Den Müßiggang loben

Man redet dir ein,
dann wertlos zu sein,
wenn du einfach ruhst
und gar nichts mehr tust.
Wer immerzu hastet
und keinesfalls rastet
wird vorschnell gelobt,
auch wenn er nur tobt
und mit seinen Taten die Welt ruiniert,
indem er im Takt der Maschinen marschiert.
Doch ich möchte lieber den Müßiggang preisen.
Ich lobe die Langsamen und die ganz Leisen,
die achtsam und froh alle Wunder entdecken,
die Strahlen der Sonne im Boden erwecken.
Doch Arglist begann uns dazu zu bekehren, 
das Guthaben Zeit durch den Trick zu vermehren, 
dass wir das Geschenkte in Münzen verwandeln
und, da Zeit jetzt Geld ist, dann mit ihnen handeln.
Meist bleibt dieser Irrtum dem Reichen verborgen.
Er hat nicht mehr Zeit, sondern sehr viel mehr Sorgen.
Getrieben vom Glauben, er sei all sein Geld,
treibt die Angst vor Verlust ihn allein durch die Welt.
*



 

Das weiße Blatt

Dort vor mir liegt ein weißes Blatt.
Es fordert mich. Doch ich bin matt.
Der Kopf ist leer. Die Wangen bleich.
Wie gern wär' ich ideenreich,
um etwas zu erfinden.
Leser an mich zu binden,
würde mich glücklich machen.
Doch fehlen mir Tatsachen
und aufregende Themen.
Deshalb muss ich mich schämen
und folgenreich beschließen,
die Seite jetzt zu schließen.
*

Moni Meloni hat Pech in der Liebe

Moni Meloni hat Pech in der Liebe 
und es wär verkehrt, wenn ich nicht drüber schriebe, 
denn schließlich hat nun auch ihr Mann sie verlassen. 
Doch sie ist entschlossen, ihn niemals zu hassen. 
Ihr Mann gestand ihr nach der Scheidung: 
"Ich trage gerne Frauenkleidung, 
denn meine Seele ist ein Weib, 
verirrt in einem fremden Leib!" 
Moni nahm zärtlich seine Hand 
und sprach, weil sie es nicht verstand: 
"Als wir uns damals küssten, Walter, 
trugst du noch keinen Büstenhalter. 
Auf dem Balkon, an dem Geländer, 
warst du bestimmt noch nicht transgender. 
Ich wünsch dir trotzdem alles Gute 
und nenn dich, wie du willst, jetzt Ute. 
Im Herzen bleibst du aber Walter! 
Also, mach es nun gut, mein Alter!"
*


															

Reiselust

Monsieur Töff Töff macht eine Reise
und er macht dies, wie alles, leise,
mit Zeigefinger auf Papier,
so eben ganz nach Töff-Manier.
Anstatt von da nach dort zu fliegen,
träumt Töff entspannt vom Flügel-Kriegen.
Er schwebt in seinen Urlaubsträumen
davon. So wird er nichts versäumen.
Die schönsten Orte dieser Welt
hat er in seinen Traum gestellt
und fliegt durch seine Phantasie
von London bis nach Helsinki.
Die ganze Welt ist ihm vertraut,
denn er hat sie im Traum geschaut
..und zwar zuhaus, auf dem Papier,
so eben ganz nach Töff-Manier.
*

Taktloser Kontakt

Berührt zu werden, tut ihm gut.
Er liebt es, und das macht ihm Mut,
Personen zu berühren,
damit sie auch was spüren.

Töff Töff beschließt gelassen,
sie freundlich anzufassen,
denn es steht ja geschrieben,
man soll die Menschen lieben.

Doch sie sind ausgerastet,
nachdem er sie betastet,
und haben ihn erbost belehrt,
sie zu berühren, wär' verkehrt.

