Bei diesem Gedicht ist noch alles in Butter, denn es bekommt täglich bei Mutter noch Futter. Die bringt nämlich Fisch ganz frisch auf den Tisch. Sie fängt ihn auf See mit dem Kutter.
Kategorie-Archive: Über das Schreiben
Ein Gedicht guckt in die Röhre
Ein Gedicht guckt in die Röhre und entdeckt dort eine Möhre. Es versucht, nach ihr zu greifen, denn es hört die Möhre pfeifen, denkt sofort, sie pfeift nach ihm und wär gern mit ihm intim. Doch die Möhre, eingeröhrt, brummt verdrießlich und empört, damit das Gedicht begreift, dass die Möhre auf es pfeift.
Die Sängerin
Die Sopranistin Clara Wimmer
hat nicht mal den geringsten Schimmer,
dass, was sie liebte (ihr Gesang)
für viele ganz entsetzlich klang.
Und zwar, je länger, umso schlimmer,
weil Clara Wimmer dabei immer
ein Fläschchen mit Likör verschlang!
Je mehr sie aus dem Fläschchen tankte,
je mehr sie auf der Bühne schwankte,
bis sich ihr Auftritt krass verkürzte,
weil sie betrunken niederstürzte,
in den Orchestergraben fiel.
Und dort,
weil es ihr so gefiel,
lallte sie unverdrossen heiter
Strophe nach Strophe selig weiter.
Limerick
Ein Schuhmachermeister aus Polen trug doppelt vergoldete Sohlen, war stolz wie ein Scheich und fühlte sich reich. Doch dann hat sie jemand gestohlen. * Ein Schuhmachermeister aus Dorsten macht Schuhe mit Sohlen aus Borsten, putzt ohne zu ruhen sein Haus mit den Schuhen, wird dafür gelobt. Er heißt Thorsten. * Ein Mann sucht begeistert nach Klöstern und feiert mit Brüdern dort Oestern. Er fotografiert das ganz ungeniert und zeigt dann das Selfie auf Postern.
Er fuhr zur Kur nach Winterthur
Er fuhr zur Kur nach Winterthur
und wollte sich erholen.
Die Kur war aber nur Tortur
und darum blieb ihm Winterthur
seit dieser Kur gestohlen.
Über das Schreiben 02.03.2020
Obwohl es dumm klingen mag, ist es hilfreich,
Dankbarkeit zu kultivieren für die Hindernisse,
die einem beim Schreiben im Wege stehen.
Was unsere Kreativität und unsere Ideen behindert,
fordert uns heraus, die Kraft zu entwickeln, um
diese Hindernisse zu überwinden.
Die Spannung zwischen der Sehnsucht, kreativ zu
sein, und den Hindernissen auf dem Weg dahin,
erzeugt frische Ideen, als würde man zwei Steine
gegeneinander reiben, die einen Feuerfunken
erzeugen.
Jeder kennt vielleicht den Wunsch, viel Zeit zu
haben, um zu schreiben. Aber wenn man diese Zeit
dann hat, fällt einem plötzlich nichts mehr ein.
Ist die Zeit dagegen knapp und kann man sich nur
hier und da einen Freiraum nehmen, um zu schreiben,
scheinen die Ideen in Fülle zu fließen.
Wir finden einen Weg, das Schreiben möglich zu machen.
Wenn wer übers Wetter schreibt
Verse über raren Regen bringen kaum den feuchten Segen, den die Dichter sich erhoffen. Dürre macht sie sehr betroffen. Die, die über Schnee gedichtet, werden eiskalt hingerichtet, und wer über Nebel schrieb, wird mit einem glatten Hieb durch den schwachen Hals geköpft. Ja, verdammt und zugeknöpft! Wer was über Wetter schreibt, darf nicht hoffen, dass er bleibt. Nur die übers Wetter schweigen, dürfen sich hier angstfrei zeigen.
Ein Gedicht, das keiner kennt
Ein Gedicht, das keiner kennt, möchte ins Establishment. Doch damit hat es kein Glück. "Geh zurück zu deinesgleichen, anstatt hier herumzuschleichen!" weist man es schockiert zurück. Man behandelt es wie Dreck, schimpft es aus und jagt es weg. Das Gedicht in seinem Jammer schließt sich ein in seine Kammer und beschließt, aus Trotz, ab nun, nichts zu tun als auzuruh'n. Der Beschluss, den es gefasst, hat der Welt wohl nicht gepasst. Tage später fällt ihm ein: "Ich muss realistisch sein!" und peilt nahe Ziele an, die es auch erreichen kann! Schritt für Schritt, man muss es loben, kämpft es sich ab nun nach oben, bis es fast ein jeder kennt. Sogar das Establishment liegt ihm ehrfurchtsvoll zu Füßen und will es sehr gern begrüßen. Das Gedicht erklärt empört, dass es nicht dazugehört, und weist deutlich darauf hin "...dass ich eben anders bin! Geht zurück zu euresgleichen, anstatt hier herumzuschleichen!" ruft es freudig mit Genuss und macht mit dem Dichten Schluss!
Ein Gedicht, sehr gut betucht
Ein Gedicht, sehr gut betucht, wird von Dichtern heimgesucht. Sie beschlossen, es zu jagen, um es danach auszufragen, was in jenen Versen steht, die, in Tüchern eingenäht, es geheimnisvoll umhüllen. Es soll ihre Neugier stillen. Weil sie um die Verse stritten, haben sie es aufgeschnitten und die Kunst dadurch zerstört. Dann verlangten sie empört, es soll ihnen offenbaren, welche Wunder in ihm waren. Doch die großartigen Wunder sind jetzt nur noch alter Plunder.
Tarzan Maus
Tarzan Maus heißt dies Gedicht. Ob es Mut hat, weiß ich nicht. Fragt man es nach seinem Namen, sagt es:" Bin Herr Maus aus Kamen!", weil es doch aus Kamen kommt, wo es sich als Kind gesonnt. Es erinnert immer noch das besonnte Baggerloch, in dem Mutter täglich rief: "Halt dich grade! Steh nicht schief! Tarzan, sei ein ganzer Mann! Stell dich nicht so weichlich an! Denk an Papa und an mich und sei nicht so zimperlich!" Tarzan nannten sie ihr Kind, damit alles an ihm stimmt. Doch es machte ihnen Kummer, denn es blieb nicht nur ein dummer, sondern auch ein schwacher Junge und bekam es an der Lunge. Als er ziemlich jung verschied, starb er als ein Leichtgewicht, weil er Liegestützen mied. Tarzan Maus hieß dies Gedicht.