Den Buddhas vertrauen

Heutzutage weiss Gott sei Dank jedes Kind,
dass wir alle im Geiste unsterblich sind.
Von den geistigen Räumen
wissen wir schon in Träumen.
Wir dürfen den Buddhas vertrauen,
die liebevoll auf uns schauen
und wachsam das Leben betrachten.
Wie sie liebevoll auf uns schauen,
weil sie unser Bemühen beachten.
Um unseren Geist zu erweiten,
wollen sie uns achtsam begleiten
auf dem Wege der Evolution.
In Träumen erkennen wir schon,
jenes Ziel, das, in Träumen geplant,
klar erhofft wird und deutlich erahnt.
Eine herrliche Welt wird geboren
und wir alle sind auserkoren,
kraftvoll mit an dem Neuen zu bauen.
Darum handeln wir voller Vertrauen
und reichen uns furchtlos die Hände
für die nötige, dringende Wende.

Der reine Zufall

Es war der reine Zufall, dass er es entdeckte. Natürlich hatte er nie darüber nachgedacht, ob
er dazu in der Lage wäre. Er war selbstverständlich davon ausgegangen, dass er es nicht konnte,
so wie alle anderen Menschen. Inzwischen hielt er es sogar für möglich, dass alle dazu fähig
waren. Nur dass keiner es bisher versucht hatte. Jeder war davon ausgegangen, dass man dazu
eine Apparatur brauchte. Angefangen bei Ikarus und Leonardo da Vinci bis hin zu Otto Lilienthal
und den Brüdern Wright.
Dabei war es so einfach. Man musste sich nur vorstellen, eine weiße Leinwand würde sich vor dem
inneren Auge befinden. Auf dieser Leinwand hatte er sich selbst nämlich gesehen, zunächst im Traum,
sah er sich, wie er einen Weg entlanglief und plötzlich von der Erde abhob wie ein Vogel, nur durch
die Kraft seines Vorstellungsvermögens. Durch diesen Traum ermutigt, probierte er es eines Tages
bei einem Spaziergang durch den Wald, nur aus Spaß natürlich, denn er hätte nie damit gerechnet,
dass es funktionieren würde. Aber als er dann tatsächlich durch die Luft sauste und sich den Kopf
heftig an einem Eichenast gestoßen hatte, wusste er, dass er es tun konnte.
In der ersten Zeit musste er mit heftigen Blessuren zurechtkommen, denn die Flugfunktion reagierte
auf die geringste Schwankung seines Vorstellungsvermögens. Wenn seine inneren Bilder schneller
oder langsamer wurden, änderte sich sein Flugtempo. Die Flughöhe hing ab von seinen Vorgaben auf
der Leinwand seiner Phantasie. Wie man sich denken kann, waren seine Experimente nicht gefahrlos.
Wenn er wieder einmal gegen eine Hauswand knallte oder aus großer Höhe in die Tiefe fiel und sich
nur so gerade eben noch abfangen konnte wünschte er sich, er hätte diese Fähigkeit nie entdeckt.
Aber die Neugier trieb ihn weiter und er war erfüllt von dem Traum einer Welt, in der niemand
Fahrzeuge brauchte, weder Flugzeuge noch Autos, weder Busse noch Bahnen, weil jeder die Fähigkeit
des Fliegens beherrschte.
Und er würde der erste sein, der eine Fahrschule des Fliegens eröffnen würde. Er müsste nur noch ein
bisschen üben.

