass er nun öfter etwas liest.

Der Strangulus in meinem Kopf

Der Strangulus in meinem Kopf
hat Deckel auf für jeden Topf.
Für jede Frage, die man stellt,
wird eine Antwort hingebellt.
Der Mann verübt in einer Tour
Gefühlskontrolle/ Denkzensur.
Die Ordnung ist sein höchstes Gut
und Chaos weckt in ihm die Wut,
denn wer nicht kontrollieren kann
ist schwach und darum auch kein Mann.
Ich pfeife auf sein Regiment,
bin jemand, den er gar nicht kennt,
nehm heimlich einen schmalen Steg
abseits von ihm. Geh meinen Weg
und hoffe sehr, er hat nicht Recht,
sonst stürze ich und mir geht's schlecht.

Strangulusse

Herr Strangulus mit seiner Strenge
treibt manchen Dichter in die Enge,
denn er verbietet nicht nur Themen,
die ihn verärgern und beschämen,
er streicht auch Worte aus Gedichten,
die nicht in seine Weltsicht passen
und etwas über das berichten,
was Strangulusse meistens hassen.
Was das wohl sei, könnt ihr euch denken,
drum will ich mir den Hinweis schenken,
sonst werde ich ganz ungeniert
von Strangulus strangululiert.

Happy End

Sie wollte jemanden aufgabeln.
Aber sie fand nur einen ausgekochten Gauner,
der mit allen Wassern gewaschen war.
Er war arm wie eine Kirchenmaus,
hatte nicht mehr alle Tassen im Schrank
und ging ihr bald auf den Keks.
"Abwarten und Tee trinken!" dachte sie,
denn da lag der Hase im Pfeffer.
Irgendjemand musste ja
die Suppe auslöffeln,
die er ihnen eingebrockt hatte.
Darum wollten sie gemeinsam
am Hungertuch nagen.
Es ging ihnen zwar an die Nieren,
aber am Ende war alles in Butter.

Herr Strangulus

Herr Strangulus will allen frechen
Gedichten ihren Willen brechen.
Er war ja sowieso noch nie
für Freiheit oder Phantasie,
weshalb er diese auch bekämpft.
Jeder Impuls wird gleich gedämpft.
Wer nicht im Gleichschritt mitmarschiert,
wird eingesperrt und stranguliert.
Ein paar Gedichte sind entkommen.
Ich hab' sie bei mir aufgenommen
und werd' es sicher nicht bereuen,
weil sie mich jeden Tag erfreuen.

Mausefalle

Der Käse in der Mausefalle
lockt an, denn er ist kostenlos.
Deshalb verspeisen ihn auch alle.
Die Folgen sind jedoch sehr groß.
Erst wird der Bauch erheblich dicker.
Dann fällt herab das Eisengitter.
Schon sitzt man richtig in der Falle.
Wer fällt bloß darauf rein?
Na alle!

Already burned the boat

Monsieur Töff Töff, an Land gekrochen,
hat alle Brücken abgebrochen.
Er schaut ein letztes Mal zurück
und dann nach vorn.
"Hier ist mein Glück!"
denkt er. 
Und hat sein Boot verbrannt.
Erfreut blickt er ins weite Land.
Voll Hoffnung fühlt er sich und frisch.
Jedoch das Land ist nur ein Fisch,
groß wie ein Wal, auf dem er steht,
und der dann langsam untergeht.

Organzeit

Das Herz hat bestimmt seine eigene Zeit,
in der es pulsiert und durchströmt.
Die Lunge bewegt sich wie Ebbe und Flut,
indem sie mit Luft uns verwöhnt.
Der Darm kontrahiert und entspannt sich dann auch.
Er gluckert und knurrt rhythmisch in unsrem Bauch. 
Der Körper hilft uns, diese Rhythmen zu seh'n
und so das Geheimnis der Zeit zu versteh'n
Organzeit ist frisch und lebendig und rund.
So halten Herz, Lunge und Darm uns gesund.