Zeitlosigkeit

Erst die Geburt und dann der Tod.
Dazwischen Lust und Kampf und Not.
Die Lebenszeit ist wie ein Strich.
Von A nach B reist unser Ich.
Monsieur Töff Töff versteht die Zeit
als Störgeräusch der Ewigkeit.
Er glaubt nicht an die flache Strecke
mit hier:"Gezeugt!" und dort:"Verrecke!"
Die Zeit ist für ihn wie ein Kreis,
der alles zu verwandeln weiß.
Wir schreiten durch ein Labyrinth,
in dem sehr viele Tore sind.
Nur die, die von weit oben schauen,
erkennen Muster und vertrauen
dem Geist, der diese Form gewebt,
und der in allen Formen lebt.
So lebt der Geist auch in der Zeit,
die sich selbst formt in Ewigkeit.
Die Lebenslinie ist ein Raum,
in dem wir uns entfalten,
und unser Raum-Zeit-Lebens-Traum
ist schon in ihm enthalten.
Vertrauensvoll den Raum zu spüren,
wird uns in jene Weite führen,
die uns den Geist erkennen lässt.
Dann feiern wir ein Freudenfest
ganz ohne jede große Not,
geborgen in Geburt und Tod.

Depeschen-Gedicht

Gelassen 
einen Text verfassen
ist manche Tage gar nicht leicht.
Ich könnte
es auch bleiben lassen,
jedoch bin ich darauf geeicht,
Gedichte in mir aufzuspüren
und sie dem Leser zuzuführen.
Natürlich auch der Leserin.
Für beide ist es ein Gewinn.
Liegt ein Gedicht hier auf dem Tisch,
zieh ich es an den Ecken glatt.
Nur gut gebügelt, erntefrisch,
darf es auf dieses weiße Blatt.
Ich bin gewöhnlich drauf bedacht,
dass es hier keine Flecken macht.
Macht es sie doch, kommt's in die Wäsche,
wird stark gebleicht und weichgespült.
Danach ist die Gedicht-Depesche
gewöhnlich ziemlich aufgewühlt.
Ich lass mich davon nicht verwirren,
denn Dichter können sich nicht irren.
Gedichte haben sich zu fügen.
Wer anders denkt, den heiß ich lügen.
Drum, bitte, hiermit viel Vergnügen.

ROSA

Ich möchte ein Gedicht notieren!
Denn kreativ sei jeder Tag!
Drum krieche ich auf allen Vieren
herum. Ob ich eins finden mag?
Hat es sich unterm Tisch versteckt?
Der Boden hier ist ganz verdreckt!
Sind Dichter immer so verschmutzt?
Wie mich der schlichte Dreck verdutzt!
Vielleicht liegt es ja auf dem Schrank?!
Da! Bitte! Endlich! Gott sei Dank!
Ich seh es jetzt denn, mit Verlaub,
es ruhte unter lauter Staub.
"Du hast dich wohl vor mir versteckt!"
So hab ich es zunächst geneckt.
Doch dieser Scherz kam gar nicht an.
Es sah mich angewidert an.
Zudem stank es ganz fürchterlich
und eignete sich nicht für mich.
"Du solltest echt mal putzen,
um deine Zeit zu nutzen!"
brummte es krumm in seinen Bart
und hat nicht mit Kritik gespart.
Nun sitzt es sauber auf dem Bett,
ganz ordentlich und sehr adrett
mit einer Schleife in dem Haar,
die rosa leuchtet. Wunderbar!
Und ROSA heißt auch das Gedicht.
Entzückend!!! Oder etwa nicht?

Ein Gedicht über Wasser

Über Wasser will ich schreiben.
Will mich an den Tropfen reiben,
bis Ideen in mir sprießen.
Die will ich dann fleißig gießen.
Tropfen tröpfeln. Wasser fließt.
Plätschern gluckert und ergießt
sich in meinen Lebensraum.
Ich bemerke es erst kaum,
bis das Wasser mich umkreist,
mich ergreift und mit sich reißt.
Wasser strudelt nass mich fort,
zieht mich an den feuchten Ort
voll mit eisig Wasser nass,
wo ich bleich dann bin und blass.
Nun in diesem glitschig Grab,
das ich mir gegraben hab,
danke ich: Wer Wasser wählt,
wird mit Wasser auch gequält.
Nächstes Mal bin ich gescheiter
und schreib über Trockenheiter.

