Der rechte Zeitpunkt

Der rechte Zeitpunkt
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Der rechte Zeitpunkt wird nicht kommen.
Du solltest auch nicht auf ihn warten.
Es bleibt dir aber unbenommen,
sofort mit dem Projekt zu starten.

Beginne jetzt. Nutze dein Denken
und fange an, dein Spiel zu spielen.
Anstatt auf den Erfolg zu schielen,
kannst du dich auf das Tun beschränken.
*

Normalerweise schon

Normalerweise dufte ich wie eine Rose.
Aber heute bin ich ein Kaktus.
Normalerweise bin ich ein Rennpferd.
Aber heute bewege ich mich wie eine Schnecke.
Ich bin bunt wie ein Regenbogen. Normalerweise.
Aber heute bin ich eine graue Maus.
Meistens schwebe ich 
zart wie ein Schmetterling
unter dem blauen Himmel.
Aber heute steche ich wie eine Wespe.
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Die nackten Zahlen

Ich soll die nackten Zahlen zählen
und damit viele Zahlen quälen.
Doch sehe ich die nackten Zahlen,
bereitet mir das große Qualen.
Ich sehe sie lieber bekleidet,
weil jede Zahl nackt sicher leidet
und sich bestimmt nicht nur geniert,
sondern bei dieser Kälte auch friert.
Deshalb werfe ich mich bei dem Wetter
auf die Zahlen und werde ihr Retter.
Während ich sie von Herzen erwärme,
locke ich damit Ganzzahlenschwärme
und bin plötzlich so unglaublich reich
wie im mittleren Osten ein Scheich.
Darum lasst euch vom Mitgefühl leiten,
anstatt gegen Zahlen zu streiten.
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Der Engel der Luft

Ich spüre den Luftstrom vorn an meiner Nase.
Den Luftstrom zu spüren, ist meine Oase.
Die Luft strömt herein und sie fließt dann hinaus.
Sie reinigt im Strömen mein inneres Haus.
Ich möchte dem Engel der Luft dafür danken.
Er klärt die Gefühle und reinigt Gedanken.
Er ist überall, doch man kann ich nicht sehen.
Er weht, wo er will.
und er wirkt durch sein Wehen,
der zarten und trotzdem gewaltigen Kraft.
mit der er den Wind und Orkane erschafft.
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Der Hermesstab

Das Ego ist wichtig für dich und für mich,
denn durch diese Kraft unterscheidet man sich.
Die Schlange hat uns zu dem Ego verführt
und uns aus dem friedlichen Garten geführt,
damit wir hier auf Erden
bewusste Wesen werden.
Das Ego zu zügeln,
und uns zu beflügeln,
in einem großartigen Wir aufzugeh'n-
Das müssen wir mit uns'rem Herzen versteh'n.
*

 

work-life-balance

Teile deine Zeit gut ein.
Scheine mehr, als nur zu sein.
Füll Kalender mit Terminen.
die dem Arbeitgeber dienen.
Zeige dich als "stets Gestresster",
dann lobt man dich "Gut, mein Bester!"
Lebe für den Gast, den Kunden
hundertachtundsechzig Stunden.
Immer Seven Twenty Four (7/24)
flüstert dir der Chef ins Ohr.
Freizeit wird jetzt abgeschaltet.
Nur, wenn ihr das macht, erhaltet
ihr euch diesen Arbeitsplatz.
"Also, hau jetzt rein, mein Schatz!" 
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Den Müßiggang loben

Man redet dir ein,
dann wertlos zu sein,
wenn du einfach ruhst
und gar nichts mehr tust.
Wer immerzu hastet
und keinesfalls rastet
wird vorschnell gelobt,
auch wenn er nur tobt
und mit seinen Taten die Welt ruiniert,
indem er im Takt der Maschinen marschiert.
Doch ich möchte lieber den Müßiggang preisen.
Ich lobe die Langsamen und die ganz Leisen,
die achtsam und froh alle Wunder entdecken,
die Strahlen der Sonne im Boden erwecken.
Doch Arglist begann uns dazu zu bekehren, 
das Guthaben Zeit durch den Trick zu vermehren, 
dass wir das Geschenkte in Münzen verwandeln
und, da Zeit jetzt Geld ist, dann mit ihnen handeln.
Meist bleibt dieser Irrtum dem Reichen verborgen.
Er hat nicht mehr Zeit, sondern sehr viel mehr Sorgen.
Getrieben vom Glauben, er sei all sein Geld,
treibt die Angst vor Verlust ihn allein durch die Welt.
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Das weiße Blatt

Dort vor mir liegt ein weißes Blatt.
Es fordert mich. Doch ich bin matt.
Der Kopf ist leer. Die Wangen bleich.
Wie gern wär' ich ideenreich,
um etwas zu erfinden.
Leser an mich zu binden,
würde mich glücklich machen.
Doch fehlen mir Tatsachen
und aufregende Themen.
Deshalb muss ich mich schämen
und folgenreich beschließen,
die Seite jetzt zu schließen.
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Moni Meloni hat Pech in der Liebe

Moni Meloni hat Pech in der Liebe 
und es wär verkehrt, wenn ich nicht drüber schriebe, 
denn schließlich hat nun auch ihr Mann sie verlassen. 
Doch sie ist entschlossen, ihn niemals zu hassen. 
Ihr Mann gestand ihr nach der Scheidung: 
"Ich trage gerne Frauenkleidung, 
denn meine Seele ist ein Weib, 
verirrt in einem fremden Leib!" 
Moni nahm zärtlich seine Hand 
und sprach, weil sie es nicht verstand: 
"Als wir uns damals küssten, Walter, 
trugst du noch keinen Büstenhalter. 
Auf dem Balkon, an dem Geländer, 
warst du bestimmt noch nicht transgender. 
Ich wünsch dir trotzdem alles Gute 
und nenn dich, wie du willst, jetzt Ute. 
Im Herzen bleibst du aber Walter! 
Also, mach es nun gut, mein Alter!"
*