Monsieur Töff Töff aß Sauerkraut
und hat es viel zu schnell verdaut.
Das merkt er aber erst am Ring,
an dem er dann spazieren ging.
Weit weg von jeder Toilette
und fernab jeder Etikette
verletzte er in seiner Not
sogar das Hundekotverbot.
Das Kraut rumort in seinem Darm
und Töff Töff, ohne jede Scham,
macht Häufchen dort in einen Garten,
in dem die sonnengelben, zarten
gepflanzten Blümelein erblühen
oder sich doch darum bemühen.
Beziehungsweise sich bemühten,
denn nun, mit kleinen, braunen Hüten,
mag keiner sich an ihnen freuen.
Wenn doch, wird er es sehr bereuen.
Töff aber schleicht befreit nach Hause.
Er stellt sich unter seine Brause
und hofft, dass er nicht mehr vergisst,
dass Sauerkraut gefährlich ist.
Kategorie-Archive: Über das Schreiben
Eine Geschichte erzählen
Jede Geschichte braucht ein Subjekt, ein mit Bewusstsein ausgestattetes,
denkendes, erkennendes und handelndes Wesen. Nehmen wir als Beispiel
ein verdächtiges Subjekt, das etwas will, das es nicht haben oder tun
darf. Es muss gar nichts Großartiges sein, worauf das Subjekt abzielt.
Vielleicht den Korb mit Süßigkeiten, der oben auf dem Schrank steht. Aber
das Subjekt ist nicht groß genug, um hinauf zu gelangen. Eine Leiter steht
nicht zur Verfügung und, ehrlich gesagt, wäre es auch eine langweilige
Geschichte, wenn das Ziel so leicht zu erreichen wäre.
Jede Geschichte braucht ein Subjekt, den Protagonisten, ein Ziel, das er
erreichen will, und mindestens ein Hindernis auf dem Weg dahin.
Je schwieriger das Ziel zu erreichen ist, umso unterhaltsamer ist die
Geschichte.
Das Subjekt versucht, den Korb mit den Süßigkeiten zu erreichen. Vielleicht
kann es den Korb mit dem Besen herabstoßen? Aber der Stiel des Besens ist zu
lang und der Winkel zwischen der Zimmerdecke und dem Dachbrett des Schrankes
zu kurz.
Eine Leiter gibt es nicht, aber es gibt Umzugskartons. Die muss das Subjekt
auseinanderfalten und zusammenstecken. Natürlich geht dabei alles Mögliche
schief. Schließlich wollen wir den Leser unterhalten und ihm eine vergnügliche
Zeit bereiten. Die Umzugskartons sind klein. Das Subjekt muss sehr viele davon
übereinander stapeln und eine Treppe damit bauen. Die leeren Kartons sind
allerdings nicht dazu gemacht, dass jemand auf ihnen draufsteht.
Man kann sich denken, was passiert. Am Ende kommt die Person herein, die die
Süßigkeiten auf den Schrank gestellt hat. Erreicht das Subjekt sein Ziel? Da
kann sich jede*r nun einen Reim drauf machen.
*
Ein verdächtiges Subjekt,
dem der Schnaps vorzüglich schmeckt.
Doch der Schnaps steht auf dem Schrank.
Das Subjekt ist zwar sehr schlank,
aber nicht besonders groß.
Wie kriegt es den Schnaps jetzt bloß?
Eine Leiter? Nicht vor Ort!
Umzugskisten stehen dort.
"Wenn ich sie zum Schrank dort schleppe,
bau ich damit eine Treppe!"
denkt Subjekt und schnappt sie sich.
"Bald hab ich den Schnaps für mich!"
Nun ist alles angerichtet.
Lob für den, der weiter dichtet!
Die Wäscheklammer
Nützlich ist die Wäscheklammer. Schlicht und einfach. Echt der Hammer! Ob aus Plastik oder Holz, macht sie den Erfinder stolz. Sie hält nicht nur nasse Wäsche, sondern auch die Briefdepesche. Sie umklammert die Krawatte, die ihr Halsband nicht mehr hatte, und am Nasen-Klammertuch hält sie ab schlechten Geruch. Fehlt der Knopf (das ist kein Witz) schließt sie auch den Hosenschlitz. Fehlt der Schmuck an deinem Ohr, baumelt sie dort mit Humor. Danken wir dem großen Meister, der das dolle Ding erdacht. Emil Richard Füchsel heißt er und er hat es gut gemacht. * Am 08.01.1898 meldete der Korbmacher Emil Richard Füchsel aus Hermsdorf beim Kaiserlichen Patentamt, unter der Nummer 99970, Klasse 34, eine federnde Wäscheklammer zum Patent an. Am 17.01.1898 folgte die Patentanmeldung bei der Schweizerischen Eidgenossenschaft, Amt für geistiges Eigentum, unter der Nummer 16005, Klasse 22 . Am 05.03.1898 erfolgte die Anmeldung des Patentes in Großbritannien unter der Nummer GB 189801396.