 

Gebratene Gedichte

Renate hat zarte Gedichte gebraten.
Doch ihre Gebilde sind leider missraten.
Renate hat bratend nicht daran gedacht,
dass man die Gedichte mit Buchstaben macht.
Die hatte sie morgens in Wasser getaucht
und schon für die Buchstabensuppe gebraucht.
So nahm sie stattdessen,
was sie schon gegessen.
Sie mischte das mit Zuckerwatte,
was ihren Leib verlassen hatte,
und formte damit neue Laute,
mit denen sie Gedichte baute.
Die hat sie gebraten.
Sie waren missraten
und sahen aus als wie gebraucht.
Erst als sie sie in Gips getaucht
und sie auf schwarzen Brettern standen,
hat man die Dichterkunst verstanden.
Erstarrte Poesie in Weiß,
geformt aus Körper, Blut und Schweiß,
gibt ihren Enkeln noch zu denken.
Man kann die Kunst auch gut verschenken.

Wenn-du-nicht-wärst-Gedicht

“Wenn du nicht wärst, wär’ alles gut.
Ich wäre stark und hätte Mut!
Ich hätte endlich ein Gesicht!”
klagt laut ein Wenn-du-nicht-Gedicht.
Wenn-du-Gedichte träumen gern
von all dem, was sie gerne wär’n,
wenn niemand sie dran hinderte,
sondern die Ängste linderte,
die es nicht machen lassen tun,
was sie so gern zu tun geruh’n.
Er ist es Schuld, dass nichts gelingt,
dass sie nicht schreibt, nicht tanzt,
nicht singt.
Wenn er nicht wär’, wär’ sie bekannt
in jeder Stadt im ganzen Land.
Selbst wenn er ihr Mut machen will,
ruft sie empört:”Sei du nur still,
denn du bist ja an allem Schuld!”
Hier reißt der Faden der Geduld.
“Wenn ich nicht wär’, müsstest du geh’n
und auf den eig’nen Füßen steh’n.
Du selber bist es, die sich mindert
und Kreativität verhindert!
Ich gehe jetzt! Dann wird dir klar,
dass ich gar nicht dein Gegner war!”

Pechvogel

Er wohnte in der Mülltonne unter der Brücke, nachdem ihn seine Freundin
vor die Türe gesetzt hatte. Freunde hatte er keine mehr, denn er war ein
verdrießlicher Zeitgenosse, der mit keinem in Frieden leben konnte. Immer
hatte er an allem etwas auszusetzen und so konnte man bis zu der Mülltonnen-
Episode feststellen, dass er im Laufe seines 58-jährigen Lebens in 23
Wohnungen gehaust hatte. Vielleicht waren es auch nur 21 gewesen, so genau
wusste er das nicht mehr.
Als seine Eltern ihn rausgeschmissen hatten, weil er immer am Essen herumnörgelte,
war er vorübergehend bei seiner Großmutter untergekommen. Die hatte ihm den
Haustürschlüssel wieder entzogen, weil er ständig versuchte, die Wohnung
umzuräumen.
Im Wohnheim für junge Männer gefiel es ihm überhaupt nicht. Vor allem der Zustand
der Gemeinschaftsküche ließ sehr zu wünschen übrig und die Mitbewohner zeigten
wenig Bereitschaft, seinen Anweisungen für die Reinigung der Küche Folge zu leisten.
Eine Freundin, bei der er sich eingenistet hatte, stieß ihn zornig aus dem Nest,
weil er sich an ihrer Haushaltskasse zu schaffen machte.
Nun saß er da unter der zugigen Brücke vor der leeren Tonne wie Diogenes und versuchte,
herauszubekommen, was in seinem Leben schief gelaufen war.
Was hatten all diese Leute falsch gemacht?…fragte er sich.