Herzloser Kühlschrank

Mein Kühlschrank hat leider sein Passwort vergessen.
Er öffnet mir jetzt seine Türe nicht mehr.
Ich habe schon Stunden hier vor ihm gesessen,
bin hungrig und durstig. Das Leben ist schwer!
Erst hab ich gebeten, dann hab ich geschimpft!
Die Software des Kühlschranks, dagegen geimpft,
verlangt mit dem immerzu gleichen Akzent
das richtige Passwort, weils meines nicht kennt!
Ich hab ihn getreten, ich hab ihn gehau'n.
Er sagt, ich soll mal in die Handbücher schau'n!
Der Kühlschrank ist herzlos. Er lässt mich im Stich.
Dabei stimmt das Passwort, doch das weiß nur ich!
Von einer KI sicher falsch programmiert,
lässt es mich hier hängen und ich bin blamiert!

Gedichte, die marschieren

Gedichte, die marschieren,
sind gegen das Flanieren.
Zu ruhen und zu chillen
ist gegen ihren Willen.
Einfach so rumzuhängen
entspricht nicht ihren Zwängen.
Sie hassen es zu schleichen.
Der Arbeit auszuweichen
entspricht nicht ihrem Stil.
Ihnen ist nichts zuviel.
"Nur Rennen, Rasen, Flitzen
lässt uns im Sattel sitzen!
Zu bummeln und zu zotteln,
macht Menschen schnell zu Trotteln!"
rufen sie unermüdlich
und sind niemals gemütlich.
Nur Arbeit ist ihr Leben!
Das soll es wirklich geben!!

Löwenzahn für Mienchen

Löwenzahn für Mienchen,
mein hungriges Kaninchen.
Es wackelt mit den Öhrchen,
denn es mag lieber Möhrchen.
Doch für die feste Speise,
fehlen ihm, ach, die Zähnchen!
Deshalb stecke ich weise
ein möhrengleiches Fähnchen
in meinen Strauß aus Löwenzahn,
worauf es gleich
gehoppelt kam.

Not firing on all cylinders

Mein Motor läuft nicht mehr im Takt.
Er stottert, weil er's nicht mehr packt.
Ich höre nachts sein schwaches Herz
als einen unbekannten Schmerz.
Dass er mir nicht mehr dienen kann
und wenn, dann nur noch dann und wann,
ist mehr, als er ertragen kann.
Er ist darüber selbst empört.
Deswegen handelt er verstört,
klopft sanft an meine Zimmertür,
tritt ein, sieht mich verlegen an,
sagt leise: "Bitte, nicht dafür!"
In seinen Armen schlaf ich ein.
Mein Herz will gar kein Motor sein.
Er ist ein spürendes Organ,
das manchmal mahnend zu mir kam.
Ich danke ihm für seinen Takt.
So ohne Herz fühl ich mich nackt.
Ich sinke abwärts in die Nacht,
die mich dereinst hervorgebracht. 

Ein Gedicht braucht starke Nerven

Ein Gedicht braucht starke Nerven.
Es will sich in Schale werfen
und putzt sich gekonnt heraus.
Dann geht's heimlich aus dem Haus.

Erst hat es sich aufgetakelt
und danach herumspektakelt,
auf dem Fest, bei dem Event,
froh, dass keiner es dort kennt.

Es will ja, dass was geschieht,
aber nicht, dass wer es sieht,
packt sich alle Taschen voll 
mit, was keiner sehen soll.

Später kehrt es froh zurück
und denkt sich: "Na, so ein Glück!"
Erst hat es sich ungeniert
schick gemacht und ausstaffiert.

Nun, wieder daheim zu sein,
packt es die Staffage ein,
macht sich für das Bett zurecht
und denkt froh: "Das war nicht schlecht!"

Moni Meloni jagt nachts einen Tiger

Moni Meloni jagt nachts einen Tiger. 
Sie fängt ihn und wird so im Traume zum Sieger. 
Doch als ihr der Tiger dann später entwischt, 
wird ihr das als Schwäche im Geist aufgetischt. 
Wer nachts in den Träumen den Tiger erjagt 
und ihn dann verliert, wird verjagt, wenn es tagt,
denn wer nachts in Träumen den Tiger nicht hält, 
lässt ihn später raus in die ängstliche Welt.