Sieht man die Welt von oben, muss man den Schöpfer loben. Gelobt sei auch die Schöpferin, die sich die Welt ersonnen. Nur Schönes hatte sie im Sinn, als sie ihr Werk begonnen. Mit ihrem ersten "Werde!" erschuf sie diese Erde und trennte Finsternis vom Licht. Sie schied vor ihrem Angesicht das Wasser ab vom festen Land. Dann formte sie mit starker Hand die Kontinente, Ort für Ort, pflanzte hier Wälder, Wiesen dort. In diese wunderbare Welt hat sie das Menschenkind gestellt, damit es diese Welt bereise und über alle Maßen preise. Der Mensch pries aber nicht die Welt, sondern nur all das schöne Geld, das er für diese Welt bekam, wenn er ihr Wertvolles entnahm. Seit die Erbauerin entdeckte, dass ihre Kinder unperfekte, zerstörerische Wesen sind, weint sie nun über dieses Kind, weint Regen ohne Unterlass, und macht so alle Menschen nass. Die Menschheit wurde nass und nässer, jedoch dadurch kein bisschen besser. Sie wird im Tränenmeer verschwinden und niemand kann dann davon künden, dass Menschen fast die Welt zerstörten, weil sie nicht auf die Göttin hörten. |
Monatsarchive: Januar 2022
Beifall
Ich schreibe sogar, während andere schlafen
Ich schreibe sogar, während andere schlafen. Ich dichte auf schaukelnden Schiffen im Hafen. Auf schneeweiße Schlüpfer schreib ich und auf Hosen, auf Zahnpastatuben und Sauerkrautdosen. Ich schreibe auf Türen und Doppelglasfenster, in grusligen Schlössern auf Burgplatzgespenster. Auf Bettlaken will ich frühmorgens notieren, was Dichter in Träumen des nachts phantasieren. Auf Glasvasen tupfe ich Laute und Silben. Ich schreibe im Bett zwischen Läusen und Milben. Den Stift zwischen Zähnen und auf allen Vieren schreib ich über Knigge und schlechte Manieren. Denn ich weiß ja, dass jeder, der immerzu schreibt, auch nach seinem Tod in Erinnerung bleibt. |
Worüber ich schreibe
Ich könnte sehr viel über Kniestrümpfe schreiben. Mein Lektor sagt aber: "Das lass besser bleiben, denn Kniestrümpfe zählen (kariert) zu den Themen, von denen zu dichten Poeten sich schämen." Deshalb schrieb ich Lyrisches über die Bahn, die immer zu spät war, auch wenn sie mal kam. Ich reimte auch was über Cowboykopfhüte, die Johnny nicht trug, denn er nahm eine Tüte und setzte sie sich feierlich auf sein Haupt. Das hat mir mein Lektor jedoch nicht erlaubt. Die Verse, sie liegen darum in der Lade. Ein Leserbrief schrieb mir, er fände es schade, dass ich über herzhafte Liebe nicht reime. (Ich dichte sie nicht. Sie enthält zu viel Keime!) Stattdessen bau’ ich mir mit fröhlicher Miene die Silben verschwendende Reime-Maschine. Mit ihr backe ich dann poetische Kuchen. Die müsst ihr natürlich genüsslich versuchen. Ich will sie für Leser (Nur für die gescheiten!), nachdem ich sie würzte, gekonnt zubereiten. Und das geht so: Mein Metrum ist der Schweinsgalopp. Ich dichte gerne hopp, hopp, hopp. Zum Tango-Tempo sag ich:“NEIN!“, denn Walzer muss mein Versmaß sein. Im Kreise dreh’ ich mich dann so voller Glück, ja, mit drei Schritten vorwärts und dreien zurück. Folgt tanzend mir in mein Gefilde, dann seid ihr über mich im Bilde. |
Ich schreibe auf ein Stück Papier
Ich schreibe auf ein Stück Papier Gedichte. Ich kann nichts dafür. Das Dichten liegt mir halt im Blut. Darum gelingt es mir so gut. Ich schreibe mit dem Fingerhut in eine Schale Butter. Ich schreibe mit dem filigranen Füller meiner Mutter. Mit Klammern und mit Wäsche texte ich auf eine Leine. Mit Nägeln ritze ich Gedichte in gefärbte Steine. Mit einer Schere schneide ich zwei Zeilen in ein Tuch und knüpfe in die Ecken einen hundsgemeinen Fluch. Auf zartes, rosa Klopapier, versteckt im Damenklo, schreibe ich mit gezapftem Blut von einem Zirkusfloh. Mit schwarzer Kohle schreibe ich auf braunes Backpapier. Mit frisch geschärften Messern auf die Lederhaut vom Stier. Ich knote mit den weißen, aus dem Mund geriss'nen Zähnen Terzinen der Vergänglichkeit in schwarze Löwenmähnen. Ich schreibe mit dem letzten Haar von meinem kahlen Kopf. Ich schreibe mit dem langen, blonden, eleganten Zopf, den ich dem Weib vom Haupte schnitt, das tollkühn auf dem Wallach ritt. (Auf einem Wallach durch den Wald. Wohin? Wofür? Ihr wurde kalt.) Ich dichte selbst mit langen, spitzen, rot lackierten Nägeln auf blaue Wellen aus Papier, wenn wir durch Kissen segeln. Weil dies, mein Herz, der Dichtung gilt, will ich es froh verschenken. Sobald ich ausgeblutet bin, könnt ihr gern an mich denken. Auf dem Jenseitsplaneten, weit weg in der Ferne, dichte ich dann als Seele noch ganz neue Sterne. |
Frühling im Januar
Der Januar hat grad begonnen und Töff genießt die Frühlingswonnen, weil es warm ist wie im April, der sich frühzeitig zeigen will. Töff tanzt dem Frühlingwind entgegen und dreht sich wild im Frühlingsregen, während die prallen Regentropfen auf seinen bunten Stockschirm klopfen. Ist dies die neue Klimawelt? Dann ist sie, wie für Töff bestellt. Er tanzt fast nackt vor seiner Tür und dankt froh der Natur dafür. |