Ein Gedicht aus Papier

Ein Gedicht wurde sorgfältig ausgeschnitten
aus von Hand geschöpftem, feinem Bütten-
papier,
das mir
ein Freund geschenkt.
Seht, wie es dort am Fenster hängt.
Es sieht aus wie ein Scherenschnitt,
in dem ein Freund den and’ren tritt.
Dabei war es nicht so gemeint,
wie es auf dem Papier erscheint.
Wer sich im Scherz am Freund versündigt,
dem wird die Freundschaft gleich gekündigt,
denn Kunst darf auch nicht alles machen,
damit die Leser lustig lachen.
Darum seid achtsam mit den Worten.
Es ist oft besser, sie zu horten,
als sie frech in die Welt zu setzen
und seine Freunde zu verletzen.
Einmal in diese Welt gegeben,
entwickeln sie ein Eigenleben
und ist die Büchse einmal offen,
hat Pandora den Freund getroffen,
dann lässt sie sich nicht mehr verschließen
und möchte auf die Freunde schießen.
Darum gäbe es auch dies Gedicht
aus guten Gründen besser nicht.

Ein wichtiges Gedicht

Im Oberstübchen nicht ganz richtig,
nimmt dies Gedicht sich viel zu wichtig.
Es möchte groß sein und nicht klein,
will etwas ganz Besond’res sein.
Darum macht es ein Selfie
von sich und König Elfie.
Der scheint was zu bedeuten.
Er zeigt sich allen Leuten
in immer neuen Formen.
Fernab von allen Normen
ist er enorm spektakulär,
was das Gedicht auch gerne wär.
Es will sich täglich neu erfinden
und das auch aller Welt verkünden.
Doch leider es ist nur Kopie
und findet seine Form wohl nie.

Farben

Oh, Himmel,
wie hast du dein Blau angenommen?
Du, Gras,
wer gab dir dein Grün?
Durch das Licht hat die Welt ihre Farben bekommen
und ich freue mich an dem Erblüh’n
all der prächtigen Dinge, die überall leuchten,
ganz ohne dass sie sich bemüh’n.

Monsieur Töff Töff erkennt sich nicht

Monsieur Töff Töff erkennt sich nicht.
Ihm scheint, er steht im falschen Licht.
Die Lampe strahlt im Buch-Regal
ein warmes, klares, helles Licht.
Doch Töff ist dieses Licht egal,
denn heute findet er sich nicht.
Er weiß partout nicht, wer er ist.
„Wer bin ich?“ denkt er. „So ein Mist!
Ich bin doch gestern wer gewesen
und habe in dem Buch gelesen.
Mit ‘Werde, der du bist!‘ betitelt
hat es mir schwarz auf weiß vermittelt,
wer ich wie bin und was ich war.
Das war ganz einfach wunderbar.
Ich wusste plötzlich, wer ich bin.
Das Buch gab meinem Leben Sinn.
Heut‘ fühl‘ ich mich von mir entfernt,
als hätte jemand mich entkernt,
weil dieses Buch an meiner statt
sich in mir ausgebreitet hat.
Ich muss das Buch wieder entfernen
und üben, von mir selbst lernen.
Er trägt das Buch zur Bücherei
und fühlt sich dadurch wieder frei.
Fragt jemand ihn nach seinem Sinn:
spricht er „Ich bin schon der, der ich schon bin!
Anstatt der, der ich bin, zu werden,
bin ich zufrieden hier auf Erden.“

Das kann doch nicht wahr sein, Neufassung vom 26.1.2018

„Das darf doch nicht wahr sein!“
schimpft laut ein Gedicht.
„Ich glaube es nicht!
Ich habe, was möglich ist,
sorgsam studiert.
Es kann nur ein Wahn sein,
dass dies hier passiert!
Was jetzt hier geschieht,
das kann einfach nicht sein!
Es sei denn, die Welt ist
brutal und gemein!“
So leugnet es tapfer die Realität.
Für jede Belehrung kommt man hier zu spät.
Anstatt dem Geschehen ins Auge zu schauen,
bemüht es sich, die Illusion zu erbauen,
dass das, was geschehen ist,
gar nicht geschah,
und tut einfach so,
als ob wär es nicht da.
Die Augen geschlossen,
verpasst es das Leben,
denn so wie es nun ist,
so ist es nun eben.
Doch wir schauen aufmerksam
ganz genau hin,
denn das ist ja grade
vom Leben der Sinn.