Die Angel im Geist
Halte die Angel hinein in den Geist. Warte dann, bis ein Gedanke anbeißt. Zieh, bis die dir unbekannte Idee sich dir bekannt macht und flüstert: "Ich seh', du bist sicher Dichter, sehr klug und sehr fein, drum werfe mich wieder ins Geistmeer hinein. So kannst du mich wieder und wieder neu fangen und dadurch zu tieferer Einsicht gelangen!" Der Dichter folgt dieser abstrusen Idee. Nun steht er da, ohne Gedanken. O weh!
Gieße Zeit auf die Mühlen
Gieße Zeit auf die Mühlen
des kühlen Verstandes,
um wild in dem Fluss
der Gedanken zu wühlen.
Sehr bald wirst du fühlen,
dass manche Gedanken
zu fangen sich lohnt,
weil in ihren Mustern
ein Geistfunke wohnt.
Den musst du entfachen,
und ihn auf Papier zu
Geschichten verdichten.
Der Geistfunke lodert
und wird zu Gedichten.
So kannst du Verstandeskraft
heiter benutzen
und damit neugierige
Leser verdutzen.
Moni Meloni sitzt zwischen den Stühlen
Moni Meloni sitzt zwischen den Stühlen, denn
eigentlich folgt sie gern ihren Gefühlen, doch
will ihr Verstand sich damit nicht begnügen und
möchte sie zwingen, sich ihm ganz zu fügen.
So weit der Konflikt!
Wer löst ihn geschickt?
Ratzfatz-Gedicht mit atz und etz
Spatz kommt Ratzfatz aus dem Latz. Katze schnappt den Spatz und schmatzt. Glatze zeigt der Katz die Fratze. Katz kratzt Glatz mit ihrer Tatze und ruht aus auf der Matratze. Hat die Glatze Maskenpflicht? Katze sieht die Glatz erst nicht. Schnurrt, im Bauch den kleinen Spatz, macht dann Ratzfatz einen Satz, um die Glatz jetzt zu zerfetzen und sich wieder hinzusetzen. Bitte Katze nicht verpetzen. Lernt, sie letztlich wertzuschätzen.
Aprilhitze
Die Aufgabe lautete:
Schreibe ein Gedicht über den April,
das vorwiegend aus Substantiven besteht
(substantivische Ballungen)
*
APRILHITZE.
Kein REGENTAG!
KÜHLE und NÄSSE.
Das ich mag.
APRIL.
Viel TROPFEN.
REGENGUSS ist eigentlich
ein HOCHGENUSS!
Doch leider
PLÄTSCHERN
TRÖPFELEIN
kein einer in mein
GARTEN
rein.
Nur DÜRRE
mir zu sein hier deucht.
Nur TROCKENHEIT.
Nichts was ist feucht.
HOFFNUNG dass WETTER kriegt ERLEUCHTUNG
für GRUNDWASSERVERSTÄRKTDURCHFEUCHTUNG.
Sonnenuntergang
Die Aufgabe hieß: Schreibe eine Gedicht über den Sonnenuntergang und benutze dabei vorwiegend Substantive: EIN SONNENUNTERGANG.EIN SCHAUEN. RÖTE DER ZARTHEIT.HORIZONT. ÜBER DEN AUGEN : AUGENBRAUEN. EIN LEUCHTEN strahlt bereits GEKONNT. VERENGUNG. MUSKULÖS. PUPILLEN. VERBLENDUNG gegen meinen WILLEN. DOCH SONNENBRILLENGLAS gewährt SCHUTZ gegen was mir widerfährt.
Moni Meloni kocht alte Kartoffeln
Moni Meloni kocht alte Kartoffeln.
Sie steht an dem Herd, an den Füßen Pantoffeln,
im Mund die Zigarre, im Haar ihren Hut.
Die Kräuter im Topf, ach, sie duften so gut.
Sie rührt mit dem Löffel und kostet den Brei.
Sie kocht, was sie will. Sie ist vollkommen frei,
fragt keine Rezepte, kennt Kochbücher nicht.
Sie kocht ihre Speisen so wie ein Gedicht,
nimmt dieses, nimmt jenes, was ihr grad gefällt.
So köstlich! Das gibt es sonst nicht auf der Welt.