Spiele der Erwachsenen-Kontaktvermeidung

Ein Nicken im Vorübergeh'n. 
Ein kurzer Gruß. 
Man bleibt nicht steh'n. 
Das muss für's Erste reichen, 
um Nähe auszuweichen. 

Der Handdruck unterbleibt zum Glück, 
denn einer zieht die Hand zurück. 
Man schaut sich an. 
Man dreht sich weg. 
Man streift sich. 
Man kriegt einen Schreck, 
denn man kam sich schon viel zu nah, 
so nah, dass man den Menschen sah. 

Das sollte unterbleiben. 
Und um das zu vermeiden, 
grüßt man nur im Vorübergeh'n, 
hält Abstand
und bleibt niemals steh'n. 


Ich trage mein Licht durch die Welt

Ich trage mein Licht 
als Geschenk durch das Leben. 
Doch kein Mensch hat je 
seine Strahlen geseh'n. 

Ich könnte das Leuchten 
auch gar nicht erklären 
und denke, es kann
vielleicht niemand versteh'n.

So leuchte ich heimlich 
für mich nur im Stillen 
und bin so der Schöpfung 
als Diener zu Willen.

Die Dunkelheit befreit das Licht

Solange wir im Hellen stehen, 
ist unser Leuchten nicht zu sehen! 
Wir sind des Geistes lichtes Kind
und gehen durch die Dunkelheit, 
damit die Nacht das Licht befreit. 
Erst wenn wir sehen, was wir sind, 
erwachen wir als Geistes Kind!

Zeigen wir, was in uns steckt

In der Schale der Zikade
steckt viel mehr als ein Insekt!
Auch bei Töff verbirgt die Hülle,
was so alles in ihm steckt!

Unter all den harten Schichten
eingefror’ner Energie
ist ein großer Geist gefangen.
Doch man sieht ihn leider nie.

Dieser Geist erschafft das Leben,
gibt dem Schicksal ein Gesicht,
ist der Teppich, den wir weben.
Sehen können wir ihn nicht.

Nur in wachen Augenblicken
offenbart sich uns das Licht,
das wir sind und das wir werden.
Doch wir fassen es noch nicht.

Der erste Sonnenstrahl

Als der erste Lichtstrahl der Sonne
die Erde berührte
wie ein Zeigefinger,
und die Erde mit einem Grashalm
die Berührung erwiderte,
wurde das Leben geboren.
*

Das Süße ist gefror’nes Licht

Den Apfel, der vom Baume fiel,
verspeiste ich mit Kern und Stiel.
Das Süße war gefror'nes Licht.
Ich weiß das. Doch ihr glaubt mir nicht.

Die Sonne formte uns're Welt.
Sie hat ihr Licht hineingestellt,
hineingepflanzt in Baum und Strauch
und landete in meinem Bauch

als sonniges Zentralgeflecht.
Die Wärme kam mir gerade recht,
denn es war Winter und ich fror,
nachdem ich meinen Schal verlor.

Er fiel herab im dunklen Wald,
durch den ich lief. Mir war so kalt,
bis plötzlich Sonne in mir war.
Ganz unerwartet wunderbar

erschien das Licht ganz dicht in mir.
Sie wärmt auch dich. Vertraue ihr,
denn seit dem ersten Anbeginn
gibt sie sich diesem Leben hin,

und treibt es immer weiter fort
voran und näher an den Ort, 
der Zukunft heißt und Hoffnung macht
auf einen Weg durch diese Nacht.

Das Herz ist kein einsamer Jäger

 

Das Herz ist kein einsamer Jäger
*
Ich breite meine Arme aus, 
um das Paradies zu empfangen. 
Aber da ist nur ein großer Schmerz, 
wenn ich mich öffne. 

Ich hatte mein Herz 
ein Leben lang verschlossen, 
damit ich die Wunde nicht spüren muss. 

Es ist kein Zufall, 
dass Herz sich reimt auf Schmerz 
und wer darüber lacht, 
hat nicht an die weiteren 
Wunden gedacht, 
die er damit schlägt. 

Das Herz ist kein einsamer Jäger. 
Es ist ein Netz von feinen Fäden, 
die uns mit der Welt verbinden. 
Und wenn die Fäden reißen, 
bleibt eine große Einsamkeit. 

Wenn man die Wunden heilen will, 
führt kein Weg an dem Schmerz vorbei. 

 

Mein alter Freund

Ich drücke meine Stirne gegen deine.
Das tut so gut.
Ich fühl mich nicht alleine.
Du riechst nach Glühwein und nach Zedernholz.
Dass ich dein Freund sein darf, macht mich so froh und stolz,
denn du bist voller Weisheit und du weißt Bescheid
über das Leben voller Freud und Leid
und wie man es auf Dauer schaffen kann,
es zu bewältigen,
sogar als schwacher Mann.
Ich liebe es, mit dir herumzutoben
und muss dich über alle Maßen loben,
denn du verstehst es wirklich, zuzuhören,
und mich mit deinen Augen zu betören,
die mich oft liebevoll und mit Geduld betrachten.
Wenn's dich nicht gäbe, würde ich verschmachten.
Dass du mich liebst kommt nicht von ungefähr,
denn schon von Kindesbeinen an bist du mein Teddybär.
Du bist mein Retter in Gefahr und Not
und ohne dich wär ich schon viele Jahre tot.
Bald bin ich an die siebzig Jahre alt
und finde in dir immer noch den gleichen Halt.
Mit dir bei mir, grauhaariger Gefährte,
besteh' ich auch im Alter jede Härte.
*

Die Liebe ist nur Illusion

Ich erkannte ihn am Klang seiner Hände,
die sich ihren Weg durch das hohe Gras bahnten.
Er gab vor, im Obstbaumhain Äpfel pflücken zu wollen.
Aber eigentlich dachte er nur an mich.
Als er seine Zähne in meine Schultern schlug,
dachte ich damals noch, 
wie romantisch es sei.
Wir verbrachten genussvolle Stunden unter den Bäumen,
seine Hand wie ein Talisman auf meinen Brustkorb gepresst.
Ich schaute in seine Augen und erinnerte mich,
dass ich noch nie Glühwürmchen gesehen hatte.
Diese Art der Liebe war mir fremd.
Wir lagen dort, bis die langsame Flut des Mondes
sich über uns ergoß
und die Sterne in der Dunkelheit des Firmaments
zu leuchten begannen.
In meinen Träumen ist die Liebe ein großes Geheimnis
und voller Versprechungen gewesen.
Aber zurückschauend erinnere ich nur noch
die Weite des Himmels über mir.