Die Unken kommen angestunken

Das Rufen gut betuchter Unken
hat mir schon immer stark gestunken.
Nun werden Unkenrufe laut.
Wer sich hier was zu unken traut
und sich über die Welt empört,
wird von den Menschen angehört.
Die Unkenmeinung ist, was zählt.
Die dunkle Unke wird gewählt.
Sie wird uns Zukunftsängste flüstern
und die Erwartungen verdüstern.
Wer fröhlich in die Zukunft schaut,
dem wir zuallerletzt vertraut.
Ich mag die, die auf Unken pfeifen
und sich nicht bange machen lassen.
Nach dieser Hoffnung will ich greifen
und denkend diese Welt erfassen.

 

Ich kann es nicht schaffen

Licht fällt durch die Ameisenflügel 
in mein Gefängnis hinein.
Die Ameisen sind fleißig und
verdecken mir den Blick 
auf die Weite des Horizonts.
Sie färben den Himmel grau.

Ich sitze zitternd hinter Gittern
und fürchte mich vor Ereignissen,
die noch nicht eingetreten sind.
Aber sie könnten passieren.
Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.

Eingebildete Befürchtungen
leiten Energiewellen 
durch mein vor Enge angstgeschnürtes Gehirn.
Nervenzellen und Synapsen wachsen in meinem Kopf,
die eine Realität in meinem Geist erschaffen,
mir eine Wirklichkeit vorgaukeln,
die es nicht gibt.

Noch nicht gibt, müsste ich sagen.
Denn es könnte ja passieren.
Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.
Ein Krieg in der Ferne.
Eine Hungersnot.
Das Schwinden von Wohlstand und Energie.
Verlust des Arbeitsplatzes.
Obdachlosigkeit.
Überflutungen, die die letzten vertrocknenden Grashalme
in der verdorrende Erde ertränken.
Menschenmassen aus den zerstörten Gebieten,
die sich gewaltsam Einlass verschaffen
in die letzten Oasen.
Die Einsamkeit eines nicht verbundenen Geistes.
Die Gedanken einer isolierten Existenz:
"Ich kann es nicht schaffen!"
"Aber wir schon!"
rufen, mir die Hände reichend,
die anderen Geschöpfe,
die ebenfalls auf die Gnade des Planeten angewiesen sind.
Wir fangen an, mit unseren nackten Händen zu graben
und pflanzen Bäume in die Rindfleischplantagen.
Das Saatgut für einen Neuanfang liegt in unseren Herzen.
Wir nehmen das Herz in die Hand,
jeder das seine,
und wissen, dass wir es nur gemeinsam schaffen können.
Licht fällt in mein Gefängnis hinein.
Ich versuche, die Türe zu öffnen.

Ungeduldig ist mein Zorn

Ich träume manchmal von einer besseren Welt, 
in der es keine Kriege mehr gibt.
Aber dann bemerke ich, 
wie ungeduldig ich mit anderen bin.
Ich spüre den Zorn in mir aufflackern 
wie ein heißes Feuer,
das um sich greifen
und alles verbrennen wird.
Es kann nicht anders.
So ist das Wesen des Feuers.
Es wurde so gemacht.
Indem ich mich so mit dem Feuer vergleiche,
lehne ich die Verantwortung
für meine Gefühle ab.
Wenn meine Gefühle nicht so wie Feuer sind,
womit kann ich sie dann vergleichen,
damit ihre Energie
nicht so zerstörerisch ist?
Vielleicht stelle ich mir vor:
Der Zorn ist ein Windstoß,
der kurz und kräftig rüttelt
an den Ästen des Baumes,
der mein Bruder ist.

 

Beachtenswerter Betrachter

Beachtenswerter Betrachter
*
Ich beobachte mich.
Der Beobachter bin ich.
Und das Objekt 
der Beobachtung.
Täter und Opfer.
Betrachter und Betrachtetes.
Wenn ich das bin, das schaut,
wie kann ich dann das sein,
das angeschaut wird?
Wenn ich das bin, das schaut,
bin ich dann all das,
was ich betrachte?
Wo sind die Grenzen
zwischen mir und der Welt?

Ich will die Kontrolle dem Wind übergeben

Noch einmal von vorne beginnen.
Wird das immer wieder geschehen?
Nach dem Winter
wird die Welt wieder wärmer
und die Löwenzahnschirmchen
schweben so leicht
über Wiese und Strauch.
Ich wäre sehr gerne so leicht wie sie
und möchte mich treiben lassen,
die Kontrolle dem Wind übergeben,
der weht. wo er will.
Doch der Kopf ist so schwer
und das müde Gehirn
ist so voll mit Gedanken,
dass es gar nicht schlafen kann.
Es steht stramm und hält Wache,
Nacht für Nacht,
damit mir
kein Unglück geschieht.

