Die vierte Kerze bleibt verschwunden. Der Sucher hat sie nicht gefunden. Kein Mittel ließ er unversucht.
Fast überall hat er gesucht:in Höhlen unten,
hoch auf Bergen,im Friedhof
zwischen leeren Särgen,
in eisig kalten Meerestiefen, wo Meeresungeheuer schliefen.
Er mühte sich bei Tag und Nacht
und schlug so manche schwere Schlacht.
Als jede Hoffnung ihn verließ
und er sich einfach treiben ließ,
entspannt dem Schicksal hingegeben,
ohne noch etwas anzustreben,erscheint plötzlich ein warmes Licht,
das aus der Stille zu ihm spricht:
"Die vierte Kerze ist schon hier. Sie leuchtet allzeit über dir,denn du bist in die Welt gestellt, damit dein Licht die Welt erhellt.“
So strahlt im nun erreichten Glanz vollständig unser runder Kranz!
*
Religiöse Gruppen entpuppensich oftals überhauptnicht fromm,denn wer nicht glaubt,was siebehaupten,verliert manchmalsein kluges Haupt.Und das viel schneller,als erlaubt.
Wie Vieles,was von den Menschen gemacht,ist Weihnachten auch nur erdacht,um die Menschenzum Kaufenzu animierenund dadurch den Geldstromzu kontrollieren.So scheint all das Schöneein Irrtum zu sein.Die Seele ist sicher nurtröstender Scheineiner anderen Welt.Und uns gefällt,auf sie zu hoffen.Am Ende bleibt wohl alles offenund ich werde kein Pessi-Mist,auch wenn esmanchmal schwierig ist:
Der Glaube
an die
Mutterschraube,
die diese Welt
zusmmenhält.
Oder war es die Schraubenmutter?
Egal,
alles
ist nun
in Butter!
*
Blätterteigzeit
ist die Zeit zwischen Schichten
aus Ölteig,
wo es gelingt,
flutschig zu dichten.
Sie steht für die Zeit
zwischen all den Sekunden,
die niemand je sah
und die keiner gefunden
hat, weil sie sich dehnt
und sich einfach
gemütlich
an Teigblätter lehnt,
wo sie sich
durch ihre Ausdehnung
weitet
und eine tiefgehende Stille
verbreitet.
*
Blätterteigzeit ist die Zeit zwischen Schichtenaus Öl, das es dir erlaubt, Zeit zu verdichten.Sie dehnt die Strukturen der messbaren Zeit,indem sie Sekunden zertrennt und entzweit.Aus einer Sekunde entstehen so zwei.Was du damit machst, steht dir selbstredend frei.Du kannst sie vergeuden bei Kaffee und Kuchen.Doch solltest du ihr eine Aufgabe suchen,so solltest du wissen, und das ist sehr wichtig :die neue Sekunde tickt nicht mehr ganz richtig.
Ab und zu wünscht sich wohl jeder,
mal ein anderer zu sein.
Ich wär' gern wie eine Feder:
leicht und hübsch und zart und fein.
Groß und dünn mit schlanken Waden,
dünn wie ein gefärbter Faden,
würd' ich tanzen, springen, wippen
und nicht aus den Latschen kippen,
wenn Probleme mich umbrausen
und mein Haupthaar frech zerzausen.
Fröhlich sein trotz Schwierigkeiten,
die mir Umstände bereiten,
für die ich ja gar nichts kann.
Lerne ich das irgendwann?
Doch derweil und bis dahin
bleibe ich so, wie ich bin.
*
Die Sanduhr ist fast nicht zu hören,darum kann sie auch keinen stören.Ihr Ticken ist ein leises Rieseln,in dem Sekundentropfen pieseln.Noch leiser ist die Sonnenuhr.Sie zählt die schönen Stunden nurund ist es wolkig oder Nacht,wird Zeit ganzeinfach ausgemacht.Misst eine Uhr Zeit digital,wird Zeit zu einerreinen Zahl,kennt Tage und auch Nächte nicht.Dadurchverliert sie ihr Gesichtund weiß nichts von den Jahreszeiten.Sie kann ja nur im Gleichmaß schreiten. Die Wasseruhr hat eig’nen Charme,doch passt sie nicht auf einen Arm.Das Handgelenk ist ihr zu klein,denn da passt ja kein Wasser rein.Die Pendeluhr ist das Vehikelmit einem langen Perpendikel.Verstummtjedoch die Kuckucksuhr,braucht dieser Kuckuck eine Kur.
