Im Bett

Zwei Menschen im Bett.
Umarmung - ganz nett.
Ein Streicheln. Ein Kuss.
Orgasmus-
und Schluss.

In der Einsamkeit

Willst du die Einsamkeit erleiden,
musst du des Menschen Nähe meiden.
Wenn du sie meidest, gebe acht,
was das Alleinsein mit dir macht.
Wer sich der Einsamkeit ergibt,
macht sich auf Dauer unbeliebt.
Fühlst du dich einsam, aber frei, 
ist dir das völlig einerlei.
Wenn dir die Einsamkeit gefällt,
lebst du in einer andern Welt
und liebst es, ohne Not und Pein
froh in der Einsamkeit zu sein.

In der Kälte

In der Kälte

Als ich hinausging, sah ich, dass sich 
an fast allen Ästen Eiszapfen gebildet hatten.
Das Taschentuch, das ich gestern verloren hatte,
hing an einem im Wind zitternden Zweig.
Als ich danach greifen wollte, zerbrach es unter
meinen Fingern und fiel leblos zu Boden.
Der Schnee knirschte unter meinen Füßen,
als ich den Garten eilig verließ.
Sicher kam der Bus heute später.
Dennoch wollte ich rechtzeitig an der Haltestelle sein.
Den aufmunternden Blick meines Nachbarn wollte ich nicht verpassen.
Sein Lächeln hat mir schon oft den Morgen versüßt und sein
Händedruck begleitet mich manchmal den ganzen Tag.
So wenig reicht aus, um der Kälte zu trotzen.
Ich will mir ein Beispiel nehmen an ihm.

Im Bahnhof

Meistens gelang es ihm. Er versuchte, immer den Abstand von 100 Zentimetern zu anderen
Menschen zu wahren. Was zur Folge hatte, dass er sich auch darum bemühen musste, andere
nie näher als einen Meter an sich heranzulassen. Niemanden. Und das hieß in letzter
Konsequenz: KEINEN! In großen Menschenmengen erwies sich das als schwierige Angelegenheit.
Vor allem hier im Bahnhof war die Einhaltung der Regel eine große Herausforderung. Der
Mann links neben ihm wich einer herankommenden Person nach rechts aus, sodass Vitus sich
ebenfalls nach rechts bewegen und an die Mauer drücken musste. Weil ihm nun aber von vorne 
eine junge Frau entgegenkam, musste er an der Mauer entlang rückwärts gehen, bis er bei einem
Blick nach hinten über die Schulter erkannte, dass von dort ebenfalls eine Person in seine
Richtung marschierte. Ihm blieb nur der Weg nach oben. Er suchte in der Mauer nach Kanten und 
Vorsprüngen, die ihm den Abstand wahrenden Weg nach oben erleichterten. Unter ihm versammelte
sich eine staunende Menschenmenge, um seinen Aufstieg zu beobachten. Er schwitzte und seine
Hände wurden feucht. Immer wieder war er kurz davor, abzustürzen. Einige Zuschauer, angespornt
durch sein sportliches Vorbild, folgten ihm und brachten ihn so in Bedrängnis. Einige Zuschauer
applaudierten. Nur eine ältere Dame erkannte seine Not. Sie rief von unten zu ihm herauf:
"Die Pandemie ist vorbei! Sie müssen keinen Abstand mehr halten! Wir sind inzwischen alle geimpft!"
Vor lauter Erleichterung verließ ihn seine Kraft und er stürzte in die Tiefe. Doch die
Menschenmenge bildete blitzschnell mit all ihren nun rund gebogenen Rücken eine elastische
Matratze und fing ihn auf.
"Wenn wir eines gelernt haben in der Pandemie!" frohlockte die alte Dame.
"Dann ist es, zusammenzuhalten!"

Im Speisesaal

Als sein Fuß mich flüchtig berührte, dachte ich nicht,
dass es der Auftakt für eine Korrespondenz unserer Zehen
sein würde. Der erste Kontakt, von ihm ausgehend, dauerte
vielleicht den Bruchteil einer Sekunde. Ich meine, wer denkt
sich schon etwas dabei, Außenkante gegen Außenkante. Das erschien
mir damals normal. 
Wir saßen im Speisesaal am Frühstückstisch und hatten unter
unseren Badmänteln nur die Unterwäsche an. (Eigentlich wollte 
ich "Schlüpfer" schreiben, aber der innere Kritiker hat das Wort
gestrichen, weil es ihm zu schlüpfrig erschien.) Es war schon
aufregend, aber die ganze Sache sollte ja nicht an die Öffentlichkeit.
Deshalb muss ich auch , das tut mir jetzt leid, schweigen über den Rest.

Im Wohnzimmer

 A: 
 "Nimm mich bitte in den Arm!"
 B:
 "Du weißt doch, dass das nicht geht!"
 A: 
"Nur dieses eine Mal!"
 B:
 "Nein! Immer verlangst du etwas von mir!"
 A:
"Du könntest es wenigstens versuchen!"
 B: 
 "So weit kommt es noch!"
 A:
 "Warum bist du immer so?"
 B:
"Darauf habe ich gerade gewartet!"
A:
"Es würde mir wirklich helfen!"
B:
 A: 
 "Wie oft muss ich es dir denn noch sagen?"