Ich biete meinen Gefühlen die Stirn

Ich biete meinen Gefühlen die Stirn
*
Mein Herz rhythmisiert seine kräftigen Schläge 
mit den Wellen in meinem gekühlten Gehirn.
Ich biete den heißen Gefühlen die Stirn.

Wie vom Sturmwind wild aufgewühlte Wellen,
die sich dem Wind entgegenstellen,
branden sandig gestrandete Emotionen
an das Ufer meiner Gedankenzonen.

Doch ich nutze den Geist nun so wie ein Säge
mit der ich mir heimlich ein Surfbrett baue,
von dem aus ich auf die Gefühlsfelder schaue.

Ich gleite durch das Gedankenmeer
und dann ist nichts mehr falsch 
oder schwer.
Ein Ozean voller Energie.
Eine Freude, empfunden wie noch nie.
Ein Meer voller Lust auf leichtes Leben.
Die Hoffnung, noch so viel geben
zu dürfen, 
mit dem einzigen Ziel:
nach der Wahrheit zu schürfen
und voller Vertrauen
in die Tiefe des Meeres hinabzuschauen.

Denn die alles erschütternde Zeitenwende
ist sicherlich noch nicht das Ende
der planetarischen Evolution.
Ich erkenne nicht weit in der Ferne schon
einen alles umfassenden, tieferen Sinn
 zu einem erfüllteren Leben hin.

Dichterleben

Erst Windelkind,
dann Findelkind,
dann weggeweht 
vom Wüstenwind.
Vom Sturm zerzaust
und dann gelaust.
Ich glaub, mich laust der Affe,
wenn ich den Text hier schaffe.
Mit diesem Ich-weiß-nicht-Gedicht
verliere ich noch das Gesicht,
geh unter dann mit Mann und Maus
und finde nicht mehr nach Zuhaus.
Wie ist das Dichten manchmal schwer.
Auch wenn es leicht zu schaffen wär,
ist doch der Schweiß umsonst geschwitzt,
weil Dichten nicht dem Dichter nützt
denn man verdient damit kein Geld
und bleibt so auf sich selbst gestellt.
Am Hungertuch zu nagen
mit immer leerem Magen
ist sicher keine große Kunst,
weil man so das Gedicht verhunzt.
Deshalb hab ich den Text gehext
und mich danach schnell abgesetzt,
zu finden eine Arbeit dann
von der der Dichter leben kann.

Hungrige Löwen

Hungrige Löwen
*
Ich habe mir 
ein Bein abgeschnitten
und es den Löwen
zum Fraß vorgeworfen.
Ich dachte,
es würde sie besänftigen.
Aber es hat sie 
nur erst
auf den Geschmack gebracht.

Sich vor boshaften Schergen verbergen

Man muss sich unter einem Tuch verstecken
oder eine Decke über den Kopf ziehen.
So kann man sich vor den boshaften Schergen verbergen.
Wenn man sich einfach nur still verhält,
wird der dritte Weltkrieg nicht kommen.
Liege da und hör auf zu atmen.
Achte darauf, dass niemand deine Füße sieht,
auch nicht den großen Zeh!
Oder wenn das nicht geht,
strecke nur den kleinen Zeh hinaus,
um mit diesem hilfreichen Trick
den grausamen Krieg zu stoppen.
Wenn du wissen willst,
ob er vorbei ist,
musst du erst einen Fuß
vorsichtig hinausstrecken,
dann den anderen und versuchen,
mit beiden Sohlen
den Grund zu berühren.
Rutsche hinab auf den Boden
und drehe dem Krieg deinen Rücken zu.
Oder wenn du ihn dennoch betrachten musst,
schließe einfach die Augen
und taste nach dem Brot,
das du in der Erde gelagert hast.
Reiße ein Stücken ab, kaue es langsam
und kümmere dich dann um den Frieden

Mindesthaltbarkeitsdatum

Haltbarkeitsdatum
*
Der Stichtag für diese geniale Idee
ist längst alter Schnee.
Ihr Haltbarkeitsdatum längst abgelaufen,
muss ich mir jetzt erst neue Einfälle kaufen.
Doch in meinem Mache-ich-später-Regal
fand ich einen lange vergessenen Schal.
Auf den hab' ich all meine Träume geschrieben,
die damals aus Zeitmangel liegen geblieben
und im Keine-Zeit-Keller stark eingestaubt sind
denn ich war für ihre Beschaffenheit blind,
sah damals nicht, was in den Einfällen steckte,
bis ich schließlich jetzt ihre Kraft neu entdeckte.
Sie steht mir nun, mich inspirierend, zur Seite
damit ich den Künstlerweg weiter beschreite.