*
"Lasst mich in eurem Bund sein
die dritte!"So stand er vor uns
mit dieser Bitte:ein ausgemusterter
Kerzenstumpen,gekleidet in
runtergekommene Lumpen."Ich war mal ein König
und leuchtete hell,doch im Laufe der Jahre
ist mein Fellausgebrannt und durch Feuer
stets dünner geworden.Früher leuchtete ich
auch im finsteren Norden!Für den dritten Advent
neben euch auf dem Kranzwär' ich gerne bereit
für den vorletzten Tanz." Wir traten zur Seite,
die EINS und die ZWEIund gaben den Platz
für den Lichtkönig frei. Durch Freude und Leid
ging er, so wie wir alle.Seine Strahlen erleuchten
die winzige Halleund zum dritten Advent
- lassen sie uns erkennen:"Was immer auch war!
Wir werden verbrennen!Und es ist besser,
sein Leben zu leben,als die Kerze am Schluss
unverbrannt abzugeben!“
*
A:" Du schweigst?"B:"___"A:"Redest nicht?"B:"___"A:"Hältst einfach den Mund?"B:"___"A:"Glaubst du etwa, das macht mir was aus?"B:"___"A:"Ich kann genausogut schweigen wie du!"B:"___"A:"Dann siehst du mal, wie das ist..."B:"___"A:"..wenn man die ganze Zeit nichts hört!"B:"___"A:"Ich glaubte schon länger,dass etwas nicht stimmt!"B:"___"A:"Wir hätten das klären können,"B:"___"A:"wenn du geredet hättest."B:"___"A:"Aber gut.B:"___"A:"Wenn du es nicht anders willst!"B:"___"A:"Dann trennen wir uns eben deswegen!"B:"Was du immer hast!
Ich drücke doch nur die Zunge
gegen den Gaumenfür meine Zungengymnastik!"
*
Ist Schweigen Kommunikation?Wenn A schweigt, zeigt es dadurch schon,dass es mit B nicht reden will.Auf einmal wird es dröhnend still.Durch das Ausbleiben von Geräuschen,lässt B sich nicht sehr lange täuschen.Auch wenn es keine Laute hört,ist B über das A empört.Die nonverbale Streitereisetzt beiderseits Hormone frei,bis jeder endlich lauthals schreitund sich so von dem Druck befreit,der zwischen ihnen nur entstanden,eil sie erst keine Worte fanden.
Ich stehe jederzeit bereit
und bin die Produktionseinheit
Nummer Zweitausendsieben.
Hier eingeschrieben
in meine Stirn
und eingescannt
in mein Gehirn,
hat man mich gemessen.
Ich wurde gewogen
und fachgerecht
zurechtgebogen
für die Interessen der Finanz.
Früh lernte ich,
mich voll und ganz
zu prüfen und zu optimieren,
um angepasst zu funktionieren.
Mich zu belohnen, darf ich kaufen,
und halte das System am Laufen.
Im Kindergarten musst' ich lernen,
den Eigenwillen zu entfernen.
Ich brauche keine Kontrolleure,
weil ich auf diese Stimme höre,
die mich von Innen kontrolliert
und so mein Handeln dirigiert.
Ich bin die Ware, bin Produkt.
Selbst produziert und ausgespuckt,
bin ich bereit, mich stets zu testen.
Diese Kontrolle klappt am besten,
weil ich sie nicht als Zwang empfinde,
sondern mich selber an sie binde.
*
Adventskalendertüren
führen
uns weiter
durch die Dunkelheit,
in der ab nun
zwei Lichter brennen.
So können wir
vor uns erkennen:
das Licht,
das wir noch
nicht verstehen,
als Kraft
in uns'rem Geist
zu sehen.
Auch dazu
dient uns
der Advent:
uns dieser
Dunkelheit zu stellen,
hilft uns,
die Seele
zu erhellen.
*