Suppen aus Holz

Suppen aus süß geraspeltem Holz
sind seit September sein ganzer Stolz,
denn er bekam den ersten Preis
für sein Rezept aus Süßholzreis
und nutzte die Gelegenheit.
Bis dato war niemand bereit,
die geraspelte Brühe zu kosten.
Nicht im Westen und auch nicht im Osten.
Doch da der Reis so gut geschmeckt,
hat man die Suppe auch entdeckt
und serviert sie nun in Tavernen,
die berühmt sind mit mehr als 4 Sternen.

Vorsicht!

Vorsicht!
Dieser Tiger beißt,
isst gern Fleisch,
mag Blut
und scheißt!
Vorsicht!
Diese
Mücke sticht,
auch wenn sie
nicht drüber spricht!
Vorsicht!
Dieser Elefant
tritt dir gleich auf deine Hand!
Vorsicht!
Denn hier droht Gefahr!
Herrlich! Das ist wunderbar!

Gerettet

Er zieht eine Pistole und streckt seinen Arm aus,
um sie auf mich zu richten. Ein schiefes Lächeln
im Gesicht, fixiert er mich. Ich renne los, mache
einen Salto vorwärts, rolle mich nach rechts auf
die Seite. Das Unterholz knackt. Ich höre seine
Schritte auf den Blättern rascheln. Ich lass mich
in ein Loch fallen, krieche durch einen Tunnel,
höre seinen keuchenden Atem, der mir folgt.
Ich robbe mich zwischen den Bäumen durch. Blaue
Bohnen zischen an meinem Ohr vorbei.
Ich finde eine Flinte, angelehnt an einem Baum.
Ein Streichholz flammt in der Dunkelheit auf.
Eine Zigarettenspitze beginnt zu glimmen.
Ich ziele mit der Flinte und drücke ab.
Gerettet!

Die Liebe ist eine Rose

Die Liebe ist eine Rose.
Sie erblüht plötzlich mitten im Herzen.
Ihr Duft weckt versteckte Gefühle,
süß fordernd und so sehnsuchtsvoll.
“Komm schnell zu mir!”
scheint sie zu rufen.
Aber ihre Dornen sind gefährlich.
Wer an ihrem Stiel hinaufklettert,
wird sich verletzen
und wer sich in ihrem Busch verfängt,
muß gnadenlos sterben.
Darum meide ich die Liebe
und bin einfach grünes Gras.

Der Christusgeist bleibt unerhört

“Erlöst mich bitte von den Kreuzen!”
hört man Herrn Jesus Christus seufzen.
“Ich leuchte doch in euren Herzen
und nicht in diesen Kirchenkerzen!
Ihr quält mich schon 2000 Jahre
und steckt mir Dornen in die Haare,
anstatt mich endlich zu benutzen,
um euer Herz mit mir zu putzen.
Ich bin das Licht in eurem Geist,
das auf die Ewigkeit verweist!”
So spricht der Logos und verstummt,
denn diese Menschheit ist verdummt.
Nicht nur verdummt, nein auch verdammt,
darum wird Christus nicht erkannt.
Man hat die Seele ausgetauscht,
durch Smartphone, denen man lauscht.
Der Christusgeist bleibt unerhört
und ist deshalb zu Recht empört.
Die Menschenwelt wird laut und bunter
und geht, aufs Smartphone tippend, unter.
*

Der Christus – Archetyp

Ein behütetes Gedicht

Ein Gedicht fühlt sich behütet.
Moni hat es eingetütet
und in einen Schrank gestellt,
wo es sich nun lange hält.
Sie weiß nicht genau, warum,
denn kein Leser reißt sich d’rum.
Monis Schrank ist schon ganz voll
Sie weiß nicht mehr, was das soll.
Eingemachte Poesie
lockte Leser doch noch nie
und die konservierten Reime
finden auch in Zukunft keine
aufmerksamen Zeitgenossen,
die für sowas aufgeschlossen
oder gar begeistert wären.
Niemand wird sich darum scheren.
Darum stellt sie diesen Schrank
auf die breite Fensterbank,
lässt ihn auf die Straße gleiten,
wo die allzeit hilfsbereiten
Männer von der Müllabfuhr
jegliche Literatur
sammeln und sofort verbrennen,
ohne was davon zu kennen.
Das behütete Gedicht
wird auf diese Weise Licht,
das am Himmel, ganz von fern,
leuchtet wie ein schöner Stern.
Das haben die Leute gern.

Die Mutter der Gedichte

Die Mutter der Gedichte spricht:
“Ich wollte diese Verse nicht!
Man hat sie mir frech aufgedrängt
und dann in meinen Leib gezwängt.
Dort wuchsen sie zu dem heran,
was mit der Zeit Gestalt gewann
und nun mit mir am Tischchen sitzt,
wo es mir meine Zeit stibitzt!”

Mit Zeilen heilen

Dieses Gedicht will mit Zeilen gern heilen.
Es darf sich dabei aber nicht sehr beeilen,
weil wenn es ein schnelleres Tempo erreicht,
sofort die natürliche Heilkraft entweicht.
So gleitet es schwebend,
den Versfuß erhebend,
in rhythmischer Weise,
fast unhörbar leise
in jegliche Wunde,
auf dass sie gesunde.
Es rutscht dabei von Blatt zu Blatt
und macht sichtbare Falten glatt,
stillt manchen Husten
durch sanftes Pusten
und hat am Schluß Vieles geheilt,
weil es sich einfach nicht beeilt.

Ich pflückte verrückte Gedichte

Ich pflückte verrückte Gedichte vom Baum,
die wollten, dass ich sie entfernte.
Sie warteten auf ihre Ernte,
denn das war das Ende vom fruchtbaren Traum,
in dem sie als Blüte entstanden
und sich dann als Frucht wiederfanden.
Sie hatten versucht,
vom Samen zur Frucht
zielstrebig zu Dichtung zu werden
und sich schlicht verdichtend zu erden.
Sie folgten dabei einem inneren Plan
und wussten bei jeglichem Schritt, was zu tun,
weil jedes von ihnen das Wissen bekam,
das sie fleißig nutzten, ganz ohne zu ruh’n.
So wurden aus einem feinstofflichen Traum
viele Früchte, gewachsen am geistigen Baum,
der diese Gedichte für uns sichtbar machte,
indem er den Traum in die Wirklichkeit brachte.