 "Nimm mich bitte in den Arm!"
        
               
    
          
      
    
       
          

  
        

 

In den Dünen

Der Schuh lag vor mir im Sand. Er hatte ein Loch,
vorne an der Stelle, wo sich normalerweise der
große Zeh befand. Jemand musste den Schuh verloren
haben. Der Wind wehte vom Meer herüber. Ich genoß
die nach Salz schmeckende Seeluft. An einigen Stellen
in den Dünen wuchs Gras, kleine, wilde Büschel, von 
denen einige Blüten trugen. Ich ging sehr langsam.
Was hinter mir lag, wollte ich vergessen.
Ich richtete meine Augen nach oben in den blauen 
Himmel und beobachtete die Möwen, die kreischend 
ihre Kreise zogen. Plötzlich stolperte ich und fiel
nach vorne in den Sand. Meine Brille rutschte mir
von der Nase und ich musste nach ihr tasten.
Meine Hände berührten ein nacktes Bein und dann
fand ich die Brille.
Ich setzte sie zurück auf die Nase und betrachtete
das Bein. Es war ein mit blonden Härchen bedecktes 
Bein, das wie Gold in der Sonne schimmerte. Das
Bein bewegte sich und der junge Mann, dem das Bein
gehörte, murmelte wie im Halbschlaf, ob alles gut 
wäre. Gar nichts war gut. Nein. Überhaupt nichts
war gut. Aber das wollte ich ihm natürlich nicht 
sagen. Ich legte mich neben ihn, drehte meinen Rücken
in seine Richtung und rollte mich zusammen wie ein
Embryo. Ich hätte gerne seinen fragenden Blick gesehen,
aber so, wie ich lag, war das unmöglich.
Zu meinem Erstaunen legte er einen Arm um mich und
rutschte etwas näher an mich heran.
"Aber was ist mit dem Schuh?" fragte ich. "Er hat ein
Loch vorne am Zeh!"
"Den hol ich mir später wieder zurück."
Der junge Mann lachte. Dabei schüttelte sich sein
ganzer Körper und ich wurde auch durchgeschüttelt.
Da war ich schon ein bisschen weniger traurig.
"Finden Sie es nicht seltsam, dass wir hier so 
liegen?" fragte er.
"Ja, eigentlich schon." antwortete ich.
"Aber es fühlt sich gut an."
"Ja, das tut es." sagte er und kraulte meinen Nacken,
so wie man einen Hund oder eine Katze berührt.
Er wusste nicht, wie verzweifelt ich war, tat
aber instinktiv das Richtige.
Menschen, die Selbstmord begehen wollen, brauchen
manchmal nur etwas Körperkontakt.
Als wir uns trennten, ging die Sonne unter und
ich beschloss, mir einen Tee zu machen.
Darum ging ich nach Hause.  

Die Erbse unter der Prinzessin

Die Erbse ruht stolz auf 
dem Meer weicher Kissen. 
Im Rosarot leuchtet ihr Grün. 
So dankbar ist sie für
ihr gutes Gewissen, 
dem Lohn für die siegreichen Müh'n. 

Unter vielen Matratzen
(den weichen und harten)
musste sie lange warten,
ohne sich wo zu kratzen.
Weil auf den Matratzen 
Prinzessinnen lagen,
ließ man sie dort liegen.
Sie durfte nicht klagen
und lag viele Jahre dort 
ganz ohne Gram.

Erst dann, als 
am Ende die Richtige kam, 
hat Erbse sich 
mit ihr vertragen. 
Es war zwar war auch diese 
im Schlaf nicht penibel, 
und haptisch-taktil 
nicht ein bisschen sensibel.
Doch Erbse hat sich 
in die Schöne verguckt,
und sie deshalb
mehrmals im Schlafe gejuckt.

Auch musste die Erbse 
fest treten und kneifen 
und zu noch ganz anderen
Maßnahmen greifen, 
damit die Prinzessin 
im Bett etwas spürt 
und der Prinz sie dann
glücklich zum Traualtar führt.

Denn das war der Sinn dieser
ganzen Tortur.
Eine Jungfrau zu finden,
die rund um die Uhr
hoch sensibel sein kann
für den liebenden Mann.
..die der Gatte
dann hatte.

Nun ist man der Erbse
auf ewig verpflichtet
und hat ihr deshalb
dieses Denkmal gedichtet.

															

Spiele der Erwachsenen-Meins ist besser als deins

Man ist mehr wert als die and'ren,
doch das sagt man lieber nicht.
Man gibt sich einfach bescheiden
und verzieht nicht das Gesicht.

Auch wenn einige zu dünn sind
und die anderen zu dick,
selbst wenn einige nicht modisch
und die anderen zu schick,
bleibt man selbst stets erste Sahne
und hat niemals die Kumpane,
die dem Status angemessen.

Freunde kann man hier vergessen,
weil zu klug sie oder dumm,
viel zu grade oder krumm.
Immer sind die andren Leute
zu niveaulos oder schlecht,
darum bleibt man immer einsam.
Niemand macht es diesem recht.

„Alle dumm wie doofe Kälber!“
denkt man 
und schätzt nur sich selber.