"Sie sollten sich was schämen,
so dreist Kontakt zu nehmen!"
Beschimpft man ihn. Er wird bespuckt,
weil es ihm  in den Fingern juckt,

zu Zeitgenossen lieb zu sein,
zu streicheln, anstatt anzuschrei'n.
Doch das wird hier nicht gern geseh'n,
und deshalb muss Töff Töff jetzt geh'n.

Statt Liebe in die Welt zu bringen,
muss er mit dem Gedanken ringen,
dass Tuchfühlung nicht immer passt.
Nicht jeder wird gern angefasst.
*

Angebot und Nachfrage

In dieser Welt
braucht jeder Geld.
Nur, wenn man was verkaufen kann,
kommt man an dieses Geld heran.
Doch was soll man verkaufen?
Töff Töff hat einen Haufen
gebrauchter Hosen in dem Schrank.
Mutig läuft er damit zur Bank
geht furchtlos durch die Eingangstür
und sagt:"Ich möchte Geld dafür!"
Die Bankfrau schaut ihn milde an,
erklärt, dass er nichts kriegen kann,
weil es zu viele Hosen gibt,
die leider gerade niemand liebt,
doch gäbe er der Bank sein Herz,
bekäm' er Geld, ganz ohne Scherz.
"Herzen sind nämlich sehr gesucht.
Der Preis wird Ihnen gut gebucht!"
Töff schneidet seinen Brustkorb auf
und nimmt den Schaden gern in Kauf,
denn schließlich muss man überleben.
Und dafür ist die Bank ein Segen.
*

Wacklige Angelegenheit

Das kurze Bein vom Wackelstuhl
wackelt schon ziemlich lange.
Ich stelle mich darauf und mir
wird davon etwas bange.
Ich schraube eine Birne
in die Lampe an der Decke.
Doch leider fällt der Stuhl jetzt um,
woraufhin ich erschrecke
und auf den harten Boden stürze.
Bestürzend tief. Soviel in Kürze.
*

Ein Gedicht liebt es zu gähnen

Ein Gedicht liebt es zu gähnen 
und will sich nicht dafür schämen, 
dass es immer müde ist 
und das Arbeiten vergisst. 
Müßiggang ist gar kein Laster. 
Arbeitet der Mensch, verpasst er 
in dem Leben das Vergnügen. 
Anstatt hier in vollen Zügen 
dieses Leben zu genießen, 
wird die Arbeit ihn verdrießen. 
Sie lässt ihn verdrießlich werden. 
Statt in dieser Zeit auf Erden 
an dem Busen der Natur 
sich genüßlich satt zu trinken, 
ruiniert er Wald und Flur. 
Statt ins Leben einzusinken, 
aufzublühen, einzutauchen, 
lernt er, die Natur zu schlauchen, 
auszubeuten, zu vergiften 
und in Träume abzudriften 
in der virtuellen Welt, 
die den Blick auf das verstellt, 
was Mutter Natur ihm bot. 
Die ist leider fast schon tot 
Wird der Mensch zum Müßiggänger, 
lebt die Erde sicher länger. 
Darum: Lasst Gedichte gähnen 
anstatt sich für sie schämen.

Sprechverbot

Der Moderator ist verzagt,
weil niemand sich nach vorne wagt.
Darf man es sagen oder nicht?
fragt sich voll Sorge ein Gedicht.
denn man spricht hier über ein Wort,
das (sagt es einer, muss er fort!)
für alle Zukunft unbekannt 
sein soll und aus der Welt verbannt.

Niemand wagt, dieses Wort zu sagen,
denn sonst würde man ihn verklagen.
Erlaubt ist nur der erste Laut,
der vorwitzig nach draussen schaut.
Gemeinschaftlich und unverdrossen
wird nach der Diskussion beschlossen:
In allen Büchern wird gestrichen
das Wort, dem man hier ausgewichen.
Und mancher fragt sich jetzt gespannt:
Wann wird das erste Buch verbrannt?
*
Niemand hat die Absicht,
ein Buch zu verbrennen!